Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Johannis Angeli
147. Die Jungfern Erde.
Daß feinest' auff der Welt ist reine Jungfern Erde:
Man saget daß auß jhr daß Kind der weisen werde.
148 Daß gleichnuß der Dreyeinigkeit.
Der Sinn/ der Geist/ daß Wort/ die lehren klar
und frey:
(So du es fassen kanst) wie GOtt Drey Einig sey.
149. Es läst sich nicht bezirken.
So wenig als dir ist die Weite GOttes kundt:
So wenig ist die Welt/ wie du sprichst Zirkelrund.
150. Eins in dem Andern.
Jst meine Seel im Leib: und gleich durch alle Glieder:
So sag ich recht und wol/ der Leib ist in jhr wieder.
(verstehe idealiter.)
151. Der ist von Ewigkeit.
Da GOtt daß erstemahl hat seinen Sohn gebohrn/
Da hat er mich und dich zum Kindbett außerkohrn.
152. Du selbst must GOttes Läm-
lein seyn.
Daß GOtt ein Lämmlein ist/ daß hilfft dich nicht
mein Christ:
Wo du nicht selber auch ein Lämmlein GOttes bist.
153. Du must zum Kinde werden.
Mensch wirstu nicht ein Kind/ so gehstu nimmer ein/
Wo GOttes Kinder seynd: die Thür ist gar zu klein.
154. Die geheime Jungfrauschafft.
Wer lauter wie das Licht/ Rein wie der Ursprung ist/
Derselbe wird von GOtt für Jungfrau anßerkrst.
155. Hier muß der Anfang sein.
Mensch wiltu ewiglich beym Lämlein Gottes stehn/
So mustu schon allhier in seinen tritten gehn.
156. GOtt
Johannis Angeli
147. Die Jungfern Erde.
Daß feineſt’ auff der Welt iſt reine Jungfern Erde:
Man ſaget daß auß jhr daß Kind der weiſen werde.
148 Daß gleichnuß der Dreyeinigkeit.
Der Sinn/ der Geiſt/ daß Wort/ die lehren klar
und frey:
(So du es faſſen kanſt) wie GOtt Drey Einig ſey.
149. Es laͤſt ſich nicht bezirken.
So wenig als dir iſt die Weite GOttes kundt:
So wenig iſt die Welt/ wie du ſprichſt Zirkelrund.
150. Eins in dem Andern.
Jſt meine Seel im Leib: uñ gleich durch alle Glieder:
So ſag ich recht und wol/ der Leib iſt in jhr wieder.
(verſtehe idealiter.)
151. Der iſt von Ewigkeit.
Da GOtt daß erſtemahl hat ſeinen Sohn gebohrn/
Da hat er mich und dich zum Kindbett außerkohrn.
152. Du ſelbſt muſt GOttes Laͤm-
lein ſeyn.
Daß GOtt ein Laͤmmlein iſt/ daß hilfft dich nicht
mein Chriſt:
Wo du nicht ſelber auch ein Laͤmmlein GOttes biſt.
153. Du muſt zum Kinde werden.
Menſch wirſtu nicht ein Kind/ ſo gehſtu nimmer ein/
Wo GOttes Kinder ſeynd: die Thuͤr iſt gar zu klein.
154. Die geheime Jungfrauſchafft.
Wer lauter wie das Licht/ Rein wie der Urſprung iſt/
Derſelbe wird von GOtt fuͤr Jungfrau anßerkꝛſt.
155. Hier muß der Anfang ſein.
Menſch wiltu ewiglich beym Laͤmlein Gottes ſtehn/
So muſtu ſchon allhier in ſeinen tritten gehn.
