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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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SECTIO III.
te/ sondern in dem gehorsam unter die göttliche ordnung. Daher vielleicht
es in dem Frantzösischen füglicher gegeben werden könte/ qui estoient dispo-
ses a la vie eternelle.
Auß diesem allen angeführten hoffe ich/ daß meine wer-
the Jungfrau sich in den spruch künfftig leicht schicken/ und keinen weitern an-
stoß haben werde. Der HErr aber lasse mehr und mehr das liecht seiner
wahrheit in ihr auffgehen von einer klahrheit zu der andern/ und auch vielen
thätigen deroselbigen früchten. Was sie zuletzt anhänget/ daß sie GOTT
als sie hier war/ mehrmal in meinen predigten gerühret habe/ ist eine sache/ die
mich billich antreibet/ seiner himmlischen güte danck zusagen/ welche mich je-
zuweilen auffrichtet/ damit ich erkennende/ wie sie ihres armen knechts arbeit
nicht allemal oder bey allen vergebens seyn/ sondern zuweilen durchtringen
lasse/ desto getroster das werck des HErrn treiben möge: Es dienet mir auch
zu einem zeugnüß/ daß die krafft des worts nicht an einer menschlichen wol-
redenheit oder einmischung vieler gelehrtheit: (davon ich nicht leugne/ daß
ich mich mehr hüte/ als dessen befleisse) lige/ sondern/ daß auch bey gründ-
licher einfalt/ wo man bloß bey dem wort Gottes bleibet/ die meiste hertzens-
bewegende krafft sich finde. Der HErr/ dessen wercke wir zu treiben gesetzt
sind/ gebe uns Predigern allen seinen Geist in gnugsamer maaß/ und lege
zum fördersten sein wort also in unsre hertzen/ daß es auch durch unsern mund
ausgesprochen/ in seinem segen in die hertzen tringe/ daselbst seine krafft und
schein zu vollbringen: Er bewahre uns gnädiglich/ daß wir weder mit falscher
lehr die göttliche wahrheit verkehren/ noch mit allzuvieler untermischung
menschlicher weißheit und kunst der klugen worte die predigt des Creutzes
Christi 1. Cor. 1/ 17. wo nicht gar zunicht machen/ auffs wenigste/ (wie es
dem wein ergehet/ wenn des wassers zu viel untergegossen wird/ daß er das
meiste seiner stärcke verliehret) dessen durchdringende krafft sehr schwächen/
zu unsrer schwehren verantwortung und schmälerung der von uns erwarten-
der schuldigen erbauung. Wie ich nun dieses mir und allen meinen amts-
brüdern aller orten hertzlich wünsche/ also sollen auch alle/ die es mit dem Reich
GOttes treulich meinen/ gleichfals ihre gebete mit hinzusetzen und uns die
nöthige und ihnen selbs nützliche gabe erbeten helffen. 1688.

SECTIO IV.
Wie es zu verstehen/ daß Marc. 11/ 13. der HErr den
feigenbaum verfluchte/ daß er keine feigen gehabt/ da
doch auch noch nicht zeit gewesen feigen
zu tragen?

ES lässet sich hiebey unterschiedliches bedencken 1. daß dieser feigenbaum

vol-
B 3

SECTIO III.
te/ ſondern in dem gehorſam unter die goͤttliche ordnung. Daher vielleicht
es in dem Frantzoͤſiſchen fuͤglicher gegeben werden koͤnte/ qui eſtoient diſpo-
ſés à la vie eternelle.
Auß dieſem allen angefuͤhrten hoffe ich/ daß meine wer-
the Jungfrau ſich in den ſpruch kuͤnfftig leicht ſchicken/ und keinen weitern an-
ſtoß haben werde. Der HErr aber laſſe mehr und mehr das liecht ſeiner
wahrheit in ihr auffgehen von einer klahrheit zu der andern/ und auch vielen
thaͤtigen deroſelbigen fruͤchten. Was ſie zuletzt anhaͤnget/ daß ſie GOTT
als ſie hier war/ mehrmal in meinen pꝛedigten geruͤhret habe/ iſt eine ſache/ die
mich billich antreibet/ ſeiner himmliſchen guͤte danck zuſagen/ welche mich je-
zuweilen auffrichtet/ damit ich erkennende/ wie ſie ihres armen knechts arbeit
nicht allemal oder bey allen vergebens ſeyn/ ſondern zuweilen durchtringen
laſſe/ deſto getroſter das werck des HErrn treiben moͤge: Es dienet mir auch
zu einem zeugnuͤß/ daß die krafft des worts nicht an einer menſchlichen wol-
redenheit oder einmiſchung vieler gelehrtheit: (davon ich nicht leugne/ daß
ich mich mehr huͤte/ als deſſen befleiſſe) lige/ ſondern/ daß auch bey gruͤnd-
licher einfalt/ wo man bloß bey dem wort Gottes bleibet/ die meiſte hertzens-
bewegende krafft ſich finde. Der HErr/ deſſen wercke wir zu treiben geſetzt
ſind/ gebe uns Predigern allen ſeinen Geiſt in gnugſamer maaß/ und lege
zum foͤrderſten ſein wort alſo in unſre hertzen/ daß es auch durch unſern mund
ausgeſprochen/ in ſeinem ſegen in die hertzen tringe/ daſelbſt ſeine krafft und
ſchein zu vollbringen: Er bewahre uns gnaͤdiglich/ daß wir weder mit falſcher
lehr die goͤttliche wahrheit verkehren/ noch mit allzuvieler untermiſchung
menſchlicher weißheit und kunſt der klugen worte die predigt des Creutzes
Chriſti 1. Cor. 1/ 17. wo nicht gar zunicht machen/ auffs wenigſte/ (wie es
dem wein ergehet/ wenn des waſſers zu viel untergegoſſen wird/ daß er das
meiſte ſeiner ſtaͤrcke verliehret) deſſen durchdringende krafft ſehr ſchwaͤchen/
zu unſrer ſchwehren verantwortung und ſchmaͤlerung der von uns erwarten-
der ſchuldigen erbauung. Wie ich nun dieſes mir und allen meinen amts-
bruͤdeꝛn aller orten hertzlich wuͤnſche/ alſo ſollen auch alle/ die es mit dem Reich
GOttes treulich meinen/ gleichfals ihre gebete mit hinzuſetzen und uns die
noͤthige und ihnen ſelbs nuͤtzliche gabe erbeten helffen. 1688.

SECTIO IV.
Wie es zu verſtehen/ daß Marc. 11/ 13. der HErr den
feigenbaum verfluchte/ daß er keine feigen gehabt/ da
doch auch noch nicht zeit geweſen feigen
zu tragen?

ES laͤſſet ſich hiebey unterſchiedliches bedencken 1. daß dieſer feigenbaum

vol-
B 3
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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/29>, abgerufen am 29.03.2024.