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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Thon.

In irgend beträchtlicher Quantität mit dem Thon verbunden scheint es immer
nachtheilig auf die Vegetation zu wirken, und wenn man Schwefelsäure der Vegeta-
tion vortheilhaft befunden hat, so war es auf kalkigem Boden, wo sie sich mit dem
Kalk und nicht mit dem Eisen verband, und mit jenem Gyps machte. Nur mit Humus
oder andern sehr kohlenstoffhaltigen Materien verbunden, hat der Eisenvitriol frucht-
bare und düngende Wirkungen geäußert, wenn man diese Substanz in geringer Quan-
tität aufbrächte; wovon ausführlicher in der Lehre vom Dünger gesprochen wird.

§. 34.

Entstehung
des Thons
aus verwitter-
tem Stein.
Der Thon ist wahrscheinlich auch aus harten Steinen entstanden. Mehrere
harte Mineralien, die aus Thon- und Kieselerde mit Eisenoxyd bestehen, verwittern
mit der Zeit durch die Einwirkung der Atmosphäre, und verwandeln sich in Thon.
Vor allem der Thonschiefer, welcher sehr häufig vorkommt, und aus welchem ganze
Gebirge bestehen, und der Feldspath. Diese Verwitterung sehen wir noch täglich
vor unsern Augen vorgehen. Kahle entblößte Thonschieferfelsen bedecken sich mit
einer Lage von Thon, in welcher bald Vegetabilien ihren Wohnsitz nehmen. Ja man
kann diese dünne Erdlage bald verstärken, wenn man Stücke Thonschiefer mit dem
Pfluge abspaltet, und sie mit frischem Dünger, der zu ihrer Verwitterung beizutragen
scheint, versetzt. Dieser Thon wurde wahrscheinlich durch Wasserfluthen herabge-
schwemmt, und nun wieder in Ebenen zu solchen Lagen abgesetzt, worin wir den
Thon jetzt finden. Es werden dabei wahrscheinlich aus der Atmosphäre Stoffe, be-
sonders Oxygen angezogen.

§. 35.

Verbindung
der Bestand-
thelle des
Thons.
Die drei wesentlichen Bestandtheile des Thons, Thonerde, Kieselerde und Eisen-
oxyd, sind in mannigfaltigem Verhältnisse darin verbunden; und man findet selten
zwei Thonarten, die darin gänzlich übereinstimmten. In den meisten Fällen hat die
Kieselerde das Uebergewicht; diese kann bis 93 Prozent darin steigen, und dennoch
behält das Gemisch die Eigenschaften des Thons. Seltener, jedoch zuweilen prä-
dominirt die Thonerde.

Neuere Versuche haben uns aber in unserm hiesigen Laboratorium gelehrt, daß
in dem abgeschwemmten und dadurch vom Sande gereinigten Thone die Kieselerde
auf eine doppelte Weise vorhanden sey. Wenn man nämlich diesen Thon mit genug-
samem Wasser anhaltend sieden läßt, so setzt sich eine Kieselerde ab, die man zwar

Der Thon.

In irgend betraͤchtlicher Quantitaͤt mit dem Thon verbunden ſcheint es immer
nachtheilig auf die Vegetation zu wirken, und wenn man Schwefelſaͤure der Vegeta-
tion vortheilhaft befunden hat, ſo war es auf kalkigem Boden, wo ſie ſich mit dem
Kalk und nicht mit dem Eiſen verband, und mit jenem Gyps machte. Nur mit Humus
oder andern ſehr kohlenſtoffhaltigen Materien verbunden, hat der Eiſenvitriol frucht-
bare und duͤngende Wirkungen geaͤußert, wenn man dieſe Subſtanz in geringer Quan-
titaͤt aufbraͤchte; wovon ausfuͤhrlicher in der Lehre vom Duͤnger geſprochen wird.

§. 34.

Entſtehung
des Thons
aus verwitter-
tem Stein.
Der Thon iſt wahrſcheinlich auch aus harten Steinen entſtanden. Mehrere
harte Mineralien, die aus Thon- und Kieſelerde mit Eiſenoxyd beſtehen, verwittern
mit der Zeit durch die Einwirkung der Atmoſphaͤre, und verwandeln ſich in Thon.
Vor allem der Thonſchiefer, welcher ſehr haͤufig vorkommt, und aus welchem ganze
Gebirge beſtehen, und der Feldſpath. Dieſe Verwitterung ſehen wir noch taͤglich
vor unſern Augen vorgehen. Kahle entbloͤßte Thonſchieferfelſen bedecken ſich mit
einer Lage von Thon, in welcher bald Vegetabilien ihren Wohnſitz nehmen. Ja man
kann dieſe duͤnne Erdlage bald verſtaͤrken, wenn man Stuͤcke Thonſchiefer mit dem
Pfluge abſpaltet, und ſie mit friſchem Duͤnger, der zu ihrer Verwitterung beizutragen
ſcheint, verſetzt. Dieſer Thon wurde wahrſcheinlich durch Waſſerfluthen herabge-
ſchwemmt, und nun wieder in Ebenen zu ſolchen Lagen abgeſetzt, worin wir den
Thon jetzt finden. Es werden dabei wahrſcheinlich aus der Atmoſphaͤre Stoffe, be-
ſonders Oxygen angezogen.

