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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Gyps.
der vom Gypse eben das ist, was der Marmor vom Kalke, ein halb krystallisirter
Stein, der Politur annimmt, und der zu allerlei Bildhauerarbeit, Vasen und
Statnen verarbeitet wird. Er hat oft allerlei recht schöne Farben, die von metal-
lischen Oxyden herrühren, und in einem und demselben Stücke oft sehr mannigfal-
tig sind. Er nimmt jedoch keine so gute Politur wie der Marmor an, wegen
seiner geringern Härte. Seine Masse ist auch nicht so dauerhaft, und verwittert
leichter an der Luft.

3) Der Gypsspath. Dieser kommt oft da vor, wo vorher derber Gyps-
stein liegt, und ist mit ihm durchmengt. Er ist mehr oder weniger durchsichtig,
verschiedenartig gefärbt, und läßt sich mit dem Messer in dünne Scheiben spalten,
die weich und durchsichtig sind. Zu ihm gehört das Frauen- oder Marien-
glas
, das aus ziemlich großen rautenförmigen Stücken besteht, und sich leicht
schneiden läßt. Zuweilen ist der Gypsspath in ansehnlichen Krystallen angeschlos-
sen, die entweder tafelförmig oder pyramidalförmig sind. Der Gypsspath ist übri-
gens auch zähe und schwer in Pulver zu verwandeln.

4) Der Gypssinter ist auf eben die Weise entstanden wie der Kalksinter,
nämlich vom kohlensauren Wasser, welches ihn in großer Menge aufgelöst hat,
abgesetzt. Zuweilen findet man auch Gyps und kohlensauren Kalk mit einander
gemengt. Solche kalkartigen Gypse brausen dann mit Säuren auf.

Der Gyps ist auch in vielem Wasser enthalten. Manche Brunnenwasser
enthalten ihn, und heißen dann harte Wasser, die zu mancherlei Gebrauche, be-
sonders zum Brandtweinbrennen, sehr untauglich sind. Zuweilen, jedoch nur sel-
ten, trifft man ihn in der Ackerkrume an, und auch mit Mergel und Thonarten
vermengt. Auch findet man ihn in der Asche einiger Gewächse, hat aber wahr-
scheinlich in den Pflanzen nicht präexistirt, sondern er ist durch Verbrennung er-
zeugt worden, indem sich die Schwefelsäure mit dem Kalke verbunden hatte.

Der Mergel.
§. 89.

Diese für den Ackerbau so äußerst wichtige Substanz ist vielen Landwirthen
bekannt gewesen als ein Mittel, die Fruchtbarkeit zu vermehren und den Acker

Der Gyps.
der vom Gypſe eben das iſt, was der Marmor vom Kalke, ein halb kryſtalliſirter
Stein, der Politur annimmt, und der zu allerlei Bildhauerarbeit, Vaſen und
Statnen verarbeitet wird. Er hat oft allerlei recht ſchoͤne Farben, die von metal-
liſchen Oxyden herruͤhren, und in einem und demſelben Stuͤcke oft ſehr mannigfal-
tig ſind. Er nimmt jedoch keine ſo gute Politur wie der Marmor an, wegen
ſeiner geringern Haͤrte. Seine Maſſe iſt auch nicht ſo dauerhaft, und verwittert
leichter an der Luft.

3) Der Gypsſpath. Dieſer kommt oft da vor, wo vorher derber Gyps-
ſtein liegt, und iſt mit ihm durchmengt. Er iſt mehr oder weniger durchſichtig,
verſchiedenartig gefaͤrbt, und laͤßt ſich mit dem Meſſer in duͤnne Scheiben ſpalten,
die weich und durchſichtig ſind. Zu ihm gehoͤrt das Frauen- oder Marien-
glas
, das aus ziemlich großen rautenfoͤrmigen Stuͤcken beſteht, und ſich leicht
ſchneiden laͤßt. Zuweilen iſt der Gypsſpath in anſehnlichen Kryſtallen angeſchloſ-
ſen, die entweder tafelfoͤrmig oder pyramidalfoͤrmig ſind. Der Gypsſpath iſt uͤbri-
gens auch zaͤhe und ſchwer in Pulver zu verwandeln.

