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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. II. SECTIO II.
des lebens JEsu Christo einverleibet und eingepfropffet hat/ zwahr auch
nach dem eusserlichen/ was zu dem menschlichen wolstand und vergnügung
dieses lebens gehöret/ an leben/ gesundheit und übrigen/ mildiglich Jhro
stäts ertheilen/ aber vornemlich seinen geistlichen seegen in Christo JEsu in
reichlichster maaß über dero innern menschen ausgiessen wolle! Er lasse sein
liecht aus der krafft seines worts in der wirckung seines Geistes immer heller
bey ihr auffgehen: er mache sie stäts der göttlichen natur mehr theilhaff-
tig/ daß er allerley seiner göttlichen krafft/ was zum leben und göttlichem
wandel dienet/ durch die erkäntnüß des/ der sie beruffen hat durch seine herr-
ligkeit und tugend/ deroselben schencke/ damit alles in ihr reichlich seye/ was
sie nicht faul und unfruchtbar seyn lasse/ in der erkäntnüß unsers HErrn JE-
su Christi; vielmehr sie fleiß thue/ ihren beruff und erwehlung fest zu machen/
damit ihr dargereichet werde reichlich/ der eingang zu dem ewigen reich un-
sers HErrn und Heylandes JEsu Christi! Er segne aber auch dero gottse-
ligen wandel zu einem geheiligten exempel jedes orts da sie ist/ wie bey an-
dern/ also auch sonderlich bey denen ihres standes/ mit ihrem pfund dem
HErrn noch mehrere zu gewinnen und zuzuführen. Er erfülle sie/ dero er
einen solchen lieben nahmen in der heil. tauffe geben lassen/ mit Englischen
tugenden göttliches lobes/ gehorsam/ liebe/ reinigkeit/ demuth und heiligkeit/
biß er sie zu der schaar solcher himmlischen Geister/ dero seligen schutz auch vor
dißmal wünsche/ in dem ort der herr ligkeit in ewiger wonne geselle. Womit
der ewigen liebe des himmlischen Vaters/ dem friede unsers Heylandes/ und
der kräfftigen wirckung des Heil. Geistes/ sonderlich zu fruchtbahrer bege-
hung der bevorstehenden feste empfehle. 1687.

SECTIO III.
Als eine gräfliche Fräulein die welt verlassen/ und
in ein stifft gehen wolte/ anweisung/ wie sie auch aus-
ser einem stifft ihr christlich vorhaben füglicher
einrichten könne.
Erstes Schreiben.

ES hat mich sonderbahr erfreuet/ daß mein unterthäniges schreiben
von E. Hochgräfl. Gn. und dero geliebten Fräulein schwestern so gnä-
dig aufgenommen worden/ und ich aus solcher gnädigen antwort auffs
neue in dem vorhin gehabten guten vertrauen von E. Hochgräfl. Gn. hertzli-
cher begierde/ einig und allein ihrem GOtt mit eiffriger gottseligkeit zu die-
nen/ weiter hekräfftiget worden bin. So schliessen E. Hochgräfl. Gn. frey-

lich
A a 2

ARTIC. II. SECTIO II.
des lebens JEſu Chriſto einverleibet und eingepfropffet hat/ zwahr auch
nach dem euſſerlichen/ was zu dem menſchlichen wolſtand und vergnuͤgung
dieſes lebens gehoͤret/ an leben/ geſundheit und uͤbrigen/ mildiglich Jhro
ſtaͤts ertheilen/ aber vornemlich ſeinen geiſtlichen ſeegen in Chriſto JEſu in
reichlichſter maaß uͤber dero innern menſchen ausgieſſen wolle! Er laſſe ſein
liecht aus der krafft ſeines worts in der wirckung ſeines Geiſtes immer heller
bey ihr auffgehen: er mache ſie ſtaͤts der goͤttlichen natur mehr theilhaff-
tig/ daß er allerley ſeiner goͤttlichen krafft/ was zum leben und goͤttlichem
wandel dienet/ durch die erkaͤntnuͤß des/ der ſie beruffen hat durch ſeine herr-
ligkeit und tugend/ deroſelben ſchencke/ damit alles in ihr reichlich ſeye/ was
ſie nicht faul und unfruchtbar ſeyn laſſe/ in der erkaͤntnuͤß unſers HErrn JE-
ſu Chriſti; vielmehr ſie fleiß thue/ ihren beruff und erwehlung feſt zu machen/
damit ihr dargereichet werde reichlich/ der eingang zu dem ewigen reich un-
ſers HErrn und Heylandes JEſu Chriſti! Er ſegne aber auch dero gottſe-
ligen wandel zu einem geheiligten exempel jedes orts da ſie iſt/ wie bey an-
dern/ alſo auch ſonderlich bey denen ihres ſtandes/ mit ihrem pfund dem
HErrn noch mehrere zu gewinnen und zuzufuͤhren. Er erfuͤlle ſie/ dero er
einen ſolchen lieben nahmen in der heil. tauffe geben laſſen/ mit Engliſchen
tugenden goͤttliches lobes/ gehorſam/ liebe/ reinigkeit/ demuth und heiligkeit/
biß er ſie zu der ſchaar ſolcher himmliſchen Geiſter/ dero ſeligen ſchutz auch vor
dißmal wuͤnſche/ in dem ort der herr ligkeit in ewiger wonne geſelle. Womit
der ewigen liebe des himmliſchen Vaters/ dem friede unſers Heylandes/ und
der kraͤfftigen wirckung des Heil. Geiſtes/ ſonderlich zu fruchtbahrer bege-
hung der bevorſtehenden feſte empfehle. 1687.

