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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Literatur.
Fischwerke bemerkbar, dessen beigegebene 113 Tafeln nichts als Copien der
Bloch'schen Abbildungen enthalten. Nur dadurch, dass Gmelin in dieser
Schrift die Fische des Rhein, Main, Neckar und der Donau, sowie des Boden-
sees besonders berücksichtigte, hat dieses Werk mit seinen speciellen Beiträ-
gen zur Fischfauna Süddeutschlands unser Interesse erregen können.

Die von Cuvier und Valenciennes 5) herausgegebene Geschichte der Fische
enthält sehr viele wichtige, die deutsche Fischfauna betreffende Beiträge,
welche Valenciennes dadurch mitzutheilen Gelegenheit fand, dass derselbe
theils durch vielfache Zusendungen, theils durch Reisen einen grossen Theil
der deutschen Fische kennen lernte. Trotz dieser durch eigene Anschauung
erlangten Uebersicht der deutschen Fischfauna hat es Valenciennes nicht im-
mer dahin bringen können, die von älteren Ichthyologen veranlasste Ver-
wirrung und Verwechslung gewisser Fischarten zu beseitigen. Am wenig-
sten trug die von Valenciennes so sehr beliebte weitläufige Beschreibung
der einzelnen Fische dazu bei, unsere Kenntnisse über neue Arten zu erwei-
tern oder über zweifelhafte Arten aufzuklären. Durch eine gewisse Vorliebe,
die unter dem Einflusse verschiedener Wassergebiete abgeänderten Individuen
derselben Fisch-Species als besondere Species aufzufassen und hinzustellen,
ist von Valenciennes das System der Fische mit vielen unhaltbaren Fisch-
Arten belastet worden.

Einige Beiträge zu diesen unhaltbaren Fisch-Arten erhielt Valenciennes
aus Deutschland durch L. Agassiz, der durch seine übrigen riesenhaften Lei-
stungen auf dem Gebiete der Ichthyologie als einer der ausgezeichnetsten För-
derer dieser Wissenschaft stets anerkannt bleiben wird. Ausserdem haben
wir Agassiz viele wichtige Untersuchungen und Entdeckungen in Bezug auf
die mitteleuropäische Fischfauna zu verdanken, welche derselbe zum Theil
hier in München zu Tage gefördert hat. Agassiz benutzte nämlich seinen hie-
sigen Aufenthalt dazu, auf dem fischreichen Münchner Markte mit dem gröss-
ten Eifer ichthyologische Studien vorzunehmen, als deren erstes Resultat die
Beschreibung einer neuen Gobio-Species zu nennen ist, welcher Agassiz 6)
noch mehrere andere ichthyologische auf dem Münchner Fischmarkte gemachte
Beobachtungen hinzufügte. Agassiz benutzte ausserdem seinen Aufenthalt in
München noch dazu, um ein grösseres mit Abbildungen ausgestattetes Fisch-
werk vorzubereiten, zu welchem Zwecke er von dem damals hier lebenden

5) Cuvier et Valenciennes: Histoire naturelle des poissons. Vol. I--XXII. Paris,
1828--49.
6) L. Agassiz: Beschreibung einer neuen Species aus dem Genus Cyprinus Lin.
in der Isis, Jahrgang 1828. pag. 1046. Tab. XII. -- Oken legte den im Jahre 1821 zu Berlin
versammelten Naturforschern diese von Agassiz in der Isar entdeckte und als Gobio ura-
noscopus
bezeichnete neue Cyprinus-Art vor, deren Beschreibung in der Isis 1829, pag. 414
noch einmal wiederholt wurde.

Literatur.
Fischwerke bemerkbar, dessen beigegebene 113 Tafeln nichts als Copien der
Bloch’schen Abbildungen enthalten. Nur dadurch, dass Gmelin in dieser
Schrift die Fische des Rhein, Main, Neckar und der Donau, sowie des Boden-
sees besonders berücksichtigte, hat dieses Werk mit seinen speciellen Beiträ-
gen zur Fischfauna Süddeutschlands unser Interesse erregen können.

Die von Cuvier und Valenciennes 5) herausgegebene Geschichte der Fische
enthält sehr viele wichtige, die deutsche Fischfauna betreffende Beiträge,
welche Valenciennes dadurch mitzutheilen Gelegenheit fand, dass derselbe
theils durch vielfache Zusendungen, theils durch Reisen einen grossen Theil
der deutschen Fische kennen lernte. Trotz dieser durch eigene Anschauung
erlangten Uebersicht der deutschen Fischfauna hat es Valenciennes nicht im-
mer dahin bringen können, die von älteren Ichthyologen veranlasste Ver-
wirrung und Verwechslung gewisser Fischarten zu beseitigen. Am wenig-
sten trug die von Valenciennes so sehr beliebte weitläufige Beschreibung
der einzelnen Fische dazu bei, unsere Kenntnisse über neue Arten zu erwei-
tern oder über zweifelhafte Arten aufzuklären. Durch eine gewisse Vorliebe,
die unter dem Einflusse verschiedener Wassergebiete abgeänderten Individuen
derselben Fisch-Species als besondere Species aufzufassen und hinzustellen,
ist von Valenciennes das System der Fische mit vielen unhaltbaren Fisch-
Arten belastet worden.

