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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Literatur.
Künstler Dinkel viele colorirte Zeichnungen nach frischen Fisch-Exemplaren
anfertigen liess, von denen ein Theil durch den hiesigen Künstler Minsinger
bereits lithographirt worden waren. Es wurde zu der Herausgabe eines Wer-
kes über Süsswasser-Fische mit der Cotta'schen Verlagshandlung ein Plan
verabredet, welcher leider niemals ausgeführt wurde *). Dieser Plan musste
aber in weiteren Kreisen bekannt geworden sein, da in der von Reider und
Hahn im Jahre 1834 herausgegebenen Fauna boica jenes Fischwerk des Agassiz,
welches nie im Drucke erschienen ist, unter dem Titel: "Naturbeschreibung
der Süsswasserfische von Mitteleuropa, München 1830" citirt worden ist. Von
den bereits fertig gewordenen lithographischen Tafeln, auf welchen mehrere
von Agassiz in Südbayern aufgefundene und als neu erkannte Arten dargestellt
waren, vertheilte derselbe Abdrücke an verschiedene Freunde und Naturfor-
scher **). In Paris überliess Agassiz sogar seine ganze, alle diese Fisch-
Abbildungen enthaltende Mappe dem mit der Herausgabe von Cuvier's Histoire
naturelle des poissons
beschäftigten Ichthyologen Valenciennes zur freisten Be-
nutzung. Mehrere in dem genannten Werke von Valenciennes zuerst bekannt
gemachte neue Fischarten rühren von Agassiz her, und hat ersterer ihre Be-
schreibung oft nur nach den in jener Mappe vorgefundenen Handzeichnungen
entworfen. Hierdurch ist es gekommen, dass auch Valenciennes das niemals
im Drucke bekannt gewordene Werk des Agassiz so genau citirt hat ***). Da
sowohl von Reider und Hahn wie von Valenciennes die auf den Zeichnungen
und Tafeln des Agassiz angebrachte Nomenclatur angenommen worden war,
so habe ich mir die grösste Mühe gegeben, Abdrücke dieser Handzeichnungen
zur Einsicht und Vergleichung zu erhalten, indem ich überzeugt war, dass sie
jedenfalls interessante Beiträge zur bayrischen Fischfauna enthielten, allein
meine Bemühungen waren vergebens, und es blieb mir nichts übrig, als mir
von Agassiz selbst, der seitdem nach Nordamerica übergesiedelt war, über
jenes nicht zu Stande gekommene naturwissenschaftliche Unternehmen No-
tizen zu verschaffen. Agassiz hatte die Güte, mir aus Cambridge in Nord-
america am 10. Mai 1858 auf meine Anfragen unter anderem folgendes mitzu-
theilen: "Der Umstand, dass ich mich ganz dem Studium der americanischen
Fauna hingegeben habe, macht es mir im Augenblicke etwas schwer, Ihre

*) Vergl. The life and writings of Louis Agassiz, in dem Edinburgh new philosophical
Journal 1848--49. pag. 6.
**) Oken vertheilte mehrere Probe-Tafeln dieses Werkes in der zoologischen Section
während der im Jahre 1830 zu Hamburg abgehaltenen Naturforscher-Versammlung. Vergl.
Isis 1831. pag. 918.
***) Vergl. Cuvier et Valenciennes: Hist. de poissons. Tom. 16. 1842. pag. 45., wo es
in einer Anmerkung heisst: "Voyez pour l'osteologie de la carpe les belles planches IX, X,
et XI de l'histoire des poissons de l'Europe centrale par. M. Agassiz", und Tom. 17. 1844.
pag. 87. 89. u. 272.

Literatur.
Künstler Dinkel viele colorirte Zeichnungen nach frischen Fisch-Exemplaren
anfertigen liess, von denen ein Theil durch den hiesigen Künstler Minsinger
bereits lithographirt worden waren. Es wurde zu der Herausgabe eines Wer-
kes über Süsswasser-Fische mit der Cotta’schen Verlagshandlung ein Plan
verabredet, welcher leider niemals ausgeführt wurde *). Dieser Plan musste
aber in weiteren Kreisen bekannt geworden sein, da in der von Reider und
Hahn im Jahre 1834 herausgegebenen Fauna boica jenes Fischwerk des Agassiz,
welches nie im Drucke erschienen ist, unter dem Titel: »Naturbeschreibung
der Süsswasserfische von Mitteleuropa, München 1830« citirt worden ist. Von
den bereits fertig gewordenen lithographischen Tafeln, auf welchen mehrere
von Agassiz in Südbayern aufgefundene und als neu erkannte Arten dargestellt
waren, vertheilte derselbe Abdrücke an verschiedene Freunde und Naturfor-
scher **). In Paris überliess Agassiz sogar seine ganze, alle diese Fisch-
Abbildungen enthaltende Mappe dem mit der Herausgabe von Cuvier’s Histoire
naturelle des poissons
beschäftigten Ichthyologen Valenciennes zur freisten Be-
nutzung. Mehrere in dem genannten Werke von Valenciennes zuerst bekannt
gemachte neue Fischarten rühren von Agassiz her, und hat ersterer ihre Be-
schreibung oft nur nach den in jener Mappe vorgefundenen Handzeichnungen
entworfen. Hierdurch ist es gekommen, dass auch Valenciennes das niemals
im Drucke bekannt gewordene Werk des Agassiz so genau citirt hat ***). Da
sowohl von Reider und Hahn wie von Valenciennes die auf den Zeichnungen
und Tafeln des Agassiz angebrachte Nomenclatur angenommen worden war,
so habe ich mir die grösste Mühe gegeben, Abdrücke dieser Handzeichnungen
zur Einsicht und Vergleichung zu erhalten, indem ich überzeugt war, dass sie
jedenfalls interessante Beiträge zur bayrischen Fischfauna enthielten, allein
meine Bemühungen waren vergebens, und es blieb mir nichts übrig, als mir
von Agassiz selbst, der seitdem nach Nordamerica übergesiedelt war, über
jenes nicht zu Stande gekommene naturwissenschaftliche Unternehmen No-
tizen zu verschaffen. Agassiz hatte die Güte, mir aus Cambridge in Nord-
america am 10. Mai 1858 auf meine Anfragen unter anderem folgendes mitzu-
theilen: »Der Umstand, dass ich mich ganz dem Studium der americanischen
Fauna hingegeben habe, macht es mir im Augenblicke etwas schwer, Ihre

