Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

"Sprechet!" sagte einer der Gevollmächtigten.
Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches
auf dem Tische aus: "Es hat vorhin Einer gefragt,"
begann er, "woher die viele Erde nehmen? --
Ihr seht, soweit das Vorland in die Watten
hinausgeht, ist außerhalb der Deichlinie ein Streifen
Landes freigelassen; daher und von dem Vorlande,
das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge
an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde
nehmen; haben wir an den Wasserseiten nur eine
tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte
kann auch Sand genommen werden! -- Nun aber
ist zunächst ein Feldmesser zu berufen, der die
Linie des neuen Deiches auf dem Vorland absteckt!
Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich
gewesen, wird wohl am besten dazu passen. Ferner
werden wir zur Heranholung des Klei's oder
sonstigen Materiales die Anfertigung einspänniger
Sturzkarren mit Gabeldeichsel bei einigen Stell-
machern verdingen müssen; wir werden für die
Durchdämmung des Priehles und nach den Binnen-
seiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen
müssen, ich kann jetzt nicht sagen, wie viel hundert
Fuder Stroh zur Bestickung des Deiches gebrauchen,

„Sprechet!” ſagte einer der Gevollmächtigten.
Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches
auf dem Tiſche aus: „Es hat vorhin Einer gefragt,”
begann er, „woher die viele Erde nehmen? —
Ihr ſeht, ſoweit das Vorland in die Watten
hinausgeht, iſt außerhalb der Deichlinie ein Streifen
Landes freigelaſſen; daher und von dem Vorlande,
das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge
an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde
nehmen; haben wir an den Waſſerſeiten nur eine
tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte
kann auch Sand genommen werden! — Nun aber
iſt zunächſt ein Feldmeſſer zu berufen, der die
Linie des neuen Deiches auf dem Vorland abſteckt!
Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich
geweſen, wird wohl am beſten dazu paſſen. Ferner
werden wir zur Heranholung des Klei's oder
ſonſtigen Materiales die Anfertigung einſpänniger
Sturzkarren mit Gabeldeichſel bei einigen Stell-
machern verdingen müſſen; wir werden für die
Durchdämmung des Priehles und nach den Binnen-
ſeiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen
müſſen, ich kann jetzt nicht ſagen, wie viel hundert
Fuder Stroh zur Beſtickung des Deiches gebrauchen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0149" n="137"/>
        <p>&#x201E;Sprechet!&#x201D; &#x017F;agte einer der Gevollmächtigten.<lb/>
Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches<lb/>
auf dem Ti&#x017F;che aus: &#x201E;Es hat vorhin Einer gefragt,&#x201D;<lb/>
begann er, &#x201E;woher die viele Erde nehmen? &#x2014;<lb/>
Ihr &#x017F;eht, &#x017F;oweit das Vorland in die Watten<lb/>
hinausgeht, i&#x017F;t außerhalb der Deichlinie ein Streifen<lb/>
Landes freigela&#x017F;&#x017F;en; daher und von dem Vorlande,<lb/>
das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge<lb/>
an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde<lb/>
nehmen; haben wir an den Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;eiten nur eine<lb/>
tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte<lb/>
kann auch Sand genommen werden! &#x2014; Nun aber<lb/>
i&#x017F;t zunäch&#x017F;t ein Feldme&#x017F;&#x017F;er zu berufen, der die<lb/>
Linie des neuen Deiches auf dem Vorland ab&#x017F;teckt!<lb/>
Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich<lb/>
gewe&#x017F;en, wird wohl am be&#x017F;ten dazu pa&#x017F;&#x017F;en. Ferner<lb/>
werden wir zur Heranholung des Klei's oder<lb/>
&#x017F;on&#x017F;tigen Materiales die Anfertigung ein&#x017F;pänniger<lb/>
Sturzkarren mit Gabeldeich&#x017F;el bei einigen Stell-<lb/>
machern verdingen mü&#x017F;&#x017F;en; wir werden für die<lb/>
Durchdämmung des Priehles und nach den Binnen-<lb/>
&#x017F;eiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen<lb/>&#x017F;&#x017F;en, ich kann jetzt nicht &#x017F;agen, wie viel hundert<lb/>
Fuder Stroh zur Be&#x017F;tickung des Deiches gebrauchen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0149] „Sprechet!” ſagte einer der Gevollmächtigten. Und Hauke breitete die Karte des neuen Deiches auf dem Tiſche aus: „Es hat vorhin Einer gefragt,” begann er, „woher die viele Erde nehmen? — Ihr ſeht, ſoweit das Vorland in die Watten hinausgeht, iſt außerhalb der Deichlinie ein Streifen Landes freigelaſſen; daher und von dem Vorlande, das nach Nord und Süd von dem neuen Kooge an dem Deiche hinläuft, können wir die Erde nehmen; haben wir an den Waſſerſeiten nur eine tüchtige Lage Klei, nach innen oder in der Mitte kann auch Sand genommen werden! — Nun aber iſt zunächſt ein Feldmeſſer zu berufen, der die Linie des neuen Deiches auf dem Vorland abſteckt! Der mir bei Ausarbeitung des Planes behülflich geweſen, wird wohl am beſten dazu paſſen. Ferner werden wir zur Heranholung des Klei's oder ſonſtigen Materiales die Anfertigung einſpänniger Sturzkarren mit Gabeldeichſel bei einigen Stell- machern verdingen müſſen; wir werden für die Durchdämmung des Priehles und nach den Binnen- ſeiten, wo wir etwa mit Sand fürlieb nehmen müſſen, ich kann jetzt nicht ſagen, wie viel hundert Fuder Stroh zur Beſtickung des Deiches gebrauchen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/149
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/149>, abgerufen am 25.04.2024.