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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. I. SECTIO I.
gang stärcker werden/ als man immermehr vorhin hätte dencken mögen.
Denn es sind der ehrlichen und Christlichen eltern hin und wieder noch man-
che/ welche kinder haben/ die sie studiren lassen/ und öffters angsthafft sind/ wo
und auff welche academie sie die ihrige hinschicken sollen/ als die so viel exem-
peletwa gesehen/ wie so manche/ die aus ihrer eltern häusern gleich als
die engel ausgegangen/ an den orten/ wo die Officinae Spiritus San-
cti
seyn sollen/ durch des teuffels instrumenta und böser gesellschafft
gleichsam selbs zu teuffeln geworden sind/ und also der eltern hoffnung zu
grunde gegangen ist. Aber mit was freude schickte man die seinigen an einen
solchen ort/ wo die regeln Christi die einige grund-sätze und über denselbigen
ernstlich gehalten würde? damit solte eine solche Universität recht eine zier-
de des gantzen Teutschlandes und eine stätte seyn/ daraus der seegen in die
gantze kirche ausgienge. Wo aber solcher zweck nicht vor augen stünde/ noch
erlanget würde/ so durfften vielleicht die deliberationes von vermehrung der
zahl der Universitäten nicht so gar nöthig seyn/ als die wir deroselben nach der
gemeinen art ohne das genug haben. Jedoch der HErr HErr so alle hertzen
in händen hat/ ist mächtig zu thun und auszurichten/ was wir auch aus be-
trachtung der umstände/ solten vor unnützlich achten. Dem lasset uns alles
so eigenes als was die publica anlangt/ befehlen/ und auff ihn hoffen/ er wird
es wohl machen/ und die viel tausend täglich auffsteigende seufftzen und träh-
nen nach der allgemeinen besserung und wiedererstattung des verstöhrten
Zions nicht lassen immer vergebens seyn. etc. 1678.

SECTIO II.
Verlangte ohnmaßgebliche erinnerungen zu einer
vorstehenden Visitation einer Universität.

ES ist in acht zu nehmen und zu untersuchen: 1. Ob die Hrn. Theologi
nicht nur fleißig sind/ ihre lectiones publicas zu halten/ sondern sich
auch bemühen/ sie also einzurichten/ daß nicht zu lang einer materie/
sache oder buch/ inhaeriret/ sondern alles dermassen eingerichtet werde/ daß
jeglicher studiosus Theologiae, der ein oder zwey jahr auff der Universität
bleiben/ wie etwa wenige länger eines orts sich auffhalten können/ etwas rechts
absolviret anhören möge: welches nicht geschihet/ wo im jahr und tag kaum
ein Capitel oder wenige vers durch gebracht werden: Da doch weitläufftige
commentarii einmal künfftig nach eines jeglichen gelegenheit nachgelesen
werden können/ die publica exercitia aber dahin billich gerichtet seyn sollen/
daß die jugend auffs kürtzeste dazu gebracht werde/ daß sie die übrige zeit ih-
res lebens ihre privat studia und meditationes mit nutzen anstellen können.

2. Ob
D d d 3

ARTIC. I. SECTIO I.
gang ſtaͤrcker werden/ als man immermehr vorhin haͤtte dencken moͤgen.
Denn es ſind der ehrlichen und Chriſtlichen eltern hin und wieder noch man-
che/ welche kinder haben/ die ſie ſtudiren laſſen/ und oͤffters angſthafft ſind/ wo
und auff welche academie ſie die ihrige hinſchicken ſollen/ als die ſo viel exem-
peletwa geſehen/ wie ſo manche/ die aus ihrer eltern haͤuſern gleich als
die engel ausgegangen/ an den orten/ wo die Officinæ Spiritus San-
cti
ſeyn ſollen/ durch des teuffels inſtrumenta und boͤſer geſellſchafft
gleichſam ſelbs zu teuffeln geworden ſind/ und alſo der eltern hoffnung zu
grunde gegangen iſt. Aber mit was freude ſchickte man die ſeinigen an einen
ſolchen ort/ wo die regeln Chriſti die einige grund-ſaͤtze und uͤber denſelbigen
ernſtlich gehalten wuͤrde? damit ſolte eine ſolche Univerſitaͤt recht eine zier-
de des gantzen Teutſchlandes und eine ſtaͤtte ſeyn/ daraus der ſeegen in die
gantze kirche ausgienge. Wo aber ſolcher zweck nicht vor augen ſtuͤnde/ noch
erlanget wuͤrde/ ſo durfften vielleicht die deliberationes von vermehrung der
zahl der Univerſitaͤten nicht ſo gar noͤthig ſeyn/ als die wir deroſelben nach der
gemeinen art ohne das genug haben. Jedoch der HErr HErr ſo alle hertzen
in haͤnden hat/ iſt maͤchtig zu thun und auszurichten/ was wir auch aus be-
trachtung der umſtaͤnde/ ſolten vor unnuͤtzlich achten. Dem laſſet uns alles
ſo eigenes als was die publica anlangt/ befehlen/ und auff ihn hoffen/ er wird
es wohl machen/ und die viel tauſend taͤglich auffſteigende ſeufftzen und traͤh-
nen nach der allgemeinen beſſerung und wiedererſtattung des verſtoͤhrten
Zions nicht laſſen immer vergebens ſeyn. ꝛc. 1678.

