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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. I. SECTIO II.
werden/ mit freundlicher darleihung der bücher/ mit recommendation, und
worinnen sie sonsten der Professorum als ihrer väter bedürffen.

12. So dann ob jemahls zu beförderung einige testimonia um geldes o-
der gunst willen denen gegeben werden/ welche solche nicht wohl verdienet/
und damit in der kirchen dienst solche personen eingeführet werden/ so dersel-
ben mehr schädlich als nützlich sind/ welches abermahls starck auff die verant-
wortung derjenigen kommt/ welche solche gegeben und damit die kirche be-
triegen.

Spiritum sapientiae & prudentiae in negotio visitationis academicae ti-
bi cum aliis demandato ex animo precor. Crede mihi, vix alias tanti mo-
menti res tibi commissa est, vel facile committetur, inqua accedente divina
benedictione de salute ecclesiae optime mereare. Sane academiae earum-
que Theologi si majori studio istius bonum unice ante oculos haberent, a-
lios profecto candidatos ministerii nobis pararent, quam nunc ut pluri-
mum inde ad nos mittuntur. Cum ergo ministri ad opus domini inepti,
praecipua sint fundi nostri calamitas, tales autem ex istis seminariis prode-
ant, haud dubie regnum Christi feliciores habiturum esset successus, si quan-
tum fieri humanitus potest, ipsi purgentur fontes, ex quibus ad nos rivuli
dimanant. Oremus Dominum, ut ecclesiae suae misereatur, & hac etiam
in parte ruinas illius reparet.

SECTIO III.
Verlangen von den Universitäten.

VOn dem zustand ihrer Universität/ nachdem sie zwahr nicht so weit von
hier abgelegen/ doch wenig correspondenz dannenher hierauff zu ge-
hen scheinet/ habe längst verlangt/ einigen bericht zu haben/ und son-
derlich einen solchen gewünschet/ der mich und andere erfreuen könte. Jch
bin biß daher von ihrer vielen theils boßhafftigen feinden mit wissentlicher
meiner intention verkehrung/ theils andern aus leichtglaubigkeit/ die den
andern alsobalden beygefallen/ vor einen abgesagten feind aller Universitä-
ten und erudition gehalten worden/ daran mir aber offenbahres unrecht ge-
schihet. Es ist keine einige auch menschliche wissenschafft/ die ich/ wo sie
gründlich/ denjenigen/ welchen sie nutzen kan/ und auff eine solche art/ daß sie
zu einem wahren gebrauch angewendet werde/ vorgetragen und gelehret
wird/ nicht solte vor eine theure gabe GOttes achten/ deroselben lehrer ve-
neri
ren/ und die erhaltung solcher guten künste von GOtt bitten. Daher
ich ja die orte/ die solche göttliche und menschliche erkäntnüß der jugend bey-
zubringen von den stifftern gewidmet sind/ nicht anders als ehren und lieben

kan
E e e 2

ARTIC. I. SECTIO II.
werden/ mit freundlicher darleihung der buͤcher/ mit recommendation, und
worinnen ſie ſonſten der Profeſſorum als ihrer vaͤter beduͤrffen.

12. So dann ob jemahls zu befoͤrderung einige teſtimonia um geldes o-
der gunſt willen denen gegeben werden/ welche ſolche nicht wohl verdienet/
und damit in der kirchen dienſt ſolche perſonen eingefuͤhret werden/ ſo derſel-
ben mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſind/ welches abermahls ſtarck auff die verant-
wortung derjenigen kommt/ welche ſolche gegeben und damit die kirche be-
triegen.

Spiritum ſapientiæ & prudentiæ in negotio viſitationis academicæ ti-
bi cum aliis demandato ex animo precor. Crede mihi, vix alias tanti mo-
menti res tibi commiſſa eſt, vel facile committetur, inqua accedente divina
benedictione de ſalute eccleſiæ optime mereare. Sane academiæ earum-
que Theologi ſi majori ſtudio iſtius bonum unice ante oculos haberent, a-
lios profecto candidatos miniſterii nobis pararent, quam nunc ut pluri-
mum inde ad nos mittuntur. Cum ergo miniſtri ad opus domini inepti,
præcipua ſint fundi noſtri calamitas, tales autem ex iſtis ſeminariis prode-
ant, haud dubiè regnum Chriſti feliciores habiturum eſſet ſucceſſus, ſi quan-
tum fieri humanitus poteſt, ipſi purgentur fontes, ex quibus ad nos rivuli
dimanant. Oremus Dominum, ut eccleſiæ ſuæ miſereatur, & hac etiam
in parte ruinas illius reparet.

SECTIO III.
Verlangen von den Univerſitaͤten.