SECTIO III.
Als eine graͤfliche Fraͤulein die welt verlaſſen/ und
in ein ſtifft gehen wolte/ anweiſung/ wie ſie auch auſ-
ſer einem ſtifft ihr chriſtlich vorhaben fuͤglicher
einrichten koͤnne.
Erſtes Schreiben.

ES hat mich ſonderbahr erfreuet/ daß mein unterthaͤniges ſchreiben
von E. Hochgraͤfl. Gn. und dero geliebten Fraͤulein ſchweſtern ſo gnaͤ-
dig aufgenommen worden/ und ich aus ſolcher gnaͤdigen antwort auffs
neue in dem vorhin gehabten guten vertrauen von E. Hochgraͤfl. Gn. hertzli-
cher begierde/ einig und allein ihrem GOtt mit eiffriger gottſeligkeit zu die-
nen/ weiter hekraͤfftiget worden bin. So ſchlieſſen E. Hochgraͤfl. Gn. frey-

lich
A a 2
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[187/0195] ARTIC. II. SECTIO II. des lebens JEſu Chriſto einverleibet und eingepfropffet hat/ zwahr auch nach dem euſſerlichen/ was zu dem menſchlichen wolſtand und vergnuͤgung dieſes lebens gehoͤret/ an leben/ geſundheit und uͤbrigen/ mildiglich Jhro ſtaͤts ertheilen/ aber vornemlich ſeinen geiſtlichen ſeegen in Chriſto JEſu in reichlichſter maaß uͤber dero innern menſchen ausgieſſen wolle! Er laſſe ſein liecht aus der krafft ſeines worts in der wirckung ſeines Geiſtes immer heller bey ihr auffgehen: er mache ſie ſtaͤts der goͤttlichen natur mehr theilhaff- tig/ daß er allerley ſeiner goͤttlichen krafft/ was zum leben und goͤttlichem wandel dienet/ durch die erkaͤntnuͤß des/ der ſie beruffen hat durch ſeine herr- ligkeit und tugend/ deroſelben ſchencke/ damit alles in ihr reichlich ſeye/ was ſie nicht faul und unfruchtbar ſeyn laſſe/ in der erkaͤntnuͤß unſers HErrn JE- ſu Chriſti; vielmehr ſie fleiß thue/ ihren beruff und erwehlung feſt zu machen/ damit ihr dargereichet werde reichlich/ der eingang zu dem ewigen reich un- ſers HErrn und Heylandes JEſu Chriſti! Er ſegne aber auch dero gottſe- ligen wandel zu einem geheiligten exempel jedes orts da ſie iſt/ wie bey an- dern/ alſo auch ſonderlich bey denen ihres ſtandes/ mit ihrem pfund dem HErrn noch mehrere zu gewinnen und zuzufuͤhren. Er erfuͤlle ſie/ dero er einen ſolchen lieben nahmen in der heil. tauffe geben laſſen/ mit Engliſchen tugenden goͤttliches lobes/ gehorſam/ liebe/ reinigkeit/ demuth und heiligkeit/ biß er ſie zu der ſchaar ſolcher himmliſchen Geiſter/ dero ſeligen ſchutz auch vor dißmal wuͤnſche/ in dem ort der herr ligkeit in ewiger wonne geſelle. Womit der ewigen liebe des himmliſchen Vaters/ dem friede unſers Heylandes/ und der kraͤfftigen wirckung des Heil. Geiſtes/ ſonderlich zu fruchtbahrer bege- hung der bevorſtehenden feſte empfehle. 1687. SECTIO III. Als eine graͤfliche Fraͤulein die welt verlaſſen/ und in ein ſtifft gehen wolte/ anweiſung/ wie ſie auch auſ- ſer einem ſtifft ihr chriſtlich vorhaben fuͤglicher einrichten koͤnne. Erſtes Schreiben. ES hat mich ſonderbahr erfreuet/ daß mein unterthaͤniges ſchreiben von E. Hochgraͤfl. Gn. und dero geliebten Fraͤulein ſchweſtern ſo gnaͤ- dig aufgenommen worden/ und ich aus ſolcher gnaͤdigen antwort auffs neue in dem vorhin gehabten guten vertrauen von E. Hochgraͤfl. Gn. hertzli- cher begierde/ einig und allein ihrem GOtt mit eiffriger gottſeligkeit zu die- nen/ weiter hekraͤfftiget worden bin. So ſchlieſſen E. Hochgraͤfl. Gn. frey- lich A a 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/195>, abgerufen am 28.03.2024.