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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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Bäume, die man des kleineren Raumes wegen enger
sezen mußte, theils durch die Mauern näherer und
entfernterer Häuser vielfältig Schatten entstand.

Ich nahm die Rose, und sagte, Klotilde würde
meinem Gastfreunde einen schlechten Dienst thun,
wenn sie in seinem Garten eine Rose pflückte.

"Dort würde ich nicht den Muth dazu haben,"
antwortete sie.

Wir blieben nun eine Weile bei dem Marmor¬
wasserwerke stehen. Klotilde zeigte mir, was der
Vater im Frühlinge habe machen lassen, zum Theile,
um den Wasserzug noch mehr zu sichern, zum Theile,
um Verschönerungen anzubringen. Ich sah, wie treff¬
lich und zweckmäßig er die Dinge hatte zubereiten
lassen, und wie sehr ich von ihm lernen könne. Ich
freute mich schon auf die Zeit, die nicht mehr ferne
sein konnte, in welcher der Vater mit meinem Gast¬
freunde zusammen kommen würde.

Als wir von dem Wasserwerke weg gingen, führte
mich Klotilde nun zu dem Plaze, von welchem eine
Aussicht in die Gegend geboten ist, und den man mit
einer Brustwehr zu versehen beschlossen hatte. Die
Brustwehr war schon zum Theile fertig. Sie war auf¬
gemauert, war mit den von mir gebrachten Marmor¬

Bäume, die man des kleineren Raumes wegen enger
ſezen mußte, theils durch die Mauern näherer und
entfernterer Häuſer vielfältig Schatten entſtand.

Ich nahm die Roſe, und ſagte, Klotilde würde
meinem Gaſtfreunde einen ſchlechten Dienſt thun,
wenn ſie in ſeinem Garten eine Roſe pflückte.

„Dort würde ich nicht den Muth dazu haben,“
antwortete ſie.

Wir blieben nun eine Weile bei dem Marmor¬
waſſerwerke ſtehen. Klotilde zeigte mir, was der
Vater im Frühlinge habe machen laſſen, zum Theile,
um den Waſſerzug noch mehr zu ſichern, zum Theile,
um Verſchönerungen anzubringen. Ich ſah, wie treff¬
lich und zweckmäßig er die Dinge hatte zubereiten
laſſen, und wie ſehr ich von ihm lernen könne. Ich
freute mich ſchon auf die Zeit, die nicht mehr ferne
ſein konnte, in welcher der Vater mit meinem Gaſt¬
freunde zuſammen kommen würde.

Als wir von dem Waſſerwerke weg gingen, führte
mich Klotilde nun zu dem Plaze, von welchem eine
Ausſicht in die Gegend geboten iſt, und den man mit
einer Bruſtwehr zu verſehen beſchloſſen hatte. Die
Bruſtwehr war ſchon zum Theile fertig. Sie war auf¬
gemauert, war mit den von mir gebrachten Marmor¬

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[43/0057] Bäume, die man des kleineren Raumes wegen enger ſezen mußte, theils durch die Mauern näherer und entfernterer Häuſer vielfältig Schatten entſtand. Ich nahm die Roſe, und ſagte, Klotilde würde meinem Gaſtfreunde einen ſchlechten Dienſt thun, wenn ſie in ſeinem Garten eine Roſe pflückte. „Dort würde ich nicht den Muth dazu haben,“ antwortete ſie. Wir blieben nun eine Weile bei dem Marmor¬ waſſerwerke ſtehen. Klotilde zeigte mir, was der Vater im Frühlinge habe machen laſſen, zum Theile, um den Waſſerzug noch mehr zu ſichern, zum Theile, um Verſchönerungen anzubringen. Ich ſah, wie treff¬ lich und zweckmäßig er die Dinge hatte zubereiten laſſen, und wie ſehr ich von ihm lernen könne. Ich freute mich ſchon auf die Zeit, die nicht mehr ferne ſein konnte, in welcher der Vater mit meinem Gaſt¬ freunde zuſammen kommen würde. Als wir von dem Waſſerwerke weg gingen, führte mich Klotilde nun zu dem Plaze, von welchem eine Ausſicht in die Gegend geboten iſt, und den man mit einer Bruſtwehr zu verſehen beſchloſſen hatte. Die Bruſtwehr war ſchon zum Theile fertig. Sie war auf¬ gemauert, war mit den von mir gebrachten Marmor¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/57>, abgerufen am 28.03.2024.