VOn dem zuſtand ihrer Univerſitaͤt/ nachdem ſie zwahr nicht ſo weit von
hier abgelegen/ doch wenig correſpondenz dannenher hierauff zu ge-
hen ſcheinet/ habe laͤngſt verlangt/ einigen bericht zu haben/ und ſon-
derlich einen ſolchen gewuͤnſchet/ der mich und andere erfreuen koͤnte. Jch
bin biß daher von ihrer vielen theils boßhafftigen feinden mit wiſſentlicher
meiner intention verkehrung/ theils andern aus leichtglaubigkeit/ die den
andern alſobalden beygefallen/ vor einen abgeſagten feind aller Univerſitaͤ-
ten und erudition gehalten worden/ daran mir aber offenbahres unrecht ge-
ſchihet. Es iſt keine einige auch menſchliche wiſſenſchafft/ die ich/ wo ſie
gruͤndlich/ denjenigen/ welchen ſie nutzen kan/ und auff eine ſolche art/ daß ſie
zu einem wahren gebrauch angewendet werde/ vorgetragen und gelehret
wird/ nicht ſolte vor eine theure gabe GOttes achten/ deroſelben lehrer ve-
neri
ren/ und die erhaltung ſolcher guten kuͤnſte von GOtt bitten. Daher
ich ja die orte/ die ſolche goͤttliche und menſchliche erkaͤntnuͤß der jugend bey-
zubringen von den ſtifftern gewidmet ſind/ nicht anders als ehren und lieben

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[403/0419] ARTIC. I. SECTIO II. werden/ mit freundlicher darleihung der buͤcher/ mit recommendation, und worinnen ſie ſonſten der Profeſſorum als ihrer vaͤter beduͤrffen. 12. So dann ob jemahls zu befoͤrderung einige teſtimonia um geldes o- der gunſt willen denen gegeben werden/ welche ſolche nicht wohl verdienet/ und damit in der kirchen dienſt ſolche perſonen eingefuͤhret werden/ ſo derſel- ben mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſind/ welches abermahls ſtarck auff die verant- wortung derjenigen kommt/ welche ſolche gegeben und damit die kirche be- triegen. Spiritum ſapientiæ & prudentiæ in negotio viſitationis academicæ ti- bi cum aliis demandato ex animo precor. Crede mihi, vix alias tanti mo- menti res tibi commiſſa eſt, vel facile committetur, inqua accedente divina benedictione de ſalute eccleſiæ optime mereare. Sane academiæ earum- que Theologi ſi majori ſtudio iſtius bonum unice ante oculos haberent, a- lios profecto candidatos miniſterii nobis pararent, quam nunc ut pluri- mum inde ad nos mittuntur. Cum ergo miniſtri ad opus domini inepti, præcipua ſint fundi noſtri calamitas, tales autem ex iſtis ſeminariis prode- ant, haud dubiè regnum Chriſti feliciores habiturum eſſet ſucceſſus, ſi quan- tum fieri humanitus poteſt, ipſi purgentur fontes, ex quibus ad nos rivuli dimanant. Oremus Dominum, ut eccleſiæ ſuæ miſereatur, & hac etiam in parte ruinas illius reparet. SECTIO III. Verlangen von den Univerſitaͤten. VOn dem zuſtand ihrer Univerſitaͤt/ nachdem ſie zwahr nicht ſo weit von hier abgelegen/ doch wenig correſpondenz dannenher hierauff zu ge- hen ſcheinet/ habe laͤngſt verlangt/ einigen bericht zu haben/ und ſon- derlich einen ſolchen gewuͤnſchet/ der mich und andere erfreuen koͤnte. Jch bin biß daher von ihrer vielen theils boßhafftigen feinden mit wiſſentlicher meiner intention verkehrung/ theils andern aus leichtglaubigkeit/ die den andern alſobalden beygefallen/ vor einen abgeſagten feind aller Univerſitaͤ- ten und erudition gehalten worden/ daran mir aber offenbahres unrecht ge- ſchihet. Es iſt keine einige auch menſchliche wiſſenſchafft/ die ich/ wo ſie gruͤndlich/ denjenigen/ welchen ſie nutzen kan/ und auff eine ſolche art/ daß ſie zu einem wahren gebrauch angewendet werde/ vorgetragen und gelehret wird/ nicht ſolte vor eine theure gabe GOttes achten/ deroſelben lehrer ve- neriren/ und die erhaltung ſolcher guten kuͤnſte von GOtt bitten. Daher ich ja die orte/ die ſolche goͤttliche und menſchliche erkaͤntnuͤß der jugend bey- zubringen von den ſtifftern gewidmet ſind/ nicht anders als ehren und lieben kan E e e 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/419>, abgerufen am 29.03.2024.