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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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SECTIO LVIII.
(nun muß das reich Christi nach dem innern geurtheilet werden) so ists auch
wol recht in solchem stück ein Babylon/ alles wider einander und confuse:
also lauter widrige gesichter unter einerley gemahlten larven: Damit wie
auch sonsten die heucheley in dem Römischen wesen regieret/ auch dieses stück
davon nicht ausgenommen seye. Also wie wir uns zwahr vor GOtt und
gottseligen hertzen solcher unserer fehler zu schämen haben/ so kan sichs gleich-
wol Rom gegen uns nicht bedienen/ bey welchem alles/ wo mans recht tieff
einsihet/ noch viel ärger/ ja was bey uns zu beklagen stehet/ gleichsam ein stück
ist/ so man noch von ihnen aus dem alten Babel/ als bösen brunquell/ übrig
behalten hat. Ob nun also wol unsre kirche freylich ein hartes gericht/ das
insgemein von dem eignen hause anfänget/ aus zustehen hat/ biß sie geläutert
werden wird/ so solle dannoch das gericht/ so über das Römische Babel be-
stimmet ist/ schrecklicher seyn/ und dessen verderben mit sich bringen. Der
HErr rette seine ehre an allen orten mit reinigung seiner gemeinde/ ausfüh-
rung aus Babel (auff geistliche und leibliche art) der seinigen in demselben/
und endlichen erfüllung der wort seiner Propheten. Amen. 1689.

SECTIO LIX.
Die Römische kirche richtet mit schrifften nichts ge-
gen uns aus/ und brauchet deswegen endlich gewalt.

SUchte Babel unsere kirche allein anzugreiffen mit schrifften/ so hätten
wir keine gefahr/ denn unsere wahrheit so gegründet/ daß/ jemehr sie
angegriffen wird/ sie so viel fester zu stehen erkannt wird/ daß also keine
andere mit derselben verführet werden/ als die niemals die wahrheit gründ-
lich oder doch nicht in göttlichem liecht eingesehen haben/ oder die nur einen
vorwand und einigerley maassen eine beruhigung ihres gewissens vergebens
suchen/ wann sie aus zeitlichen absichten ohne das bereits den absprung resol-
vi
ret haben. Was aber die widersacher auff diese weise nicht mit verfüh-
rung ausrichten/ das muß endlich die gewalt ersetzen/ nach art des satans/
welcher ein lügener und mörder von anfang ist/ und wo die lügen nicht durch-
tringen wollen/ seinen andern nahmen erfüllet: wie auch P. Dez nicht dunckel
seine hoffnung darauff setzet/ und den König zu dergleichen proceduren/ die
gegen die Reformirte in Franckreich so glücklich von statten gegangen seyn/
anfrischet/ vielleicht auch mit den übrigen seinigen die sache endlich dahin
bringen wird. Unserer wahrheit gibet solches einen so viel treflichern sieg/
wann die feinde nach versuchter wieder legung unserer lehr endlich zur gewalt
schreiten/ und damit tacite gestehen müssen/ daß sie mit dem schwerdt des gei-
stes nicht durchtringen können/ dahero ihre zuflucht zu einem andern schwerdt

neh-
L l 3

SECTIO LVIII.
(nun muß das reich Chriſti nach dem innern geurtheilet werden) ſo iſts auch
wol recht in ſolchem ſtuͤck ein Babylon/ alles wider einander und confuſe:
alſo lauter widrige geſichter unter einerley gemahlten larven: Damit wie
auch ſonſten die heucheley in dem Roͤmiſchen weſen regieret/ auch dieſes ſtuͤck
davon nicht ausgenommen ſeye. Alſo wie wir uns zwahr vor GOtt und
gottſeligen hertzen ſolcher unſerer fehler zu ſchaͤmen haben/ ſo kan ſichs gleich-
wol Rom gegen uns nicht bedienen/ bey welchem alles/ wo mans recht tieff
einſihet/ noch viel aͤrger/ ja was bey uns zu beklagen ſtehet/ gleichſam ein ſtuͤck
iſt/ ſo man noch von ihnen aus dem alten Babel/ als boͤſen brunquell/ uͤbrig
behalten hat. Ob nun alſo wol unſre kirche freylich ein hartes gericht/ das
insgemein von dem eignen hauſe anfaͤnget/ aus zuſtehen hat/ biß ſie gelaͤutert
werden wird/ ſo ſolle dannoch das gericht/ ſo uͤber das Roͤmiſche Babel be-
ſtimmet iſt/ ſchrecklicher ſeyn/ und deſſen verderben mit ſich bringen. Der
HErr rette ſeine ehre an allen orten mit reinigung ſeiner gemeinde/ ausfuͤh-
rung aus Babel (auff geiſtliche und leibliche art) der ſeinigen in demſelben/
und endlichen erfuͤllung der wort ſeiner Propheten. Amen. 1689.

SECTIO LIX.
Die Roͤmiſche kirche richtet mit ſchrifften nichts ge-
gen uns aus/ und brauchet deswegen endlich gewalt.

