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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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SECTIO LXX.
solche politic nicht trennen/ sondern die gemeine gefahr sich zu einer mehrern
einigkeit dienen lassen/ wie auch höre/ daß sie bereits ziemlich zu thun anfan-
gen/ und was zu ihrer erhaltung allerseits dienlich/ je länger je besser einse-
hen. Von einem geschickten Schottischen Edelmann hörte neulich discuri-
ren/ daß ihre Religion in Engel- und Schottland des Königs anschläge we-
gen in so grosser gefahr nicht seye/ wie hieraus geglaubet würde/ auch habe
derselbe in denen 3. jahren solche grosse progresse seiner Religion nicht ge-
macht/ als er selbs gehoffet. Jmmassen er in Engelland (was Schotten be-
trifft/ hätte er etliche seiner gnade bedürfftige dazu gebracht) nicht mehr als
den einigen Graffen von Peterburg zu seiner Religion umbzutreten bewo-
gen/ der aber ohne das bey der Römischen kirchen vorhin erzogen gewesen/
ohne diesen habe der König noch keinen Milord bewegen können. Hingegen
seyen etwa in 4. jahren der Hertzog von Norfolck, und noch 3. Milords von der
Römischen zu der Reformirten Religion abgetreten. Jch aber leugne nicht/
daß die gefahr groß gnug achte/ und in geduldiger stilligkeit erwarte/ was
GOtt auch an solchem ort verhängen werde/ als welcher macht hat/ seine
gerichte auff allerley art auszuüben/ aber meistens die schwehrste endlich ü-
ber die jenige sendet/ welche der vorigen werckzeuge selbs gewesen waren.
Was die sache des gewesten Pfarrherrns von Allendorff anlangt/ ist mir da-
von/ ohne was jetzt E. Hochfürst. Durchl. communiciret/ das geringste wort
nicht wissend/ ja nicht einmahl des mannes nahmen bekant gewesen: daher
mich wundere/ woher die meinung herkommen/ daß ich mit ihm correspon-
di
ret/ so ich zu verhölen die wenigste ursach hätte. 1687.

SECTIO LXXI.
Von Visionisten.

BEdancke mich über großgünstigen bericht/ betreffende N. N. Mir ist
weder gutes noch böses von dem mann bekant gewesen/ als ich vergan-
gene Herbst-messe von ihm ein freundl. schreiben empfing. Jn demsel-
ben aber war nichts enthalten/ als eine freundl. bezeugung eines guten ver-
trauens gegen mich/ mit dergleichen worten/ welche ein Christlich gemüth
andeuteten/ dahero wiewol erst nach verfliessung mehrer monathen/ wie es
mit mir nicht wol anders seyn kan/ ihm wiederum freundl. geantwortet/ und
hingegen vor kurtzer zeit nochmalige antwort von ihm empfangen habe. Jn
dem ersten erkundigte er sich/ wo mein hochgeehrter Herr sich jetzo auffhielte-
wie ich gegen denselben als er mich in meiner unpäßlichkeit besuchte/ gedacht
zu haben mich erinnere. Daraus geschlossen/ daß einige kundschafft zwischen
denselben seyn müste/ so mir das vertrauen gegen ihn auch vermehret. Neh-
me aber gethanen bericht und warnung zu schuldigem danck an/ und wird mir

dazu

SECTIO LXX.
ſolche politic nicht trennen/ ſondern die gemeine gefahr ſich zu einer mehrern
einigkeit dienen laſſen/ wie auch hoͤre/ daß ſie bereits ziemlich zu thun anfan-
gen/ und was zu ihrer erhaltung allerſeits dienlich/ je laͤnger je beſſer einſe-
hen. Von einem geſchickten Schottiſchen Edelmann hoͤrte neulich diſcuri-
ren/ daß ihre Religion in Engel- und Schottland des Koͤnigs anſchlaͤge we-
gen in ſo groſſer gefahr nicht ſeye/ wie hieraus geglaubet wuͤrde/ auch habe
derſelbe in denen 3. jahren ſolche groſſe progreſſe ſeiner Religion nicht ge-
macht/ als er ſelbs gehoffet. Jmmaſſen er in Engelland (was Schotten be-
trifft/ haͤtte er etliche ſeiner gnade beduͤrfftige dazu gebracht) nicht mehr als
den einigen Graffen von Peterburg zu ſeiner Religion umbzutreten bewo-
gen/ der aber ohne das bey der Roͤmiſchen kirchen vorhin erzogen geweſen/
ohne dieſen habe der Koͤnig noch keinen Milord bewegen koͤnnen. Hingegen
ſeyen etwa in 4. jahren der Hertzog von Norfolck, und noch 3. Milords von der
Roͤmiſchen zu der Reformirten Religion abgetreten. Jch aber leugne nicht/
daß die gefahr groß gnug achte/ und in geduldiger ſtilligkeit erwarte/ was
GOtt auch an ſolchem ort verhaͤngen werde/ als welcher macht hat/ ſeine
gerichte auff allerley art auszuuͤben/ aber meiſtens die ſchwehrſte endlich uͤ-
ber die jenige ſendet/ welche der vorigen werckzeuge ſelbs geweſen waren.
Was die ſache des geweſten Pfarrherrns von Allendorff anlangt/ iſt mir da-
von/ ohne was jetzt E. Hochfuͤrſt. Durchl. communiciret/ das geringſte wort
nicht wiſſend/ ja nicht einmahl des mannes nahmen bekant geweſen: daher
mich wundere/ woher die meinung herkommen/ daß ich mit ihm correſpon-
di
ret/ ſo ich zu verhoͤlen die wenigſte urſach haͤtte. 1687.

