Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität in suspendirten Drähten.
Mon.ber. d. Berl. Akad. d. W. v. 6. Dec.)
1875.
Das andauernde Frostwetter des letzten Winters und das freundliche Entgegenkommen der Verwaltung der Niederschlesisch- Märkischen Eisenbahn und namentlich ihres Telegraphen-Inspec- tors, des Herrn Wehrhahn, machten es mir möglich, einen schon im Jahre 1845 von mir gemachten Vorschlag zur directen Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität1) in Ausführung zu bringen. Leider verhinderte das während der Versuche ein- tretende Thauwetter die vollständige Durchführung derselben, doch erscheinen die erhaltenen Resultate schon wichtig genug, um ihre Mittheilung vor völligem Abschlusse dieser Arbeit zu rechtfertigen.
Die von mir hierbei zur Anwendung gebrachte Methode weicht in einigen wesentlichen Punkten von meinem früheren Vorschlage ab. Nach diesem bedurfte es zur Ausführung der Messung zweier von einander und vom Erdboden isolirter, gleich- mässig rotirender Stahlcylinder und zweier Doppelleitungen, von denen die eine die beiden Cylinder, die andere zwei isolirte Spitzen leitend verband, welche den Peripherien der Cylinder nahe gegenüber standen. Entlud man eine Leydener Flasche zwischen einer Spitze und dem ihr zugehörigen Drahtende, so musste der Entladungsstrom den ganzen Leitungskreis durchlaufen und auf dem Mantel jedes der beiden Stahlcylinder eine Funken- marke zurücklassen. Die Differenz der Abstände dieser während
1) Pogg. Ann. Bd. 66 pag. 435.
Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität in suspendirten Drähten.
Mon.ber. d. Berl. Akad. d. W. v. 6. Dec.)
1875.
Das andauernde Frostwetter des letzten Winters und das freundliche Entgegenkommen der Verwaltung der Niederschlesisch- Märkischen Eisenbahn und namentlich ihres Telegraphen-Inspec- tors, des Herrn Wehrhahn, machten es mir möglich, einen schon im Jahre 1845 von mir gemachten Vorschlag zur directen Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität1) in Ausführung zu bringen. Leider verhinderte das während der Versuche ein- tretende Thauwetter die vollständige Durchführung derselben, doch erscheinen die erhaltenen Resultate schon wichtig genug, um ihre Mittheilung vor völligem Abschlusse dieser Arbeit zu rechtfertigen.
Die von mir hierbei zur Anwendung gebrachte Methode weicht in einigen wesentlichen Punkten von meinem früheren Vorschlage ab. Nach diesem bedurfte es zur Ausführung der Messung zweier von einander und vom Erdboden isolirter, gleich- mässig rotirender Stahlcylinder und zweier Doppelleitungen, von denen die eine die beiden Cylinder, die andere zwei isolirte Spitzen leitend verband, welche den Peripherien der Cylinder nahe gegenüber standen. Entlud man eine Leydener Flasche zwischen einer Spitze und dem ihr zugehörigen Drahtende, so musste der Entladungsstrom den ganzen Leitungskreis durchlaufen und auf dem Mantel jedes der beiden Stahlcylinder eine Funken- marke zurücklassen. Die Differenz der Abstände dieser während
1) Pogg. Ann. Bd. 66 pag. 435.
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[[365]/0383]
Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit
der Elektricität in suspendirten Drähten.
Mon.ber. d. Berl. Akad. d. W. v. 6. Dec.)
1875.
Das andauernde Frostwetter des letzten Winters und das
freundliche Entgegenkommen der Verwaltung der Niederschlesisch-
Märkischen Eisenbahn und namentlich ihres Telegraphen-Inspec-
tors, des Herrn Wehrhahn, machten es mir möglich, einen schon
im Jahre 1845 von mir gemachten Vorschlag zur directen Messung
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität 1) in Ausführung
zu bringen. Leider verhinderte das während der Versuche ein-
tretende Thauwetter die vollständige Durchführung derselben, doch
erscheinen die erhaltenen Resultate schon wichtig genug, um ihre
Mittheilung vor völligem Abschlusse dieser Arbeit zu rechtfertigen.
Die von mir hierbei zur Anwendung gebrachte Methode
weicht in einigen wesentlichen Punkten von meinem früheren
Vorschlage ab. Nach diesem bedurfte es zur Ausführung der
Messung zweier von einander und vom Erdboden isolirter, gleich-
mässig rotirender Stahlcylinder und zweier Doppelleitungen, von
denen die eine die beiden Cylinder, die andere zwei isolirte
Spitzen leitend verband, welche den Peripherien der Cylinder
nahe gegenüber standen. Entlud man eine Leydener Flasche
zwischen einer Spitze und dem ihr zugehörigen Drahtende, so
musste der Entladungsstrom den ganzen Leitungskreis durchlaufen
und auf dem Mantel jedes der beiden Stahlcylinder eine Funken-
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Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. [365]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/383>, abgerufen am 29.03.2024.
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