Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Johannis Angeli
131. Daß Hertze.
Mein Hertze weil es stäts in GOtt gezogen steht/
Und jhn herwieder zeucht/ ist Eisen und Magnet.
132. Von der H. Teresa.
Teresa wil sonst nichts als Leyden oder sterben:
Warumb? die Braut muß jhr den Bräutgam so er-
werben.
133. Der liebste Mensch bey GOtt.
Der allerliebste Mensch den GOtt hat in der Zeit/
Jst der viel Creutz und Pein umb seinet willen leidt.
134. Ein Hertz umbschliesset GOtt.
Gar unaußmäßlich ist der Höchste/ wie wir wissen:
Und dannoch kan jhn gantz ein Menschlich Hertz
umbschliessen!
135. Mittel zur Heiligkeit.
Dein Geist sey aufgespannt/ dein Hertze leer und rein/
Demüttig deine Seel: so wirstu heilig sein.
136. Die Lieb ist alle Tugenden.
Die Lieb ist nie allein/ wer sich mit jhr beweibt/
Dem wird daß gantze Chor der Jungfern einverleibt.
137. Die Lieb ist Todt.
Ach ach die Lieb ist todt! wie ist sie dann gestorben?
Für Frost/ weil niemand sie geacht/ ist sie verdorben.
138. Was man sucht daß findt man.
Der Reiche suchet Gold/ der arme suchet GOtt:
Gold sindt der arme Mensch warhafftig/ jener Koth.
139. Daß Königliche Leben.
Gieb deinen willen GOtt: dann wär jhn aufgegeben/
Derselbe führt allein ein Königliches Leben.
140. Wir sollens GOtt wider seyn.
Gott der bequemt sich unß/ Er ist unß was wir wollen:
Weh unß/ wann wir jhm auch nicht werden was wir
sollen.

141. Jn
Johannis Angeli
131. Daß Hertze.
Mein Hertze weil es ſtaͤts in GOtt gezogen ſteht/
Und jhn herwieder zeucht/ iſt Eiſen und Magnet.
132. Von der H. Tereſa.
Tereſa wil ſonſt nichts als Leyden oder ſterben:
Warumb? die Braut muß jhr den Braͤutgam ſo er-
werben.
133. Der liebſte Menſch bey GOtt.
Der allerliebſte Menſch den GOtt hat in der Zeit/
Jſt der viel Creutz und Pein umb ſeinet willen leidt.
134. Ein Hertz umbſchlieſſet GOtt.
Gar unaußmaͤßlich iſt der Hoͤchſte/ wie wir wiſſen:
Und dannoch kan jhn gantz ein Menſchlich Hertz
umbſchlieſſen!
135. Mittel zur Heiligkeit.
Dein Geiſt ſey aufgeſpannt/ dein Hertze leer und rein/
Demuͤttig deine Seel: ſo wirſtu heilig ſein.
136. Die Lieb iſt alle Tugenden.
Die Lieb iſt nie allein/ wer ſich mit jhr beweibt/
Dem wird daß gantze Chor der Jungfern einverleibt.
137. Die Lieb iſt Todt.
Ach ach die Lieb iſt todt! wie iſt ſie dann geſtorben?
Fuͤr Froſt/ weil niemand ſie geacht/ iſt ſie verdorben.
138. Was man ſucht daß findt man.
Der Reiche ſuchet Gold/ der arme ſuchet GOtt:
Gold ſindt der arme Menſch warhafftig/ jener Koth.
139. Daß Koͤnigliche Leben.
Gieb deinen willen GOtt: dann waͤr jhn aufgegeben/
Derſelbe fuͤhrt allein ein Koͤnigliches Leben.
140. Wir ſollens GOtt wider ſeyn.
Gott der bequemt ſich unß/ Er iſt unß was wir wollẽ:
Weh unß/ wann wir jhm auch nicht werden was wir
ſollen.

141. Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0110" n="106[104]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">131. Daß Hertze.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Hertze weil es &#x017F;ta&#x0364;ts in GOtt gezogen &#x017F;teht/</l><lb/>
            <l>Und jhn herwieder zeucht/ i&#x017F;t Ei&#x017F;en und Magnet.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">132. Von der H. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Tere&#x017F;a</hi>.</hi></hi></hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#aq">Tere&#x017F;a</hi> wil &#x017F;on&#x017F;t nichts als Leyden oder &#x017F;terben:</l><lb/>
            <l>Warumb? die Braut muß jhr den Bra&#x0364;utgam &#x017F;o er-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">werben.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">133. Der lieb&#x017F;te Men&#x017F;ch bey GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der allerlieb&#x017F;te Men&#x017F;ch den GOtt hat in der Zeit/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t der viel Creutz und Pein umb &#x017F;einet willen leidt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">134. Ein Hertz umb&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Gar unaußma&#x0364;ßlich i&#x017F;t der Ho&#x0364;ch&#x017F;te/ wie wir wi&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Und dannoch kan jhn gantz ein Men&#x017F;chlich Hertz</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">umb&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en!</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">135. Mittel zur Heiligkeit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Dein Gei&#x017F;t &#x017F;ey aufge&#x017F;pannt/ dein Hertze leer und rein/</l><lb/>
            <l>Demu&#x0364;ttig deine Seel: &#x017F;o wir&#x017F;tu heilig &#x017F;ein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">136. Die Lieb i&#x017F;t alle Tugenden.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Lieb i&#x017F;t nie allein/ wer &#x017F;ich mit jhr beweibt/</l><lb/>
            <l>Dem wird daß gantze Chor der Jungfern einverleibt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">137. Die Lieb i&#x017F;t Todt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ach ach die Lieb i&#x017F;t todt! wie i&#x017F;t &#x017F;ie dann ge&#x017F;torben?</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r Fro&#x017F;t/ weil niemand &#x017F;ie geacht/ i&#x017F;t &#x017F;ie verdorben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">138. Was man &#x017F;ucht daß findt man.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Reiche &#x017F;uchet Gold/ der arme &#x017F;uchet GOtt:</l><lb/>
            <l>Gold &#x017F;indt der arme Men&#x017F;ch warhafftig/ jener Koth.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">139. Daß Ko&#x0364;nigliche Leben.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Gieb deinen willen GOtt: dann wa&#x0364;r jhn aufgegeben/</l><lb/>
            <l>Der&#x017F;elbe fu&#x0364;hrt allein ein Ko&#x0364;nigliches Leben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">140. Wir &#x017F;ollens GOtt wider &#x017F;eyn.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Gott der bequemt &#x017F;ich unß/ Er i&#x017F;t unß was wir wolle&#x0303;:</l><lb/>
            <l>Weh unß/ wann wir jhm auch nicht werden was wir</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ollen.</hi> </l>
          </lg>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">141. Jn</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106[104]/0110] Johannis Angeli 131. Daß Hertze. Mein Hertze weil es ſtaͤts in GOtt gezogen ſteht/ Und jhn herwieder zeucht/ iſt Eiſen und Magnet. 132. Von der H. Tereſa. Tereſa wil ſonſt nichts als Leyden oder ſterben: Warumb? die Braut muß jhr den Braͤutgam ſo er- werben. 133. Der liebſte Menſch bey GOtt. Der allerliebſte Menſch den GOtt hat in der Zeit/ Jſt der viel Creutz und Pein umb ſeinet willen leidt. 134. Ein Hertz umbſchlieſſet GOtt. Gar unaußmaͤßlich iſt der Hoͤchſte/ wie wir wiſſen: Und dannoch kan jhn gantz ein Menſchlich Hertz umbſchlieſſen! 135. Mittel zur Heiligkeit. Dein Geiſt ſey aufgeſpannt/ dein Hertze leer und rein/ Demuͤttig deine Seel: ſo wirſtu heilig ſein. 136. Die Lieb iſt alle Tugenden. Die Lieb iſt nie allein/ wer ſich mit jhr beweibt/ Dem wird daß gantze Chor der Jungfern einverleibt. 137. Die Lieb iſt Todt. Ach ach die Lieb iſt todt! wie iſt ſie dann geſtorben? Fuͤr Froſt/ weil niemand ſie geacht/ iſt ſie verdorben. 138. Was man ſucht daß findt man. Der Reiche ſuchet Gold/ der arme ſuchet GOtt: Gold ſindt der arme Menſch warhafftig/ jener Koth. 139. Daß Koͤnigliche Leben. Gieb deinen willen GOtt: dann waͤr jhn aufgegeben/ Derſelbe fuͤhrt allein ein Koͤnigliches Leben. 140. Wir ſollens GOtt wider ſeyn. Gott der bequemt ſich unß/ Er iſt unß was wir wollẽ: Weh unß/ wann wir jhm auch nicht werden was wir ſollen. 141. Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/110
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 106[104]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/110>, abgerufen am 16.04.2024.