Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

besonderen Wohnort im Kargrat aufgeschlagen habe,
in dem mit dem Gebirgsstocke gleichnamigen kleinen
Dörflein. Von da aus habe ich meine Streifereien ge¬
macht. Ich nannte ihm die einzelnen Richtungen,
weil er besonders in der Gegend der Simmen sehr
bekannt war. Eustach sprach über die schönen Natur¬
bilder, die in jenen Gestaltungen vorkommen. Roland
sagte, ich möchte doch auch einmal die Klamkirche, in
der sie gewesen seien, besuchen; die Zeichnungen werde
mir Eustach schon zeigen, damit ich einen vorläufi¬
gen Überblick davon zu erlangen vermöge. Gustav
grüßte mich einfach mit seiner Liebe und Freundschaft,
wie er es immer gethan hatte. Auf die gelegentliche
Frage meines Gastfreundes, ob ich nun lange in der
Gesellschaft meiner Freunde zu bleiben gesonnen sei,
antwortete ich, daß mich eine wichtige Angelegen¬
heit vielleicht schon in sehr kurzer Zeit fortführen
könnte.

Nach diesen allgemeinen Gesprächen begaben sich
die Reisenden in ihre Zimmer, um die Spuren der
Reise zu beseitigen, staubige Kleider abzulegen, sich
sonst zu erfrischen, oder Mitgebrachtes in eine Ord¬
nung richten.

Wir sahen uns erst bei dem Abendessen wieder.

beſonderen Wohnort im Kargrat aufgeſchlagen habe,
in dem mit dem Gebirgsſtocke gleichnamigen kleinen
Dörflein. Von da aus habe ich meine Streifereien ge¬
macht. Ich nannte ihm die einzelnen Richtungen,
weil er beſonders in der Gegend der Simmen ſehr
bekannt war. Euſtach ſprach über die ſchönen Natur¬
bilder, die in jenen Geſtaltungen vorkommen. Roland
ſagte, ich möchte doch auch einmal die Klamkirche, in
der ſie geweſen ſeien, beſuchen; die Zeichnungen werde
mir Euſtach ſchon zeigen, damit ich einen vorläufi¬
gen Überblick davon zu erlangen vermöge. Guſtav
grüßte mich einfach mit ſeiner Liebe und Freundſchaft,
wie er es immer gethan hatte. Auf die gelegentliche
Frage meines Gaſtfreundes, ob ich nun lange in der
Geſellſchaft meiner Freunde zu bleiben geſonnen ſei,
antwortete ich, daß mich eine wichtige Angelegen¬
heit vielleicht ſchon in ſehr kurzer Zeit fortführen
könnte.

Nach dieſen allgemeinen Geſprächen begaben ſich
die Reiſenden in ihre Zimmer, um die Spuren der
Reiſe zu beſeitigen, ſtaubige Kleider abzulegen, ſich
ſonſt zu erfriſchen, oder Mitgebrachtes in eine Ord¬
nung richten.

Wir ſahen uns erſt bei dem Abendeſſen wieder.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="31"/>
be&#x017F;onderen Wohnort im Kargrat aufge&#x017F;chlagen habe,<lb/>
in dem mit dem Gebirgs&#x017F;tocke gleichnamigen kleinen<lb/>
Dörflein. Von da aus habe ich meine Streifereien ge¬<lb/>
macht. Ich nannte ihm die einzelnen Richtungen,<lb/>
weil er be&#x017F;onders in der Gegend der Simmen &#x017F;ehr<lb/>
bekannt war. Eu&#x017F;tach &#x017F;prach über die &#x017F;chönen Natur¬<lb/>
bilder, die in jenen Ge&#x017F;taltungen vorkommen. Roland<lb/>
&#x017F;agte, ich möchte doch auch einmal die Klamkirche, in<lb/>
der &#x017F;ie gewe&#x017F;en &#x017F;eien, be&#x017F;uchen; die Zeichnungen werde<lb/>
mir Eu&#x017F;tach &#x017F;chon zeigen, damit ich einen vorläufi¬<lb/>
gen Überblick davon zu erlangen vermöge. Gu&#x017F;tav<lb/>
grüßte mich einfach mit &#x017F;einer Liebe und Freund&#x017F;chaft,<lb/>
wie er es immer gethan hatte. Auf die gelegentliche<lb/>
Frage meines Ga&#x017F;tfreundes, ob ich nun lange in der<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft meiner Freunde zu bleiben ge&#x017F;onnen &#x017F;ei,<lb/>
antwortete ich, daß mich eine wichtige Angelegen¬<lb/>
heit vielleicht &#x017F;chon in &#x017F;ehr kurzer Zeit fortführen<lb/>
könnte.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;en allgemeinen Ge&#x017F;prächen begaben &#x017F;ich<lb/>
die Rei&#x017F;enden in ihre Zimmer, um die Spuren der<lb/>
Rei&#x017F;e zu be&#x017F;eitigen, &#x017F;taubige Kleider abzulegen, &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t zu erfri&#x017F;chen, oder Mitgebrachtes in eine Ord¬<lb/>
nung richten.</p><lb/>
        <p>Wir &#x017F;ahen uns er&#x017F;t bei dem Abende&#x017F;&#x017F;en wieder.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0045] beſonderen Wohnort im Kargrat aufgeſchlagen habe, in dem mit dem Gebirgsſtocke gleichnamigen kleinen Dörflein. Von da aus habe ich meine Streifereien ge¬ macht. Ich nannte ihm die einzelnen Richtungen, weil er beſonders in der Gegend der Simmen ſehr bekannt war. Euſtach ſprach über die ſchönen Natur¬ bilder, die in jenen Geſtaltungen vorkommen. Roland ſagte, ich möchte doch auch einmal die Klamkirche, in der ſie geweſen ſeien, beſuchen; die Zeichnungen werde mir Euſtach ſchon zeigen, damit ich einen vorläufi¬ gen Überblick davon zu erlangen vermöge. Guſtav grüßte mich einfach mit ſeiner Liebe und Freundſchaft, wie er es immer gethan hatte. Auf die gelegentliche Frage meines Gaſtfreundes, ob ich nun lange in der Geſellſchaft meiner Freunde zu bleiben geſonnen ſei, antwortete ich, daß mich eine wichtige Angelegen¬ heit vielleicht ſchon in ſehr kurzer Zeit fortführen könnte. Nach dieſen allgemeinen Geſprächen begaben ſich die Reiſenden in ihre Zimmer, um die Spuren der Reiſe zu beſeitigen, ſtaubige Kleider abzulegen, ſich ſonſt zu erfriſchen, oder Mitgebrachtes in eine Ord¬ nung richten. Wir ſahen uns erſt bei dem Abendeſſen wieder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/45
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/45>, abgerufen am 19.04.2024.