Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Uebersetzte Oden.


Strenge Uebersetzung
der siebenden Ode des vierten Buchs
aus dem Horaz.
Der Schnee ist fort! das Gras besucht die Fel-
der wieder,
Den Bäumen wächst aufs neue schon das Haar,
Jn anderer Gestalt stellt sich das Erdreich dar,
Und fallend läuft der Fluß am Ufer nieder.
Das Drey der Gratien nebst Nymphen ihrer Arten
Beginnt den Reihn entblößt an Leib und Haupt,
Das Jahr, die Stunde, so den güldnen Tag ge-
raubt,
Erinnert uns, nichts Ewigs zu erwarten.
Der Zephir schmelzt den Frost, der Lenz schleppt im
Verschwinden
Den heissen Sommer hinter sich darein,
Schenkt der obstschwangre Herbst aus seinem Füll-
horn ein,
So folgt der träge Winter wieder hinden.
Den himmlischen Verlust ersetzt des Monden
Schnelle,
Hingegen fallen wir erst einmahl ab,
Wie Ank, der reiche Tull, der fromm Enee ins
Grab,
So sind wir Staub, ein Schatten dieser Schwelle.
Wer
Ueberſetzte Oden.


Strenge Ueberſetzung
der ſiebenden Ode des vierten Buchs
aus dem Horaz.
Der Schnee iſt fort! das Gras beſucht die Fel-
der wieder,
Den Baͤumen waͤchſt aufs neue ſchon das Haar,
Jn anderer Geſtalt ſtellt ſich das Erdreich dar,
Und fallend laͤuft der Fluß am Ufer nieder.
Das Drey der Gratien nebſt Nymphen ihrer Arten
Beginnt den Reihn entbloͤßt an Leib und Haupt,
Das Jahr, die Stunde, ſo den guͤldnen Tag ge-
raubt,
Erinnert uns, nichts Ewigs zu erwarten.
Der Zephir ſchmelzt den Froſt, der Lenz ſchleppt im
Verſchwinden
Den heiſſen Sommer hinter ſich darein,
Schenkt der obſtſchwangre Herbſt aus ſeinem Fuͤll-
horn ein,
So folgt der traͤge Winter wieder hinden.
Den himmliſchen Verluſt erſetzt des Monden
Schnelle,
Hingegen fallen wir erſt einmahl ab,
Wie Ank, der reiche Tull, der fromm Enee ins
Grab,
So ſind wir Staub, ein Schatten dieſer Schwelle.
Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0371" n="351"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ueber&#x017F;etzte Oden.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Strenge Ueber&#x017F;etzung<lb/>
der &#x017F;iebenden Ode des vierten Buchs<lb/>
aus dem Horaz.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er Schnee i&#x017F;t fort! das Gras be&#x017F;ucht die Fel-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">der wieder,</hi> </l><lb/>
            <l>Den Ba&#x0364;umen wa&#x0364;ch&#x017F;t aufs neue &#x017F;chon das Haar,</l><lb/>
            <l>Jn anderer Ge&#x017F;talt &#x017F;tellt &#x017F;ich das Erdreich dar,</l><lb/>
            <l>Und fallend la&#x0364;uft der Fluß am Ufer nieder.</l><lb/>
            <l>Das Drey der Gratien neb&#x017F;t Nymphen ihrer Arten</l><lb/>
            <l>Beginnt den Reihn entblo&#x0364;ßt an Leib und Haupt,</l><lb/>
            <l>Das Jahr, die Stunde, &#x017F;o den gu&#x0364;ldnen Tag ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">raubt,</hi> </l><lb/>
            <l>Erinnert uns, nichts Ewigs zu erwarten.</l><lb/>
            <l>Der Zephir &#x017F;chmelzt den Fro&#x017F;t, der Lenz &#x017F;chleppt im</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ver&#x017F;chwinden</hi> </l><lb/>
            <l>Den hei&#x017F;&#x017F;en Sommer hinter &#x017F;ich darein,</l><lb/>
            <l>Schenkt der ob&#x017F;t&#x017F;chwangre Herb&#x017F;t aus &#x017F;einem Fu&#x0364;ll-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">horn ein,</hi> </l><lb/>
            <l>So folgt der tra&#x0364;ge Winter wieder hinden.</l><lb/>
            <l>Den himmli&#x017F;chen Verlu&#x017F;t er&#x017F;etzt des Monden</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schnelle,</hi> </l><lb/>
            <l>Hingegen fallen wir er&#x017F;t einmahl ab,</l><lb/>
            <l>Wie Ank, der reiche Tull, der fromm Enee ins</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Grab,</hi> </l><lb/>
            <l>So &#x017F;ind wir Staub, ein Schatten die&#x017F;er Schwelle.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0371] Ueberſetzte Oden. Strenge Ueberſetzung der ſiebenden Ode des vierten Buchs aus dem Horaz. Der Schnee iſt fort! das Gras beſucht die Fel- der wieder, Den Baͤumen waͤchſt aufs neue ſchon das Haar, Jn anderer Geſtalt ſtellt ſich das Erdreich dar, Und fallend laͤuft der Fluß am Ufer nieder. Das Drey der Gratien nebſt Nymphen ihrer Arten Beginnt den Reihn entbloͤßt an Leib und Haupt, Das Jahr, die Stunde, ſo den guͤldnen Tag ge- raubt, Erinnert uns, nichts Ewigs zu erwarten. Der Zephir ſchmelzt den Froſt, der Lenz ſchleppt im Verſchwinden Den heiſſen Sommer hinter ſich darein, Schenkt der obſtſchwangre Herbſt aus ſeinem Fuͤll- horn ein, So folgt der traͤge Winter wieder hinden. Den himmliſchen Verluſt erſetzt des Monden Schnelle, Hingegen fallen wir erſt einmahl ab, Wie Ank, der reiche Tull, der fromm Enee ins Grab, So ſind wir Staub, ein Schatten dieſer Schwelle. Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/371
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/371>, abgerufen am 29.03.2024.