4) Der Gypsſinter iſt auf eben die Weiſe entſtanden wie der Kalkſinter,
naͤmlich vom kohlenſauren Waſſer, welches ihn in großer Menge aufgeloͤſt hat,
abgeſetzt. Zuweilen findet man auch Gyps und kohlenſauren Kalk mit einander
gemengt. Solche kalkartigen Gypſe brauſen dann mit Saͤuren auf.

Der Gyps iſt auch in vielem Waſſer enthalten. Manche Brunnenwaſſer
enthalten ihn, und heißen dann harte Waſſer, die zu mancherlei Gebrauche, be-
ſonders zum Brandtweinbrennen, ſehr untauglich ſind. Zuweilen, jedoch nur ſel-
ten, trifft man ihn in der Ackerkrume an, und auch mit Mergel und Thonarten
vermengt. Auch findet man ihn in der Aſche einiger Gewaͤchſe, hat aber wahr-
ſcheinlich in den Pflanzen nicht praͤexiſtirt, ſondern er iſt durch Verbrennung er-
zeugt worden, indem ſich die Schwefelſaͤure mit dem Kalke verbunden hatte.

Der Mergel.
§. 89.

Dieſe fuͤr den Ackerbau ſo aͤußerſt wichtige Subſtanz iſt vielen Landwirthen
bekannt geweſen als ein Mittel, die Fruchtbarkeit zu vermehren und den Acker

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[94/0138] Der Gyps. der vom Gypſe eben das iſt, was der Marmor vom Kalke, ein halb kryſtalliſirter Stein, der Politur annimmt, und der zu allerlei Bildhauerarbeit, Vaſen und Statnen verarbeitet wird. Er hat oft allerlei recht ſchoͤne Farben, die von metal- liſchen Oxyden herruͤhren, und in einem und demſelben Stuͤcke oft ſehr mannigfal- tig ſind. Er nimmt jedoch keine ſo gute Politur wie der Marmor an, wegen ſeiner geringern Haͤrte. Seine Maſſe iſt auch nicht ſo dauerhaft, und verwittert leichter an der Luft. 3) Der Gypsſpath. Dieſer kommt oft da vor, wo vorher derber Gyps- ſtein liegt, und iſt mit ihm durchmengt. Er iſt mehr oder weniger durchſichtig, verſchiedenartig gefaͤrbt, und laͤßt ſich mit dem Meſſer in duͤnne Scheiben ſpalten, die weich und durchſichtig ſind. Zu ihm gehoͤrt das Frauen- oder Marien- glas, das aus ziemlich großen rautenfoͤrmigen Stuͤcken beſteht, und ſich leicht ſchneiden laͤßt. Zuweilen iſt der Gypsſpath in anſehnlichen Kryſtallen angeſchloſ- ſen, die entweder tafelfoͤrmig oder pyramidalfoͤrmig ſind. Der Gypsſpath iſt uͤbri- gens auch zaͤhe und ſchwer in Pulver zu verwandeln. 4) Der Gypsſinter iſt auf eben die Weiſe entſtanden wie der Kalkſinter, naͤmlich vom kohlenſauren Waſſer, welches ihn in großer Menge aufgeloͤſt hat, abgeſetzt. Zuweilen findet man auch Gyps und kohlenſauren Kalk mit einander gemengt. Solche kalkartigen Gypſe brauſen dann mit Saͤuren auf. Der Gyps iſt auch in vielem Waſſer enthalten. Manche Brunnenwaſſer enthalten ihn, und heißen dann harte Waſſer, die zu mancherlei Gebrauche, be- ſonders zum Brandtweinbrennen, ſehr untauglich ſind. Zuweilen, jedoch nur ſel- ten, trifft man ihn in der Ackerkrume an, und auch mit Mergel und Thonarten vermengt. Auch findet man ihn in der Aſche einiger Gewaͤchſe, hat aber wahr- ſcheinlich in den Pflanzen nicht praͤexiſtirt, ſondern er iſt durch Verbrennung er- zeugt worden, indem ſich die Schwefelſaͤure mit dem Kalke verbunden hatte. Der Mergel. §. 89. Dieſe fuͤr den Ackerbau ſo aͤußerſt wichtige Subſtanz iſt vielen Landwirthen bekannt geweſen als ein Mittel, die Fruchtbarkeit zu vermehren und den Acker

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/138>, abgerufen am 29.03.2024.