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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Literatur.
von Cuvier's Thierreich sehr beachtenswerthe, auf verschiedene schweize-
rische Fische sich beziehende Zusätze beigefügt und unter Mitwirkung von
Agassiz ein vollständiges Verzeichniss der in der Schweiz einheimischen Fische
zusammengestellt, welchem er später noch eine Beschreibung der Fische des
Canton Zürich folgen liess. Eine ausgezeichnete Bearbeitung der Bodensee-
Fische haben wir Rapp41) zu verdanken.

Die Fischfauna des vom Rheinfall bis Bingen als Mittelrhein aufzufassen-
den Rhein-Gebiets hat vielfache Bearbeiter gefunden, von denen der Strass-
burger Fischer Baldner wohl den interessantesten Beitrag geliefert hat. Dieser
fleissige und aufmerksame Beobachter hat ein Manuscript ausgearbeitet, wel-
ches ausser einer Beschreibung der verschiedensten Wasserthiere des Rheins
auch eine kurze Beschreibung der Rhein-Fische enthält, zu welcher colorirte
Abbildungen aller von Baldner beschriebenen Naturproducte beigefügt sind.
Ich fand dieses Manuscript42) zu meiner grössten Freude in dem Strassburger
Naturalien-Cabinete vor und verdanke eine genauere Einsicht in dasselbe der
gütigen Erlaubniss des Vorstandes des genannten Cabinets, W. P. Schimper.
In der als "Fischbuch" überschriebenen Abtheilung dieses Manuscriptes befin-
den sich 32 Fische colorirt abgebildet, von denen 29 ziemlich kenntlich dar-
gestellt waren, während 3 Cyprinoiden von mir nicht gedeutet werden konnten.
Baldner hatte jeden dieser abgebildeten Fische mit dem in Strassburg ge-
bräuchlichen deutschen Volksnamen bezeichnet, zu welchem späterhin Reis-
eisen
, ein Strassburger Naturforscher, die lateinischen Namen nach Linne,
jedoch nicht immer richtig, hinzugefügt hatte; von dem bekannten Zoologen
Joh. Hermann waren mehrere dieser Fehler mit eigener Hand berichtiget wor-
den. Baldner hat übrigens dieses Manuscript mehrmals anfertigen lassen, da sich
ein zweites Exemplar desselben in London und ein drittes Exemplar in Cassel
befindet. Das Londoner Exemplar wurde durch Willughby dorthin gebracht*).

c. Der Canton Zürich in naturgeschichtlicher und landwirthschaftlicher Beziehung
dargestellt. Zürich, 1842. pag. 302.
41) W. v. Rapp: Die Fische des Bodensee, vergl. die Würtembergischen natur-
wissenschaftlichen Jahreshefte. Jahrgang X. Heft 2. 1854. pag. 137 mit sechs Tafeln Ab-
bildungen (diese Abhandlung ist auch separat im Druck erschienen).
42) Der Titel dieses Manuscriptes lautet:
Recht natürliche Beschreibung und Abmahlung der Wasser-Vögel, Fischen, vierfüssi-
gen Thier, Insekten und Gewirm, so bey Strassburg in den Wassern sind die ich selber ge-
schossen und die Fisch gefangen, auch alles in meiner Hand gehabt. Leonhard Baldner,
Fischer undt Hagmeister in Strassburg gefertigt worden 1666.
Die Abtheilung dieses Manuscripts, welche die Fische enthält, hat Baldner über-
schrieben:
Das Fischbuch, darin 45ley Gattung Fisch und Krebs, so nach ihrer Art und eigen-
schaft beschrieben zu finden.
*) Scheuchzer spricht sich in seiner Bibliotheca scriptorum historiae naturalis om-
nium terrae regionum inservientium Historiae naturalis Helvetiae prodromus etc. (Tiguri
1716. pag. 19) über dieses Manuscript dahin aus: "Leonhardus Baltner, Piscator et Auceps
v. Siebold, Fische. 3

Literatur.
von Cuvier’s Thierreich sehr beachtenswerthe, auf verschiedene schweize-
rische Fische sich beziehende Zusätze beigefügt und unter Mitwirkung von
Agassiz ein vollständiges Verzeichniss der in der Schweiz einheimischen Fische
zusammengestellt, welchem er später noch eine Beschreibung der Fische des
Canton Zürich folgen liess. Eine ausgezeichnete Bearbeitung der Bodensee-
Fische haben wir Rapp41) zu verdanken.

