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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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Lehrsatz.
Die Sonne scheint; laß ab von Liebeswerben!
Denn Liebe gleicht der scheuesten der Frauen;
Ihr eigen Antlitz schämt sie sich zu schauen,
Ein Räthsel will sie bleiben, oder sterben.
Doch wenn der Abend still hernieder gleitet,
Dann naht das Reich der zärtlichen Gedanken;
Wenn Dämmrung süß verwirrend sich verbreitet,
Und alle Formen in einander schwanken,
Dann irrt die Hand, dann irrt der Mund gar leicht,
Und halb gewagt wird Alles ganz erreicht.

3 *
Lehrſatz.
Die Sonne ſcheint; laß ab von Liebeswerben!
Denn Liebe gleicht der ſcheueſten der Frauen;
Ihr eigen Antlitz ſchämt ſie ſich zu ſchauen,
Ein Räthſel will ſie bleiben, oder ſterben.
Doch wenn der Abend ſtill hernieder gleitet,
Dann naht das Reich der zärtlichen Gedanken;
Wenn Dämmrung ſüß verwirrend ſich verbreitet,
Und alle Formen in einander ſchwanken,
Dann irrt die Hand, dann irrt der Mund gar leicht,
Und halb gewagt wird Alles ganz erreicht.

3 *
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[35/0045] Lehrſatz. Die Sonne ſcheint; laß ab von Liebeswerben! Denn Liebe gleicht der ſcheueſten der Frauen; Ihr eigen Antlitz ſchämt ſie ſich zu ſchauen, Ein Räthſel will ſie bleiben, oder ſterben. Doch wenn der Abend ſtill hernieder gleitet, Dann naht das Reich der zärtlichen Gedanken; Wenn Dämmrung ſüß verwirrend ſich verbreitet, Und alle Formen in einander ſchwanken, Dann irrt die Hand, dann irrt der Mund gar leicht, Und halb gewagt wird Alles ganz erreicht. 3 *

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/45>, abgerufen am 29.03.2024.