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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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Das Mädchen mit den hellen Augen.
Das Mädchen mit den hellen Augen,
Die wollte Keines Liebste sein;
Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,
Die Freier schauten hinterdrein.
Die Freier standen ganz von Ferne
In blanken Röcklein lobesam.
"Frau Mutter, ach, so sprecht ein Wörtchen,
Und macht das liebe Kindlein zahm!"
Die Mutter schlug die Händ' zusammen,
Die Mutter rief: "Du thöricht Kind,
Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,
Die Freier gehen gar geschwind!"
8 *
Das Mädchen mit den hellen Augen.
Das Mädchen mit den hellen Augen,
Die wollte Keines Liebſte ſein;
Sie ſprang und ließ die Zöpfe fliegen,
Die Freier ſchauten hinterdrein.
Die Freier ſtanden ganz von Ferne
In blanken Röcklein lobeſam.
„Frau Mutter, ach, ſo ſprecht ein Wörtchen,
Und macht das liebe Kindlein zahm!“
Die Mutter ſchlug die Händ' zuſammen,
Die Mutter rief: „Du thöricht Kind,
Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,
Die Freier gehen gar geſchwind!“
8 *
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[115/0125] Das Mädchen mit den hellen Augen. Das Mädchen mit den hellen Augen, Die wollte Keines Liebſte ſein; Sie ſprang und ließ die Zöpfe fliegen, Die Freier ſchauten hinterdrein. Die Freier ſtanden ganz von Ferne In blanken Röcklein lobeſam. „Frau Mutter, ach, ſo ſprecht ein Wörtchen, Und macht das liebe Kindlein zahm!“ Die Mutter ſchlug die Händ' zuſammen, Die Mutter rief: „Du thöricht Kind, Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen, Die Freier gehen gar geſchwind!“ 8 *

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/125>, abgerufen am 29.03.2024.