Die Fischfauna des vom Rheinfall bis Bingen als Mittelrhein aufzufassen-
den Rhein-Gebiets hat vielfache Bearbeiter gefunden, von denen der Strass-
burger Fischer Baldner wohl den interessantesten Beitrag geliefert hat. Dieser
fleissige und aufmerksame Beobachter hat ein Manuscript ausgearbeitet, wel-
ches ausser einer Beschreibung der verschiedensten Wasserthiere des Rheins
auch eine kurze Beschreibung der Rhein-Fische enthält, zu welcher colorirte
Abbildungen aller von Baldner beschriebenen Naturproducte beigefügt sind.
Ich fand dieses Manuscript42) zu meiner grössten Freude in dem Strassburger
Naturalien-Cabinete vor und verdanke eine genauere Einsicht in dasselbe der
gütigen Erlaubniss des Vorstandes des genannten Cabinets, W. P. Schimper.
In der als »Fischbuch« überschriebenen Abtheilung dieses Manuscriptes befin-
den sich 32 Fische colorirt abgebildet, von denen 29 ziemlich kenntlich dar-
gestellt waren, während 3 Cyprinoiden von mir nicht gedeutet werden konnten.
Baldner hatte jeden dieser abgebildeten Fische mit dem in Strassburg ge-
bräuchlichen deutschen Volksnamen bezeichnet, zu welchem späterhin Reis-
eisen
, ein Strassburger Naturforscher, die lateinischen Namen nach Linne,
jedoch nicht immer richtig, hinzugefügt hatte; von dem bekannten Zoologen
Joh. Hermann waren mehrere dieser Fehler mit eigener Hand berichtiget wor-
den. Baldner hat übrigens dieses Manuscript mehrmals anfertigen lassen, da sich
ein zweites Exemplar desselben in London und ein drittes Exemplar in Cassel
befindet. Das Londoner Exemplar wurde durch Willughby dorthin gebracht*).