SECTIO LXXI.
Von Viſioniſten.

BEdancke mich uͤber großguͤnſtigen bericht/ betreffende N. N. Mir iſt
weder gutes noch boͤſes von dem mann bekant geweſen/ als ich vergan-
gene Herbſt-meſſe von ihm ein freundl. ſchreiben empfing. Jn demſel-
ben aber war nichts enthalten/ als eine freundl. bezeugung eines guten ver-
trauens gegen mich/ mit dergleichen worten/ welche ein Chriſtlich gemuͤth
andeuteten/ dahero wiewol erſt nach verflieſſung mehrer monathen/ wie es
mit mir nicht wol anders ſeyn kan/ ihm wiederum freundl. geantwortet/ und
hingegen vor kurtzer zeit nochmalige antwort von ihm empfangen habe. Jn
dem erſten erkundigte er ſich/ wo mein hochgeehrter Herr ſich jetzo auffhielte-
wie ich gegen denſelben als er mich in meiner unpaͤßlichkeit beſuchte/ gedacht
zu haben mich erinnere. Daraus geſchloſſen/ daß einige kundſchafft zwiſchen
denſelben ſeyn muͤſte/ ſo mir das vertrauen gegen ihn auch vermehret. Neh-
me aber gethanen bericht und warnung zu ſchuldigem danck an/ und wird mir

dazu
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[319/0335] SECTIO LXX. ſolche politic nicht trennen/ ſondern die gemeine gefahr ſich zu einer mehrern einigkeit dienen laſſen/ wie auch hoͤre/ daß ſie bereits ziemlich zu thun anfan- gen/ und was zu ihrer erhaltung allerſeits dienlich/ je laͤnger je beſſer einſe- hen. Von einem geſchickten Schottiſchen Edelmann hoͤrte neulich diſcuri- ren/ daß ihre Religion in Engel- und Schottland des Koͤnigs anſchlaͤge we- gen in ſo groſſer gefahr nicht ſeye/ wie hieraus geglaubet wuͤrde/ auch habe derſelbe in denen 3. jahren ſolche groſſe progreſſe ſeiner Religion nicht ge- macht/ als er ſelbs gehoffet. Jmmaſſen er in Engelland (was Schotten be- trifft/ haͤtte er etliche ſeiner gnade beduͤrfftige dazu gebracht) nicht mehr als den einigen Graffen von Peterburg zu ſeiner Religion umbzutreten bewo- gen/ der aber ohne das bey der Roͤmiſchen kirchen vorhin erzogen geweſen/ ohne dieſen habe der Koͤnig noch keinen Milord bewegen koͤnnen. Hingegen ſeyen etwa in 4. jahren der Hertzog von Norfolck, und noch 3. Milords von der Roͤmiſchen zu der Reformirten Religion abgetreten. Jch aber leugne nicht/ daß die gefahr groß gnug achte/ und in geduldiger ſtilligkeit erwarte/ was GOtt auch an ſolchem ort verhaͤngen werde/ als welcher macht hat/ ſeine gerichte auff allerley art auszuuͤben/ aber meiſtens die ſchwehrſte endlich uͤ- ber die jenige ſendet/ welche der vorigen werckzeuge ſelbs geweſen waren. Was die ſache des geweſten Pfarrherrns von Allendorff anlangt/ iſt mir da- von/ ohne was jetzt E. Hochfuͤrſt. Durchl. communiciret/ das geringſte wort nicht wiſſend/ ja nicht einmahl des mannes nahmen bekant geweſen: daher mich wundere/ woher die meinung herkommen/ daß ich mit ihm correſpon- diret/ ſo ich zu verhoͤlen die wenigſte urſach haͤtte. 1687. SECTIO LXXI. Von Viſioniſten. BEdancke mich uͤber großguͤnſtigen bericht/ betreffende N. N. Mir iſt weder gutes noch boͤſes von dem mann bekant geweſen/ als ich vergan- gene Herbſt-meſſe von ihm ein freundl. ſchreiben empfing. Jn demſel- ben aber war nichts enthalten/ als eine freundl. bezeugung eines guten ver- trauens gegen mich/ mit dergleichen worten/ welche ein Chriſtlich gemuͤth andeuteten/ dahero wiewol erſt nach verflieſſung mehrer monathen/ wie es mit mir nicht wol anders ſeyn kan/ ihm wiederum freundl. geantwortet/ und hingegen vor kurtzer zeit nochmalige antwort von ihm empfangen habe. Jn dem erſten erkundigte er ſich/ wo mein hochgeehrter Herr ſich jetzo auffhielte- wie ich gegen denſelben als er mich in meiner unpaͤßlichkeit beſuchte/ gedacht zu haben mich erinnere. Daraus geſchloſſen/ daß einige kundſchafft zwiſchen denſelben ſeyn muͤſte/ ſo mir das vertrauen gegen ihn auch vermehret. Neh- me aber gethanen bericht und warnung zu ſchuldigem danck an/ und wird mir dazu

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/335>, abgerufen am 29.03.2024.