Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber ihre Hand zitterte heftig in der meinen, und ich bat nur: "Ach, Lisei, versteh' mich doch!"

Sie schwieg einen Augenblick. "Paul," sagte sie dann, "i kann nit von mei'm Vaterl gehen."

"Der muß ja mit uns, Lisei! Im Hinterhause, die beiden Stübchen, die jetzt leer stehen, da kann er wohnen und wirthschaften; der alte Heinrich hat sein Kämmerchen dicht daneben."

Lisei nickte. "Aber Paul, wir sind landfahrende Leut'. Was werden sie sagen bei dir daheim?"

"Sie werden mächtig reden, Lisei!"

"Und du hast nit Furcht davor?"

Ich lachte nur dazu.

"Nun," sagte Lisei, und wie ein Glockenlaut schlug es aus ihrer Stimme, "wenn du sie hast, - i hab schon die Kuraschi!"

"Aber thust du's denn auch gern?"

- "Ja, Paul, wenn i's nit gern thät'," - und sie schüttelte ihr braunes Köpfchen gegen mich - "gel', da thät' i's nimmermehr!" -

Und, mein Junge," unterbrach sich hier der Erzähler, "wie einen bei solchen Worten ein Paar schwarze

Aber ihre Hand zitterte heftig in der meinen, und ich bat nur: „Ach, Lisei, versteh’ mich doch!“

Sie schwieg einen Augenblick. „Paul,“ sagte sie dann, „i kann nit von mei’m Vaterl gehen.“

„Der muß ja mit uns, Lisei! Im Hinterhause, die beiden Stübchen, die jetzt leer stehen, da kann er wohnen und wirthschaften; der alte Heinrich hat sein Kämmerchen dicht daneben.“

Lisei nickte. „Aber Paul, wir sind landfahrende Leut’. Was werden sie sagen bei dir daheim?“

„Sie werden mächtig reden, Lisei!“

„Und du hast nit Furcht davor?“

Ich lachte nur dazu.

„Nun,“ sagte Lisei, und wie ein Glockenlaut schlug es aus ihrer Stimme, „wenn du sie hast, – i hab schon die Kuraschi!“

„Aber thust du’s denn auch gern?“

– „Ja, Paul, wenn i’s nit gern thät’,“ – und sie schüttelte ihr braunes Köpfchen gegen mich – „gel’, da thät’ i’s nimmermehr!“ –

Und, mein Junge,“ unterbrach sich hier der Erzähler, „wie einen bei solchen Worten ein Paar schwarze

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0202" n="198"/>
        <p>Aber ihre Hand zitterte heftig in der meinen, und ich bat nur: &#x201E;Ach, Lisei, versteh&#x2019; mich doch!&#x201C;</p>
        <p>Sie schwieg einen Augenblick. &#x201E;Paul,&#x201C; sagte sie dann, &#x201E;i kann nit von mei&#x2019;m Vaterl gehen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Der muß ja mit uns, Lisei! Im Hinterhause, die beiden Stübchen, die jetzt leer stehen, da kann er wohnen und wirthschaften; der alte Heinrich hat sein Kämmerchen dicht daneben.&#x201C;</p>
        <p>Lisei nickte. &#x201E;Aber Paul, wir sind landfahrende Leut&#x2019;. Was werden sie sagen bei dir daheim?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Sie werden mächtig reden, Lisei!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Und du hast nit Furcht davor?&#x201C;</p>
        <p>Ich lachte nur dazu.</p>
        <p>&#x201E;Nun,&#x201C; sagte Lisei, und wie ein Glockenlaut schlug es aus ihrer Stimme, &#x201E;wenn <hi rendition="#g">du</hi> sie hast, &#x2013; i hab schon die Kuraschi!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Aber thust du&#x2019;s denn auch gern?&#x201C;</p>
        <p>&#x2013; &#x201E;Ja, Paul, wenn i&#x2019;s nit gern thät&#x2019;,&#x201C; &#x2013; und sie schüttelte ihr braunes Köpfchen gegen mich &#x2013; &#x201E;gel&#x2019;, da thät&#x2019; i&#x2019;s nimmermehr!&#x201C; &#x2013;</p>
        <p>Und, mein Junge,&#x201C; unterbrach sich hier der Erzähler, &#x201E;wie einen bei solchen Worten ein Paar schwarze
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0202] Aber ihre Hand zitterte heftig in der meinen, und ich bat nur: „Ach, Lisei, versteh’ mich doch!“ Sie schwieg einen Augenblick. „Paul,“ sagte sie dann, „i kann nit von mei’m Vaterl gehen.“ „Der muß ja mit uns, Lisei! Im Hinterhause, die beiden Stübchen, die jetzt leer stehen, da kann er wohnen und wirthschaften; der alte Heinrich hat sein Kämmerchen dicht daneben.“ Lisei nickte. „Aber Paul, wir sind landfahrende Leut’. Was werden sie sagen bei dir daheim?“ „Sie werden mächtig reden, Lisei!“ „Und du hast nit Furcht davor?“ Ich lachte nur dazu. „Nun,“ sagte Lisei, und wie ein Glockenlaut schlug es aus ihrer Stimme, „wenn du sie hast, – i hab schon die Kuraschi!“ „Aber thust du’s denn auch gern?“ – „Ja, Paul, wenn i’s nit gern thät’,“ – und sie schüttelte ihr braunes Köpfchen gegen mich – „gel’, da thät’ i’s nimmermehr!“ – Und, mein Junge,“ unterbrach sich hier der Erzähler, „wie einen bei solchen Worten ein Paar schwarze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource (Waldwinkel, Pole Poppenspäler).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/202
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/202>, abgerufen am 28.03.2024.