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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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keiten derselben. Dann mußte ich auch mit ihm in das
Cactushaus gehen, wo er mir sogleich den Cereus
Peruvianus wies, der durch meine Güte, wie er sich
ausdrückte, in den Asperhof gekommen sei. Er wachse
bereits steilrecht in seinem Glasfache empor, was
durch viele Mühe und Kunst bewirkt worden sei. Die
gelbliche Farbe vom Inghofe sei in die dunkelblau¬
grüne gleichsam mit einem Dufte überflogene über¬
gegangen, welche die völlige Gesundheit der Pflanze
beweise. Wenn es so fortgehe, so könne auch noch die
Freude der fabelhaften weißen Blumen der lebendigen
Säule in dieses Haus kommen. Er führte mich dann
zu einigen Cactusgestalten, die eben im Blühen be¬
griffen waren. Es lag eine ziemlich große Sammel¬
linse in der Nähe, um die Blumen und nebstbei auch
die Waffen und die Gestaltungen der Pflanzenkörper
unter dem Einflusse des vollen Sonnenlichtes betrach¬
ten zu können. Er bath mich, die Linse zu gebrauchen.
Es war eine farblos zeigende und zugleich eine, bei
welcher die Abweichung wegen der Kugelgestalt auf
ein Kleinstes gebracht war. Überhaupt wies sie sich
als vortrefflich aus. Er erzählte mir, daß der Herr
das Vergrößerungsglas eigens zum Betrachten der
Cacteen habe machen, es in das schöne Elfenbein

keiten derſelben. Dann mußte ich auch mit ihm in das
Cactushaus gehen, wo er mir ſogleich den Cereus
Peruvianus wies, der durch meine Güte, wie er ſich
ausdrückte, in den Asperhof gekommen ſei. Er wachſe
bereits ſteilrecht in ſeinem Glasfache empor, was
durch viele Mühe und Kunſt bewirkt worden ſei. Die
gelbliche Farbe vom Inghofe ſei in die dunkelblau¬
grüne gleichſam mit einem Dufte überflogene über¬
gegangen, welche die völlige Geſundheit der Pflanze
beweiſe. Wenn es ſo fortgehe, ſo könne auch noch die
Freude der fabelhaften weißen Blumen der lebendigen
Säule in dieſes Haus kommen. Er führte mich dann
zu einigen Cactusgeſtalten, die eben im Blühen be¬
griffen waren. Es lag eine ziemlich große Sammel¬
linſe in der Nähe, um die Blumen und nebſtbei auch
die Waffen und die Geſtaltungen der Pflanzenkörper
unter dem Einfluſſe des vollen Sonnenlichtes betrach¬
ten zu können. Er bath mich, die Linſe zu gebrauchen.
Es war eine farblos zeigende und zugleich eine, bei
welcher die Abweichung wegen der Kugelgeſtalt auf
ein Kleinſtes gebracht war. Überhaupt wies ſie ſich
als vortrefflich aus. Er erzählte mir, daß der Herr
das Vergrößerungsglas eigens zum Betrachten der
Cacteen habe machen, es in das ſchöne Elfenbein

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[66/0080] keiten derſelben. Dann mußte ich auch mit ihm in das Cactushaus gehen, wo er mir ſogleich den Cereus Peruvianus wies, der durch meine Güte, wie er ſich ausdrückte, in den Asperhof gekommen ſei. Er wachſe bereits ſteilrecht in ſeinem Glasfache empor, was durch viele Mühe und Kunſt bewirkt worden ſei. Die gelbliche Farbe vom Inghofe ſei in die dunkelblau¬ grüne gleichſam mit einem Dufte überflogene über¬ gegangen, welche die völlige Geſundheit der Pflanze beweiſe. Wenn es ſo fortgehe, ſo könne auch noch die Freude der fabelhaften weißen Blumen der lebendigen Säule in dieſes Haus kommen. Er führte mich dann zu einigen Cactusgeſtalten, die eben im Blühen be¬ griffen waren. Es lag eine ziemlich große Sammel¬ linſe in der Nähe, um die Blumen und nebſtbei auch die Waffen und die Geſtaltungen der Pflanzenkörper unter dem Einfluſſe des vollen Sonnenlichtes betrach¬ ten zu können. Er bath mich, die Linſe zu gebrauchen. Es war eine farblos zeigende und zugleich eine, bei welcher die Abweichung wegen der Kugelgeſtalt auf ein Kleinſtes gebracht war. Überhaupt wies ſie ſich als vortrefflich aus. Er erzählte mir, daß der Herr das Vergrößerungsglas eigens zum Betrachten der Cacteen habe machen, es in das ſchöne Elfenbein

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/80>, abgerufen am 24.04.2024.