§. 35.

Verbindung
der Beſtand-
thelle des
Thons.
Die drei weſentlichen Beſtandtheile des Thons, Thonerde, Kieſelerde und Eiſen-
oxyd, ſind in mannigfaltigem Verhaͤltniſſe darin verbunden; und man findet ſelten
zwei Thonarten, die darin gaͤnzlich uͤbereinſtimmten. In den meiſten Faͤllen hat die
Kieſelerde das Uebergewicht; dieſe kann bis 93 Prozent darin ſteigen, und dennoch
behaͤlt das Gemiſch die Eigenſchaften des Thons. Seltener, jedoch zuweilen praͤ-
dominirt die Thonerde.

Neuere Verſuche haben uns aber in unſerm hieſigen Laboratorium gelehrt, daß
in dem abgeſchwemmten und dadurch vom Sande gereinigten Thone die Kieſelerde
auf eine doppelte Weiſe vorhanden ſey. Wenn man naͤmlich dieſen Thon mit genug-
ſamem Waſſer anhaltend ſieden laͤßt, ſo ſetzt ſich eine Kieſelerde ab, die man zwar

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[66/0110] Der Thon. In irgend betraͤchtlicher Quantitaͤt mit dem Thon verbunden ſcheint es immer nachtheilig auf die Vegetation zu wirken, und wenn man Schwefelſaͤure der Vegeta- tion vortheilhaft befunden hat, ſo war es auf kalkigem Boden, wo ſie ſich mit dem Kalk und nicht mit dem Eiſen verband, und mit jenem Gyps machte. Nur mit Humus oder andern ſehr kohlenſtoffhaltigen Materien verbunden, hat der Eiſenvitriol frucht- bare und duͤngende Wirkungen geaͤußert, wenn man dieſe Subſtanz in geringer Quan- titaͤt aufbraͤchte; wovon ausfuͤhrlicher in der Lehre vom Duͤnger geſprochen wird. §. 34. Der Thon iſt wahrſcheinlich auch aus harten Steinen entſtanden. Mehrere harte Mineralien, die aus Thon- und Kieſelerde mit Eiſenoxyd beſtehen, verwittern mit der Zeit durch die Einwirkung der Atmoſphaͤre, und verwandeln ſich in Thon. Vor allem der Thonſchiefer, welcher ſehr haͤufig vorkommt, und aus welchem ganze Gebirge beſtehen, und der Feldſpath. Dieſe Verwitterung ſehen wir noch taͤglich vor unſern Augen vorgehen. Kahle entbloͤßte Thonſchieferfelſen bedecken ſich mit einer Lage von Thon, in welcher bald Vegetabilien ihren Wohnſitz nehmen. Ja man kann dieſe duͤnne Erdlage bald verſtaͤrken, wenn man Stuͤcke Thonſchiefer mit dem Pfluge abſpaltet, und ſie mit friſchem Duͤnger, der zu ihrer Verwitterung beizutragen ſcheint, verſetzt. Dieſer Thon wurde wahrſcheinlich durch Waſſerfluthen herabge- ſchwemmt, und nun wieder in Ebenen zu ſolchen Lagen abgeſetzt, worin wir den Thon jetzt finden. Es werden dabei wahrſcheinlich aus der Atmoſphaͤre Stoffe, be- ſonders Oxygen angezogen. Entſtehung des Thons aus verwitter- tem Stein. §. 35. Die drei weſentlichen Beſtandtheile des Thons, Thonerde, Kieſelerde und Eiſen- oxyd, ſind in mannigfaltigem Verhaͤltniſſe darin verbunden; und man findet ſelten zwei Thonarten, die darin gaͤnzlich uͤbereinſtimmten. In den meiſten Faͤllen hat die Kieſelerde das Uebergewicht; dieſe kann bis 93 Prozent darin ſteigen, und dennoch behaͤlt das Gemiſch die Eigenſchaften des Thons. Seltener, jedoch zuweilen praͤ- dominirt die Thonerde. Verbindung der Beſtand- thelle des Thons. Neuere Verſuche haben uns aber in unſerm hieſigen Laboratorium gelehrt, daß in dem abgeſchwemmten und dadurch vom Sande gereinigten Thone die Kieſelerde auf eine doppelte Weiſe vorhanden ſey. Wenn man naͤmlich dieſen Thon mit genug- ſamem Waſſer anhaltend ſieden laͤßt, ſo ſetzt ſich eine Kieſelerde ab, die man zwar

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/110>, abgerufen am 19.04.2024.