Einige Beiträge zu diesen unhaltbaren Fisch-Arten erhielt Valenciennes
aus Deutschland durch L. Agassiz, der durch seine übrigen riesenhaften Lei-
stungen auf dem Gebiete der Ichthyologie als einer der ausgezeichnetsten För-
derer dieser Wissenschaft stets anerkannt bleiben wird. Ausserdem haben
wir Agassiz viele wichtige Untersuchungen und Entdeckungen in Bezug auf
die mitteleuropäische Fischfauna zu verdanken, welche derselbe zum Theil
hier in München zu Tage gefördert hat. Agassiz benutzte nämlich seinen hie-
sigen Aufenthalt dazu, auf dem fischreichen Münchner Markte mit dem gröss-
ten Eifer ichthyologische Studien vorzunehmen, als deren erstes Resultat die
Beschreibung einer neuen Gobio-Species zu nennen ist, welcher Agassiz 6)
noch mehrere andere ichthyologische auf dem Münchner Fischmarkte gemachte
Beobachtungen hinzufügte. Agassiz benutzte ausserdem seinen Aufenthalt in
München noch dazu, um ein grösseres mit Abbildungen ausgestattetes Fisch-
werk vorzubereiten, zu welchem Zwecke er von dem damals hier lebenden

5) Cuvier et Valenciennes: Histoire naturelle des poissons. Vol. I—XXII. Paris,
1828—49.
6) L. Agassiz: Beschreibung einer neuen Species aus dem Genus Cyprinus Lin.
in der Isis, Jahrgang 1828. pag. 1046. Tab. XII. — Oken legte den im Jahre 1821 zu Berlin
versammelten Naturforschern diese von Agassiz in der Isar entdeckte und als Gobio ura-
noscopus
bezeichnete neue Cyprinus-Art vor, deren Beschreibung in der Isis 1829, pag. 414
noch einmal wiederholt wurde.
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[22/0035] Literatur. Fischwerke bemerkbar, dessen beigegebene 113 Tafeln nichts als Copien der Bloch’schen Abbildungen enthalten. Nur dadurch, dass Gmelin in dieser Schrift die Fische des Rhein, Main, Neckar und der Donau, sowie des Boden- sees besonders berücksichtigte, hat dieses Werk mit seinen speciellen Beiträ- gen zur Fischfauna Süddeutschlands unser Interesse erregen können. Die von Cuvier und Valenciennes 5) herausgegebene Geschichte der Fische enthält sehr viele wichtige, die deutsche Fischfauna betreffende Beiträge, welche Valenciennes dadurch mitzutheilen Gelegenheit fand, dass derselbe theils durch vielfache Zusendungen, theils durch Reisen einen grossen Theil der deutschen Fische kennen lernte. Trotz dieser durch eigene Anschauung erlangten Uebersicht der deutschen Fischfauna hat es Valenciennes nicht im- mer dahin bringen können, die von älteren Ichthyologen veranlasste Ver- wirrung und Verwechslung gewisser Fischarten zu beseitigen. Am wenig- sten trug die von Valenciennes so sehr beliebte weitläufige Beschreibung der einzelnen Fische dazu bei, unsere Kenntnisse über neue Arten zu erwei- tern oder über zweifelhafte Arten aufzuklären. Durch eine gewisse Vorliebe, die unter dem Einflusse verschiedener Wassergebiete abgeänderten Individuen derselben Fisch-Species als besondere Species aufzufassen und hinzustellen, ist von Valenciennes das System der Fische mit vielen unhaltbaren Fisch- Arten belastet worden. Einige Beiträge zu diesen unhaltbaren Fisch-Arten erhielt Valenciennes aus Deutschland durch L. Agassiz, der durch seine übrigen riesenhaften Lei- stungen auf dem Gebiete der Ichthyologie als einer der ausgezeichnetsten För- derer dieser Wissenschaft stets anerkannt bleiben wird. Ausserdem haben wir Agassiz viele wichtige Untersuchungen und Entdeckungen in Bezug auf die mitteleuropäische Fischfauna zu verdanken, welche derselbe zum Theil hier in München zu Tage gefördert hat. Agassiz benutzte nämlich seinen hie- sigen Aufenthalt dazu, auf dem fischreichen Münchner Markte mit dem gröss- ten Eifer ichthyologische Studien vorzunehmen, als deren erstes Resultat die Beschreibung einer neuen Gobio-Species zu nennen ist, welcher Agassiz 6) noch mehrere andere ichthyologische auf dem Münchner Fischmarkte gemachte Beobachtungen hinzufügte. Agassiz benutzte ausserdem seinen Aufenthalt in München noch dazu, um ein grösseres mit Abbildungen ausgestattetes Fisch- werk vorzubereiten, zu welchem Zwecke er von dem damals hier lebenden 5) Cuvier et Valenciennes: Histoire naturelle des poissons. Vol. I—XXII. Paris, 1828—49. 6) L. Agassiz: Beschreibung einer neuen Species aus dem Genus Cyprinus Lin. in der Isis, Jahrgang 1828. pag. 1046. Tab. XII. — Oken legte den im Jahre 1821 zu Berlin versammelten Naturforschern diese von Agassiz in der Isar entdeckte und als Gobio ura- noscopus bezeichnete neue Cyprinus-Art vor, deren Beschreibung in der Isis 1829, pag. 414 noch einmal wiederholt wurde.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/35>, abgerufen am 25.04.2024.