c. Der Canton Zürich in naturgeschichtlicher und landwirthschaftlicher Beziehung
dargestellt. Zürich, 1842. pag. 302.
41) W. v. Rapp: Die Fische des Bodensee, vergl. die Würtembergischen natur-
wissenschaftlichen Jahreshefte. Jahrgang X. Heft 2. 1854. pag. 137 mit sechs Tafeln Ab-
bildungen (diese Abhandlung ist auch separat im Druck erschienen).
42) Der Titel dieses Manuscriptes lautet:
Recht natürliche Beschreibung und Abmahlung der Wasser-Vögel, Fischen, vierfüssi-
gen Thier, Insekten und Gewirm, so bey Strassburg in den Wassern sind die ich selber ge-
schossen und die Fisch gefangen, auch alles in meiner Hand gehabt. Leonhard Baldner,
Fischer undt Hagmeister in Strassburg gefertigt worden 1666.
Die Abtheilung dieses Manuscripts, welche die Fische enthält, hat Baldner über-
schrieben:
Das Fischbuch, darin 45ley Gattung Fisch und Krebs, so nach ihrer Art und eigen-
schaft beschrieben zu finden.
*) Scheuchzer spricht sich in seiner Bibliotheca scriptorum historiae naturalis om-
nium terrae regionum inservientium Historiae naturalis Helvetiae prodromus etc. (Tiguri
1716. pag. 19) über dieses Manuscript dahin aus: »Leonhardus Baltner, Piscator et Auceps
v. Siebold, Fische. 3
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[33/0046] Literatur. von Cuvier’s Thierreich sehr beachtenswerthe, auf verschiedene schweize- rische Fische sich beziehende Zusätze beigefügt und unter Mitwirkung von Agassiz ein vollständiges Verzeichniss der in der Schweiz einheimischen Fische zusammengestellt, welchem er später noch eine Beschreibung der Fische des Canton Zürich folgen liess. Eine ausgezeichnete Bearbeitung der Bodensee- Fische haben wir Rapp 41) zu verdanken. Die Fischfauna des vom Rheinfall bis Bingen als Mittelrhein aufzufassen- den Rhein-Gebiets hat vielfache Bearbeiter gefunden, von denen der Strass- burger Fischer Baldner wohl den interessantesten Beitrag geliefert hat. Dieser fleissige und aufmerksame Beobachter hat ein Manuscript ausgearbeitet, wel- ches ausser einer Beschreibung der verschiedensten Wasserthiere des Rheins auch eine kurze Beschreibung der Rhein-Fische enthält, zu welcher colorirte Abbildungen aller von Baldner beschriebenen Naturproducte beigefügt sind. Ich fand dieses Manuscript 42) zu meiner grössten Freude in dem Strassburger Naturalien-Cabinete vor und verdanke eine genauere Einsicht in dasselbe der gütigen Erlaubniss des Vorstandes des genannten Cabinets, W. P. Schimper. In der als »Fischbuch« überschriebenen Abtheilung dieses Manuscriptes befin- den sich 32 Fische colorirt abgebildet, von denen 29 ziemlich kenntlich dar- gestellt waren, während 3 Cyprinoiden von mir nicht gedeutet werden konnten. Baldner hatte jeden dieser abgebildeten Fische mit dem in Strassburg ge- bräuchlichen deutschen Volksnamen bezeichnet, zu welchem späterhin Reis- eisen, ein Strassburger Naturforscher, die lateinischen Namen nach Linne, jedoch nicht immer richtig, hinzugefügt hatte; von dem bekannten Zoologen Joh. Hermann waren mehrere dieser Fehler mit eigener Hand berichtiget wor- den. Baldner hat übrigens dieses Manuscript mehrmals anfertigen lassen, da sich ein zweites Exemplar desselben in London und ein drittes Exemplar in Cassel befindet. Das Londoner Exemplar wurde durch Willughby dorthin gebracht *). 40) 41) W. v. Rapp: Die Fische des Bodensee, vergl. die Würtembergischen natur- wissenschaftlichen Jahreshefte. Jahrgang X. Heft 2. 1854. pag. 137 mit sechs Tafeln Ab- bildungen (diese Abhandlung ist auch separat im Druck erschienen). 42) Der Titel dieses Manuscriptes lautet: Recht natürliche Beschreibung und Abmahlung der Wasser-Vögel, Fischen, vierfüssi- gen Thier, Insekten und Gewirm, so bey Strassburg in den Wassern sind die ich selber ge- schossen und die Fisch gefangen, auch alles in meiner Hand gehabt. Leonhard Baldner, Fischer undt Hagmeister in Strassburg gefertigt worden 1666. Die Abtheilung dieses Manuscripts, welche die Fische enthält, hat Baldner über- schrieben: Das Fischbuch, darin 45ley Gattung Fisch und Krebs, so nach ihrer Art und eigen- schaft beschrieben zu finden. *) Scheuchzer spricht sich in seiner Bibliotheca scriptorum historiae naturalis om- nium terrae regionum inservientium Historiae naturalis Helvetiae prodromus etc. (Tiguri 1716. pag. 19) über dieses Manuscript dahin aus: »Leonhardus Baltner, Piscator et Auceps 40) c. Der Canton Zürich in naturgeschichtlicher und landwirthschaftlicher Beziehung dargestellt. Zürich, 1842. pag. 302. v. Siebold, Fische. 3

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/46>, abgerufen am 18.04.2024.