156. GOtt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0044" n="40[38]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">147. Die Jungfern Erde.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß feine&#x017F;t&#x2019; auff der Welt i&#x017F;t reine Jungfern Erde:</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;aget daß auß jhr daß Kind der wei&#x017F;en werde.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">148 Daß gleichnuß der Dreyeinigkeit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Sinn/ der Gei&#x017F;t/ daß <hi rendition="#fr">Wort/</hi> die lehren klar</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">und frey:</hi> </l><lb/>
            <l>(So du es fa&#x017F;&#x017F;en kan&#x017F;t) wie GOtt Drey Einig &#x017F;ey.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">149. Es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich nicht bezirken.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>So wenig als dir i&#x017F;t die Weite GOttes kundt:</l><lb/>
            <l>So wenig i&#x017F;t die Welt/ wie du &#x017F;prich&#x017F;t Zirkelrund.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">150. Eins in dem Andern.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>J&#x017F;t meine Seel im Leib: un&#x0303; gleich durch alle Glieder:</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ag ich recht und wol/ der Leib i&#x017F;t in jhr wieder.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#fr">ver&#x017F;tehe</hi> <hi rendition="#aq">idealiter.</hi>)</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">151. Der i&#x017F;t von Ewigkeit.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Da GOtt daß er&#x017F;temahl hat &#x017F;einen Sohn gebohrn/</l><lb/>
            <l>Da hat er mich und dich zum Kindbett außerkohrn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">152. Du &#x017F;elb&#x017F;t mu&#x017F;t GOttes La&#x0364;m-<lb/>
lein &#x017F;eyn.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß GOtt ein La&#x0364;mmlein i&#x017F;t/ daß hilfft dich nicht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">mein Chri&#x017F;t:</hi> </l><lb/>
            <l>Wo du nicht &#x017F;elber auch ein La&#x0364;mmlein GOttes bi&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">153. Du mu&#x017F;t zum Kinde werden.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch wir&#x017F;tu nicht ein Kind/ &#x017F;o geh&#x017F;tu nimmer ein/</l><lb/>
            <l>Wo GOttes Kinder &#x017F;eynd: die Thu&#x0364;r i&#x017F;t gar zu klein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">154. Die geheime Jungfrau&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer lauter wie das Licht/ Rein wie der Ur&#x017F;prung i&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Der&#x017F;elbe wird von GOtt fu&#x0364;r Jungfrau anßerk&#xA75B;&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">155. Hier muß der Anfang &#x017F;ein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch wiltu ewiglich beym La&#x0364;mlein Gottes &#x017F;tehn/</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;tu &#x017F;chon allhier in &#x017F;einen tritten gehn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">156. GOtt</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40[38]/0044] Johannis Angeli 147. Die Jungfern Erde. Daß feineſt’ auff der Welt iſt reine Jungfern Erde: Man ſaget daß auß jhr daß Kind der weiſen werde. 148 Daß gleichnuß der Dreyeinigkeit. Der Sinn/ der Geiſt/ daß Wort/ die lehren klar und frey: (So du es faſſen kanſt) wie GOtt Drey Einig ſey. 149. Es laͤſt ſich nicht bezirken. So wenig als dir iſt die Weite GOttes kundt: So wenig iſt die Welt/ wie du ſprichſt Zirkelrund. 150. Eins in dem Andern. Jſt meine Seel im Leib: uñ gleich durch alle Glieder: So ſag ich recht und wol/ der Leib iſt in jhr wieder. (verſtehe idealiter.) 151. Der iſt von Ewigkeit. Da GOtt daß erſtemahl hat ſeinen Sohn gebohrn/ Da hat er mich und dich zum Kindbett außerkohrn. 152. Du ſelbſt muſt GOttes Laͤm- lein ſeyn. Daß GOtt ein Laͤmmlein iſt/ daß hilfft dich nicht mein Chriſt: Wo du nicht ſelber auch ein Laͤmmlein GOttes biſt. 153. Du muſt zum Kinde werden. Menſch wirſtu nicht ein Kind/ ſo gehſtu nimmer ein/ Wo GOttes Kinder ſeynd: die Thuͤr iſt gar zu klein. 154. Die geheime Jungfrauſchafft. Wer lauter wie das Licht/ Rein wie der Urſprung iſt/ Derſelbe wird von GOtt fuͤr Jungfrau anßerkꝛſt. 155. Hier muß der Anfang ſein. Menſch wiltu ewiglich beym Laͤmlein Gottes ſtehn/ So muſtu ſchon allhier in ſeinen tritten gehn. 156. GOtt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/44
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 40[38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/44>, abgerufen am 29.03.2024.