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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.

Im Jahre 1805 erhielt ich durch Verfutterung von 25 Morgen grüner Wicken
mit der Einstreuung von etwa 25 Schock Stroh und etwas Kiehnen-Nadeln zu-
reichenden Dünger, um noch 30 Morgen damit zur Winterung gut ausdüngen
zu können.

§. 278.

In Ansehung des Strohes, welches den andern Theil des Mistes hergiebt,Ertrag des
Strohes.

hatten wir vor kurzem noch wenige genaue Data über dessen Ertrag. Zwar fehlte
es uns nicht an Angaben und an allgemeinen Durchschnitten, wie viel eine Fläche
Landes von gewisser Bodenart an Schocken, Mandeln, Stiegen oder Haufen gebe;
auch wie viel Schocke Stroh jeder Kornart in einer Wirthschaft geerntet worden oder
in der Regel erwartet werden können. Aber es fehlte an einer bestimmten Angabe
des Durchschnittgewichts der Garben und Bunde. Jeder Landwirth, der jemals
über seine Gränze gekommen ist, weiß zwar, daß hierin eine erstaunliche Verschie-
denheit herrsche, und daß man hier Garben zu 8 Pfund, dort zu 50 Pfund binde,
auch daß die Strohbunde von 10 zu 40 Pfund abweichen. Dennoch glaubte bisher
ein Jeder genug gesagt zu haben, wenn er den Einschnitt seiner Ernte nach solchen
unbestimmten Größen angäbe.

Der Körnerertrag, den man auf gewissen Boden und bei gewisser Kultur er-
warten kann, ist durch die Erfahrung, nach allgemeiner Ueberzeugung, ziemlich be-
stimmt festgesetzt, indem er nach einem genauern Maaß angegeben werden konnte
und überhaupt mehrere Aufmerksamkeit darauf verwandt wurde. Deshalb ist der
verdienstvolle Ober-Landes-Oekonomie-Kommissarius Meier meines Wissens zu-
erst darauf verfallen, den Strohertrag nach den Körnern auszumitteln.

Daß im Allgemeinen ein Verhältniß zwischen Stroh und Körnern des eigent-
lichen Getreides existire, hat keinen Zweifel und ist allgemein angenommen. Jeder
erfahrne Wirth nimmt einen Satz an, wie viel ein Schock oder eine Stiege von der
hergebrachten Größe seiner Bunde scheffeln oder schütten müsse, und sagt bei seinem
Probedrusche, daß das Getreide in diesem Jahre entweder gehörig, oder stark, oder
schwach scheffele.

Die freilich häufig vorkommenden Verschiedenheiten bei gleicher Kultur und auf
gleichem Boden sind also Ausnahmen von der Regel. Wenn das Getreide durch
fruchtbare Witterung in der ersten Periode seiner Vegetation sich stark bestaudet, dann

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der Futterung und des Viehſtandes.

Im Jahre 1805 erhielt ich durch Verfutterung von 25 Morgen gruͤner Wicken
mit der Einſtreuung von etwa 25 Schock Stroh und etwas Kiehnen-Nadeln zu-
reichenden Duͤnger, um noch 30 Morgen damit zur Winterung gut ausduͤngen
zu koͤnnen.

§. 278.

In Anſehung des Strohes, welches den andern Theil des Miſtes hergiebt,Ertrag des
Strohes.

hatten wir vor kurzem noch wenige genaue Data uͤber deſſen Ertrag. Zwar fehlte
es uns nicht an Angaben und an allgemeinen Durchſchnitten, wie viel eine Flaͤche
Landes von gewiſſer Bodenart an Schocken, Mandeln, Stiegen oder Haufen gebe;
auch wie viel Schocke Stroh jeder Kornart in einer Wirthſchaft geerntet worden oder
in der Regel erwartet werden koͤnnen. Aber es fehlte an einer beſtimmten Angabe
des Durchſchnittgewichts der Garben und Bunde. Jeder Landwirth, der jemals
uͤber ſeine Graͤnze gekommen iſt, weiß zwar, daß hierin eine erſtaunliche Verſchie-
denheit herrſche, und daß man hier Garben zu 8 Pfund, dort zu 50 Pfund binde,
auch daß die Strohbunde von 10 zu 40 Pfund abweichen. Dennoch glaubte bisher
ein Jeder genug geſagt zu haben, wenn er den Einſchnitt ſeiner Ernte nach ſolchen
unbeſtimmten Groͤßen angaͤbe.