SUchte Babel unſere kirche allein anzugreiffen mit ſchrifften/ ſo haͤtten
wir keine gefahr/ denn unſere wahrheit ſo gegruͤndet/ daß/ jemehr ſie
angegriffen wird/ ſie ſo viel feſter zu ſtehen erkannt wird/ daß alſo keine
andere mit derſelben verfuͤhret werden/ als die niemals die wahrheit gruͤnd-
lich oder doch nicht in goͤttlichem liecht eingeſehen haben/ oder die nur einen
vorwand und einigerley maaſſen eine beruhigung ihres gewiſſens vergebens
ſuchen/ wann ſie aus zeitlichen abſichten ohne das bereits den abſprung reſol-
vi
ret haben. Was aber die widerſacher auff dieſe weiſe nicht mit verfuͤh-
rung ausrichten/ das muß endlich die gewalt erſetzen/ nach art des ſatans/
welcher ein luͤgener und moͤrder von anfang iſt/ und wo die luͤgen nicht durch-
tringen wollen/ ſeinen andern nahmen erfuͤllet: wie auch P. Dez nicht dunckel
ſeine hoffnung darauff ſetzet/ und den Koͤnig zu dergleichen proceduren/ die
gegen die Reformirte in Franckreich ſo gluͤcklich von ſtatten gegangen ſeyn/
anfriſchet/ vielleicht auch mit den uͤbrigen ſeinigen die ſache endlich dahin
bringen wird. Unſerer wahrheit gibet ſolches einen ſo viel treflichern ſieg/
wann die feinde nach verſuchter wieder legung unſerer lehr endlich zur gewalt
ſchreiten/ und damit tacite geſtehen muͤſſen/ daß ſie mit dem ſchwerdt des gei-
ſtes nicht durchtringen koͤnnen/ dahero ihre zuflucht zu einem andeꝛn ſchwerdt

neh-
L l 3
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[269/0285] SECTIO LVIII. (nun muß das reich Chriſti nach dem innern geurtheilet werden) ſo iſts auch wol recht in ſolchem ſtuͤck ein Babylon/ alles wider einander und confuſe: alſo lauter widrige geſichter unter einerley gemahlten larven: Damit wie auch ſonſten die heucheley in dem Roͤmiſchen weſen regieret/ auch dieſes ſtuͤck davon nicht ausgenommen ſeye. Alſo wie wir uns zwahr vor GOtt und gottſeligen hertzen ſolcher unſerer fehler zu ſchaͤmen haben/ ſo kan ſichs gleich- wol Rom gegen uns nicht bedienen/ bey welchem alles/ wo mans recht tieff einſihet/ noch viel aͤrger/ ja was bey uns zu beklagen ſtehet/ gleichſam ein ſtuͤck iſt/ ſo man noch von ihnen aus dem alten Babel/ als boͤſen brunquell/ uͤbrig behalten hat. Ob nun alſo wol unſre kirche freylich ein hartes gericht/ das insgemein von dem eignen hauſe anfaͤnget/ aus zuſtehen hat/ biß ſie gelaͤutert werden wird/ ſo ſolle dannoch das gericht/ ſo uͤber das Roͤmiſche Babel be- ſtimmet iſt/ ſchrecklicher ſeyn/ und deſſen verderben mit ſich bringen. Der HErr rette ſeine ehre an allen orten mit reinigung ſeiner gemeinde/ ausfuͤh- rung aus Babel (auff geiſtliche und leibliche art) der ſeinigen in demſelben/ und endlichen erfuͤllung der wort ſeiner Propheten. Amen. 1689. SECTIO LIX. Die Roͤmiſche kirche richtet mit ſchrifften nichts ge- gen uns aus/ und brauchet deswegen endlich gewalt. SUchte Babel unſere kirche allein anzugreiffen mit ſchrifften/ ſo haͤtten wir keine gefahr/ denn unſere wahrheit ſo gegruͤndet/ daß/ jemehr ſie angegriffen wird/ ſie ſo viel feſter zu ſtehen erkannt wird/ daß alſo keine andere mit derſelben verfuͤhret werden/ als die niemals die wahrheit gruͤnd- lich oder doch nicht in goͤttlichem liecht eingeſehen haben/ oder die nur einen vorwand und einigerley maaſſen eine beruhigung ihres gewiſſens vergebens ſuchen/ wann ſie aus zeitlichen abſichten ohne das bereits den abſprung reſol- viret haben. Was aber die widerſacher auff dieſe weiſe nicht mit verfuͤh- rung ausrichten/ das muß endlich die gewalt erſetzen/ nach art des ſatans/ welcher ein luͤgener und moͤrder von anfang iſt/ und wo die luͤgen nicht durch- tringen wollen/ ſeinen andern nahmen erfuͤllet: wie auch P. Dez nicht dunckel ſeine hoffnung darauff ſetzet/ und den Koͤnig zu dergleichen proceduren/ die gegen die Reformirte in Franckreich ſo gluͤcklich von ſtatten gegangen ſeyn/ anfriſchet/ vielleicht auch mit den uͤbrigen ſeinigen die ſache endlich dahin bringen wird. Unſerer wahrheit gibet ſolches einen ſo viel treflichern ſieg/ wann die feinde nach verſuchter wieder legung unſerer lehr endlich zur gewalt ſchreiten/ und damit tacite geſtehen muͤſſen/ daß ſie mit dem ſchwerdt des gei- ſtes nicht durchtringen koͤnnen/ dahero ihre zuflucht zu einem andeꝛn ſchwerdt neh- L l 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/285>, abgerufen am 25.04.2024.