SECTIO II.
Verlangte ohnmaßgebliche erinnerungen zu einer
vorſtehenden Viſitation einer Univerſitaͤt.

ES iſt in acht zu nehmen und zu unterſuchen: 1. Ob die Hrn. Theologi
nicht nur fleißig ſind/ ihre lectiones publicas zu halten/ ſondern ſich
auch bemuͤhen/ ſie alſo einzurichten/ daß nicht zu lang einer materie/
ſache oder buch/ inhæriret/ ſondern alles dermaſſen eingerichtet werde/ daß
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bleibẽ/ wie etwa wenige laͤnger eines orts ſich auffhalten koͤñen/ etwas rechts
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ein Capitel oder wenige vers durch gebracht werden: Da doch weitlaͤufftige
commentarii einmal kuͤnfftig nach eines jeglichen gelegenheit nachgeleſen
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daß die jugend auffs kuͤrtzeſte dazu gebracht werde/ daß ſie die uͤbrige zeit ih-
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2. Ob
D d d 3
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[397/0413] ARTIC. I. SECTIO I. gang ſtaͤrcker werden/ als man immermehr vorhin haͤtte dencken moͤgen. Denn es ſind der ehrlichen und Chriſtlichen eltern hin und wieder noch man- che/ welche kinder haben/ die ſie ſtudiren laſſen/ und oͤffters angſthafft ſind/ wo und auff welche academie ſie die ihrige hinſchicken ſollen/ als die ſo viel exem- peletwa geſehen/ wie ſo manche/ die aus ihrer eltern haͤuſern gleich als die engel ausgegangen/ an den orten/ wo die Officinæ Spiritus San- cti ſeyn ſollen/ durch des teuffels inſtrumenta und boͤſer geſellſchafft gleichſam ſelbs zu teuffeln geworden ſind/ und alſo der eltern hoffnung zu grunde gegangen iſt. Aber mit was freude ſchickte man die ſeinigen an einen ſolchen ort/ wo die regeln Chriſti die einige grund-ſaͤtze und uͤber denſelbigen ernſtlich gehalten wuͤrde? damit ſolte eine ſolche Univerſitaͤt recht eine zier- de des gantzen Teutſchlandes und eine ſtaͤtte ſeyn/ daraus der ſeegen in die gantze kirche ausgienge. Wo aber ſolcher zweck nicht vor augen ſtuͤnde/ noch erlanget wuͤrde/ ſo durfften vielleicht die deliberationes von vermehrung der zahl der Univerſitaͤten nicht ſo gar noͤthig ſeyn/ als die wir deroſelben nach der gemeinen art ohne das genug haben. Jedoch der HErr HErr ſo alle hertzen in haͤnden hat/ iſt maͤchtig zu thun und auszurichten/ was wir auch aus be- trachtung der umſtaͤnde/ ſolten vor unnuͤtzlich achten. Dem laſſet uns alles ſo eigenes als was die publica anlangt/ befehlen/ und auff ihn hoffen/ er wird es wohl machen/ und die viel tauſend taͤglich auffſteigende ſeufftzen und traͤh- nen nach der allgemeinen beſſerung und wiedererſtattung des verſtoͤhrten Zions nicht laſſen immer vergebens ſeyn. ꝛc. 1678. SECTIO II. Verlangte ohnmaßgebliche erinnerungen zu einer vorſtehenden Viſitation einer Univerſitaͤt. ES iſt in acht zu nehmen und zu unterſuchen: 1. Ob die Hrn. Theologi nicht nur fleißig ſind/ ihre lectiones publicas zu halten/ ſondern ſich auch bemuͤhen/ ſie alſo einzurichten/ daß nicht zu lang einer materie/ ſache oder buch/ inhæriret/ ſondern alles dermaſſen eingerichtet werde/ daß jeglicher ſtudioſus Theologiæ, der ein oder zwey jahr auff der Univerſitaͤt bleibẽ/ wie etwa wenige laͤnger eines orts ſich auffhalten koͤñen/ etwas rechts abſolviret anhoͤren moͤge: welches nicht geſchihet/ wo im jahr und tag kaum ein Capitel oder wenige vers durch gebracht werden: Da doch weitlaͤufftige commentarii einmal kuͤnfftig nach eines jeglichen gelegenheit nachgeleſen werden koͤnnen/ die publica exercitia aber dahin billich gerichtet ſeyn ſollen/ daß die jugend auffs kuͤrtzeſte dazu gebracht werde/ daß ſie die uͤbrige zeit ih- res lebens ihre privat ſtudia und meditationes mit nutzen anſtellen koͤnnen. 2. Ob D d d 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/413>, abgerufen am 29.03.2024.