Der Koͤrnerertrag, den man auf gewiſſen Boden und bei gewiſſer Kultur er-
warten kann, iſt durch die Erfahrung, nach allgemeiner Ueberzeugung, ziemlich be-
ſtimmt feſtgeſetzt, indem er nach einem genauern Maaß angegeben werden konnte
und uͤberhaupt mehrere Aufmerkſamkeit darauf verwandt wurde. Deshalb iſt der
verdienſtvolle Ober-Landes-Oekonomie-Kommiſſarius Meier meines Wiſſens zu-
erſt darauf verfallen, den Strohertrag nach den Koͤrnern auszumitteln.

Daß im Allgemeinen ein Verhaͤltniß zwiſchen Stroh und Koͤrnern des eigent-
lichen Getreides exiſtire, hat keinen Zweifel und iſt allgemein angenommen. Jeder
erfahrne Wirth nimmt einen Satz an, wie viel ein Schock oder eine Stiege von der
hergebrachten Groͤße ſeiner Bunde ſcheffeln oder ſchuͤtten muͤſſe, und ſagt bei ſeinem
Probedruſche, daß das Getreide in dieſem Jahre entweder gehoͤrig, oder ſtark, oder
ſchwach ſcheffele.

Die freilich haͤufig vorkommenden Verſchiedenheiten bei gleicher Kultur und auf
gleichem Boden ſind alſo Ausnahmen von der Regel. Wenn das Getreide durch
fruchtbare Witterung in der erſten Periode ſeiner Vegetation ſich ſtark beſtaudet, dann

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[267/0311] der Futterung und des Viehſtandes. Im Jahre 1805 erhielt ich durch Verfutterung von 25 Morgen gruͤner Wicken mit der Einſtreuung von etwa 25 Schock Stroh und etwas Kiehnen-Nadeln zu- reichenden Duͤnger, um noch 30 Morgen damit zur Winterung gut ausduͤngen zu koͤnnen. §. 278. In Anſehung des Strohes, welches den andern Theil des Miſtes hergiebt, hatten wir vor kurzem noch wenige genaue Data uͤber deſſen Ertrag. Zwar fehlte es uns nicht an Angaben und an allgemeinen Durchſchnitten, wie viel eine Flaͤche Landes von gewiſſer Bodenart an Schocken, Mandeln, Stiegen oder Haufen gebe; auch wie viel Schocke Stroh jeder Kornart in einer Wirthſchaft geerntet worden oder in der Regel erwartet werden koͤnnen. Aber es fehlte an einer beſtimmten Angabe des Durchſchnittgewichts der Garben und Bunde. Jeder Landwirth, der jemals uͤber ſeine Graͤnze gekommen iſt, weiß zwar, daß hierin eine erſtaunliche Verſchie- denheit herrſche, und daß man hier Garben zu 8 Pfund, dort zu 50 Pfund binde, auch daß die Strohbunde von 10 zu 40 Pfund abweichen. Dennoch glaubte bisher ein Jeder genug geſagt zu haben, wenn er den Einſchnitt ſeiner Ernte nach ſolchen unbeſtimmten Groͤßen angaͤbe. Ertrag des Strohes. Der Koͤrnerertrag, den man auf gewiſſen Boden und bei gewiſſer Kultur er- warten kann, iſt durch die Erfahrung, nach allgemeiner Ueberzeugung, ziemlich be- ſtimmt feſtgeſetzt, indem er nach einem genauern Maaß angegeben werden konnte und uͤberhaupt mehrere Aufmerkſamkeit darauf verwandt wurde. Deshalb iſt der verdienſtvolle Ober-Landes-Oekonomie-Kommiſſarius Meier meines Wiſſens zu- erſt darauf verfallen, den Strohertrag nach den Koͤrnern auszumitteln. Daß im Allgemeinen ein Verhaͤltniß zwiſchen Stroh und Koͤrnern des eigent- lichen Getreides exiſtire, hat keinen Zweifel und iſt allgemein angenommen. Jeder erfahrne Wirth nimmt einen Satz an, wie viel ein Schock oder eine Stiege von der hergebrachten Groͤße ſeiner Bunde ſcheffeln oder ſchuͤtten muͤſſe, und ſagt bei ſeinem Probedruſche, daß das Getreide in dieſem Jahre entweder gehoͤrig, oder ſtark, oder ſchwach ſcheffele. Die freilich haͤufig vorkommenden Verſchiedenheiten bei gleicher Kultur und auf gleichem Boden ſind alſo Ausnahmen von der Regel. Wenn das Getreide durch fruchtbare Witterung in der erſten Periode ſeiner Vegetation ſich ſtark beſtaudet, dann L l 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/311>, abgerufen am 28.03.2024.