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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Oden und Lieder.
Wie werd ich doch im Geist entzücket,
Daß mich ein hoher Wink beglücket,
Den Tag der Wonne zu begehn!
Den Tag, woran nach Frost und Kummer,
Nach Warten, Sehnen, langem Schlummer
Mein Angesicht soll freundlich sehn,
Um durch ein aufgewecktes Lachen
Weil meine Fürstin lebt, mein Glücke kund zu machen.
Tag! deiner Morgenröthe Schimmer
Treibt aus des Felsens hohlem Zimmer
Die Nacht gewohnter Dunkelheit,
Und dein Entstehn zeigt mir im Bilde
Durch jener Thäler Lustgefilde
Den Fels in seiner Herrlichkeit,
Worauf der Fürst zu wohnen pfleget,
Der nur zu unserm Heyl den Fürstenstab beweget.
Von jenen blau gefärbten Gränzen,
Die Mittagswärts das Land umkränzen,
Wo mancher Hügel aufgethürmt;
Da komm ich her, die Hand zu küssen,
Die mich bey meinen Wassergüssen
So lange väterlich beschirmt;
Mein dankbar Herze wird mir klopfen,
So lange sich bey mir die Qvellen nicht verstopfen.
Bey alle diesem ist es Schade,
Daß ich für solche grosse Gnade
Nur schlechtes Wasser liefern kann,
Ein tröpfelnd Moos, Schilf, Wasser-Linsen,
Geringe
Oden und Lieder.
Wie werd ich doch im Geiſt entzuͤcket,
Daß mich ein hoher Wink begluͤcket,
Den Tag der Wonne zu begehn!
Den Tag, woran nach Froſt und Kummer,
Nach Warten, Sehnen, langem Schlummer
Mein Angeſicht ſoll freundlich ſehn,
Um durch ein aufgewecktes Lachen
Weil meine Fuͤrſtin lebt, mein Gluͤcke kund zu machen.
Tag! deiner Morgenroͤthe Schimmer
Treibt aus des Felſens hohlem Zimmer
Die Nacht gewohnter Dunkelheit,
Und dein Entſtehn zeigt mir im Bilde
Durch jener Thaͤler Luſtgefilde
Den Fels in ſeiner Herrlichkeit,
Worauf der Fuͤrſt zu wohnen pfleget,
Der nur zu unſerm Heyl den Fuͤrſtenſtab beweget.
Von jenen blau gefaͤrbten Graͤnzen,
Die Mittagswaͤrts das Land umkraͤnzen,
Wo mancher Huͤgel aufgethuͤrmt;
Da komm ich her, die Hand zu kuͤſſen,
Die mich bey meinen Waſſerguͤſſen
So lange vaͤterlich beſchirmt;
Mein dankbar Herze wird mir klopfen,
So lange ſich bey mir die Qvellen nicht verſtopfen.
Bey alle dieſem iſt es Schade,
Daß ich fuͤr ſolche groſſe Gnade
Nur ſchlechtes Waſſer liefern kann,
Ein troͤpfelnd Moos, Schilf, Waſſer-Linſen,
Geringe
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[13/0033] Oden und Lieder. Wie werd ich doch im Geiſt entzuͤcket, Daß mich ein hoher Wink begluͤcket, Den Tag der Wonne zu begehn! Den Tag, woran nach Froſt und Kummer, Nach Warten, Sehnen, langem Schlummer Mein Angeſicht ſoll freundlich ſehn, Um durch ein aufgewecktes Lachen Weil meine Fuͤrſtin lebt, mein Gluͤcke kund zu machen. Tag! deiner Morgenroͤthe Schimmer Treibt aus des Felſens hohlem Zimmer Die Nacht gewohnter Dunkelheit, Und dein Entſtehn zeigt mir im Bilde Durch jener Thaͤler Luſtgefilde Den Fels in ſeiner Herrlichkeit, Worauf der Fuͤrſt zu wohnen pfleget, Der nur zu unſerm Heyl den Fuͤrſtenſtab beweget. Von jenen blau gefaͤrbten Graͤnzen, Die Mittagswaͤrts das Land umkraͤnzen, Wo mancher Huͤgel aufgethuͤrmt; Da komm ich her, die Hand zu kuͤſſen, Die mich bey meinen Waſſerguͤſſen So lange vaͤterlich beſchirmt; Mein dankbar Herze wird mir klopfen, So lange ſich bey mir die Qvellen nicht verſtopfen. Bey alle dieſem iſt es Schade, Daß ich fuͤr ſolche groſſe Gnade Nur ſchlechtes Waſſer liefern kann, Ein troͤpfelnd Moos, Schilf, Waſſer-Linſen, Geringe

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/33>, abgerufen am 28.03.2024.