*) Vergl. The life and writings of Louis Agassiz, in dem Edinburgh new philosophical
Journal 1848—49. pag. 6.
**) Oken vertheilte mehrere Probe-Tafeln dieses Werkes in der zoologischen Section
während der im Jahre 1830 zu Hamburg abgehaltenen Naturforscher-Versammlung. Vergl.
Isis 1831. pag. 918.
***) Vergl. Cuvier et Valenciennes: Hist. de poissons. Tom. 16. 1842. pag. 45., wo es
in einer Anmerkung heisst: »Voyez pour l’ostéologie de la carpe les belles planches IX, X,
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pag. 87. 89. u. 272.
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[23/0036] Literatur. Künstler Dinkel viele colorirte Zeichnungen nach frischen Fisch-Exemplaren anfertigen liess, von denen ein Theil durch den hiesigen Künstler Minsinger bereits lithographirt worden waren. Es wurde zu der Herausgabe eines Wer- kes über Süsswasser-Fische mit der Cotta’schen Verlagshandlung ein Plan verabredet, welcher leider niemals ausgeführt wurde *). Dieser Plan musste aber in weiteren Kreisen bekannt geworden sein, da in der von Reider und Hahn im Jahre 1834 herausgegebenen Fauna boica jenes Fischwerk des Agassiz, welches nie im Drucke erschienen ist, unter dem Titel: »Naturbeschreibung der Süsswasserfische von Mitteleuropa, München 1830« citirt worden ist. Von den bereits fertig gewordenen lithographischen Tafeln, auf welchen mehrere von Agassiz in Südbayern aufgefundene und als neu erkannte Arten dargestellt waren, vertheilte derselbe Abdrücke an verschiedene Freunde und Naturfor- scher **). In Paris überliess Agassiz sogar seine ganze, alle diese Fisch- Abbildungen enthaltende Mappe dem mit der Herausgabe von Cuvier’s Histoire naturelle des poissons beschäftigten Ichthyologen Valenciennes zur freisten Be- nutzung. Mehrere in dem genannten Werke von Valenciennes zuerst bekannt gemachte neue Fischarten rühren von Agassiz her, und hat ersterer ihre Be- schreibung oft nur nach den in jener Mappe vorgefundenen Handzeichnungen entworfen. Hierdurch ist es gekommen, dass auch Valenciennes das niemals im Drucke bekannt gewordene Werk des Agassiz so genau citirt hat ***). Da sowohl von Reider und Hahn wie von Valenciennes die auf den Zeichnungen und Tafeln des Agassiz angebrachte Nomenclatur angenommen worden war, so habe ich mir die grösste Mühe gegeben, Abdrücke dieser Handzeichnungen zur Einsicht und Vergleichung zu erhalten, indem ich überzeugt war, dass sie jedenfalls interessante Beiträge zur bayrischen Fischfauna enthielten, allein meine Bemühungen waren vergebens, und es blieb mir nichts übrig, als mir von Agassiz selbst, der seitdem nach Nordamerica übergesiedelt war, über jenes nicht zu Stande gekommene naturwissenschaftliche Unternehmen No- tizen zu verschaffen. Agassiz hatte die Güte, mir aus Cambridge in Nord- america am 10. Mai 1858 auf meine Anfragen unter anderem folgendes mitzu- theilen: »Der Umstand, dass ich mich ganz dem Studium der americanischen Fauna hingegeben habe, macht es mir im Augenblicke etwas schwer, Ihre *) Vergl. The life and writings of Louis Agassiz, in dem Edinburgh new philosophical Journal 1848—49. pag. 6. **) Oken vertheilte mehrere Probe-Tafeln dieses Werkes in der zoologischen Section während der im Jahre 1830 zu Hamburg abgehaltenen Naturforscher-Versammlung. Vergl. Isis 1831. pag. 918. ***) Vergl. Cuvier et Valenciennes: Hist. de poissons. Tom. 16. 1842. pag. 45., wo es in einer Anmerkung heisst: »Voyez pour l’ostéologie de la carpe les belles planches IX, X, et XI de l’histoire des poissons de l’Europe centrale par. M. Agassiz«, und Tom. 17. 1844. pag. 87. 89. u. 272.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/36>, abgerufen am 23.04.2024.