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Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844.

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Ein Itzlicher wandergesell sol die andern gesellen alle bithen
und kein sol es verhören, sie sollen alle helfen, Helfet mir auf
oder In, das euch Gott helfe, wen sie geholfen haben so sol er
sein Hut abethun und sol In danken und sprechen, Gott danke
dem meister und pallierer und den Erbaren gesellen.


Gruß und Examen der Maurer.

Sie unterscheiden, wie die Seiler, den kleinen und großen
Gruß, ohne eben diesen Namen zu brauchen; letzterer, mit dem
zugleich das Examen wegen des wirklich erlangten Gesellenstan-
des verbunden war, wurde wahrscheinlich bei der ersten Auflage,
welcher der fremde Gesell beiwohnte, gesprochen, der kleine aber
bei dem Meister, welchen er um Arbeit (Beförderung) ansprach;
wir machen mit diesem den Anfang:
Mit Gunst und Erlaubniß! Ehrbarer günstiger Mei-
ster! Ich soll Sie (Ihn?) grüßen von den Meistern
des ganzen ehrsamen Handwerk der Maurer der Stadt
N. N., die in der Ehrbarkeit leben, sich der Ehrbarkeit
befleißigen, der Ehrbarkeit gebrauchen, in der Ehrbar-
keit sterben. *) Ich habe gehört, daß der ehrbare gün-
stige Meister für mich ehrbaren Gesellen ehrbare Be-
förderung hätte, so wollte ich Sie angesprochen haben
auf acht oder vierzehn Tage, nach Ihrer und meiner
Beliebung, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit,
so lange es Ihnen und mir gefällt.

Hatte nun der Meister Arbeit für ihn, so schickte er ihn zum
Polirer, der ihn bei dem Bau anstellte. Seiner ersten Arbeit
ging aber noch eine Ceremonie vorher, nehmlich der Anschlag.
Der Geselle spricht:

Mit Gunst und Verlaub! Ich soll die ehrbare Gesell-
schaft von den ehrbaren Meistern und der ehrbaren Ge-
sellschaft in der Stadt N. N. freundlich grüßen.
*) Die Magdeburger setzten noch hinzu: die da zünftig seyn, das Hand-
werk nicht verschwächen sondern verstärken nach Handswerksgebrauch
und Gewohnheit, Gott ehre das ehrbare Handwerk!

Ein Itzlicher wandergeſell ſol die andern geſellen alle bithen
und kein ſol es verhören, ſie ſollen alle helfen, Helfet mir auf
oder In, das euch Gott helfe, wen ſie geholfen haben ſo ſol er
ſein Hut abethun und ſol In danken und ſprechen, Gott danke
dem meiſter und pallierer und den Erbaren geſellen.


Gruß und Examen der Maurer.

Sie unterſcheiden, wie die Seiler, den kleinen und großen
Gruß, ohne eben dieſen Namen zu brauchen; letzterer, mit dem
zugleich das Examen wegen des wirklich erlangten Geſellenſtan-
des verbunden war, wurde wahrſcheinlich bei der erſten Auflage,
welcher der fremde Geſell beiwohnte, geſprochen, der kleine aber
bei dem Meiſter, welchen er um Arbeit (Beförderung) anſprach;
wir machen mit dieſem den Anfang:
Mit Gunſt und Erlaubniß! Ehrbarer günſtiger Mei-
ſter! Ich ſoll Sie (Ihn?) grüßen von den Meiſtern
des ganzen ehrſamen Handwerk der Maurer der Stadt
N. N., die in der Ehrbarkeit leben, ſich der Ehrbarkeit
befleißigen, der Ehrbarkeit gebrauchen, in der Ehrbar-
keit ſterben. *) Ich habe gehört, daß der ehrbare gün-
ſtige Meiſter für mich ehrbaren Geſellen ehrbare Be-
förderung hätte, ſo wollte ich Sie angeſprochen haben
auf acht oder vierzehn Tage, nach Ihrer und meiner
Beliebung, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit,
ſo lange es Ihnen und mir gefällt.

Hatte nun der Meiſter Arbeit für ihn, ſo ſchickte er ihn zum
Polirer, der ihn bei dem Bau anſtellte. Seiner erſten Arbeit
ging aber noch eine Ceremonie vorher, nehmlich der Anſchlag.
Der Geſelle ſpricht:

Mit Gunſt und Verlaub! Ich ſoll die ehrbare Geſell-
ſchaft von den ehrbaren Meiſtern und der ehrbaren Ge-
ſellſchaft in der Stadt N. N. freundlich grüßen.
*) Die Magdeburger ſetzten noch hinzu: die da zünftig ſeyn, das Hand-
werk nicht verſchwächen ſondern verſtärken nach Handswerksgebrauch
und Gewohnheit, Gott ehre das ehrbare Handwerk!
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[55/0065] Ein Itzlicher wandergeſell ſol die andern geſellen alle bithen und kein ſol es verhören, ſie ſollen alle helfen, Helfet mir auf oder In, das euch Gott helfe, wen ſie geholfen haben ſo ſol er ſein Hut abethun und ſol In danken und ſprechen, Gott danke dem meiſter und pallierer und den Erbaren geſellen. Gruß und Examen der Maurer. Sie unterſcheiden, wie die Seiler, den kleinen und großen Gruß, ohne eben dieſen Namen zu brauchen; letzterer, mit dem zugleich das Examen wegen des wirklich erlangten Geſellenſtan- des verbunden war, wurde wahrſcheinlich bei der erſten Auflage, welcher der fremde Geſell beiwohnte, geſprochen, der kleine aber bei dem Meiſter, welchen er um Arbeit (Beförderung) anſprach; wir machen mit dieſem den Anfang: Mit Gunſt und Erlaubniß! Ehrbarer günſtiger Mei- ſter! Ich ſoll Sie (Ihn?) grüßen von den Meiſtern des ganzen ehrſamen Handwerk der Maurer der Stadt N. N., die in der Ehrbarkeit leben, ſich der Ehrbarkeit befleißigen, der Ehrbarkeit gebrauchen, in der Ehrbar- keit ſterben. *) Ich habe gehört, daß der ehrbare gün- ſtige Meiſter für mich ehrbaren Geſellen ehrbare Be- förderung hätte, ſo wollte ich Sie angeſprochen haben auf acht oder vierzehn Tage, nach Ihrer und meiner Beliebung, nach Handwerksgebrauch und Gewohnheit, ſo lange es Ihnen und mir gefällt. Hatte nun der Meiſter Arbeit für ihn, ſo ſchickte er ihn zum Polirer, der ihn bei dem Bau anſtellte. Seiner erſten Arbeit ging aber noch eine Ceremonie vorher, nehmlich der Anſchlag. Der Geſelle ſpricht: Mit Gunſt und Verlaub! Ich ſoll die ehrbare Geſell- ſchaft von den ehrbaren Meiſtern und der ehrbaren Ge- ſellſchaft in der Stadt N. N. freundlich grüßen. *) Die Magdeburger ſetzten noch hinzu: die da zünftig ſeyn, das Hand- werk nicht verſchwächen ſondern verſtärken nach Handswerksgebrauch und Gewohnheit, Gott ehre das ehrbare Handwerk!

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Zitationshilfe: Stock, Ch. L.: Grundzüge der Verfassung des Gesellenwesens der deutschen Handwerker in alter und neuer Zeit. Magdeburg, 1844, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stock_gesellenwesen_1844/65>, abgerufen am 24.04.2024.