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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Bestandtheile des Bodens.
Auch das Brennen leistet einige Dienste; nur kann das Feuer selten stark genug
unterhalten werden.

Ein ähnlicher Humus entsteht aus dem Laube einiger Bäume, besonders der
Eichen, wenn er bei seiner Faulung nicht mit kräftigen thierischen Mist oder Kalk und
Alkalien versetzt wird. Allmählig verliert dieser Humus jedoch seine schädliche Eigen-
schaft an der Luft, und wird endlich zu milden Humus, aber später wirksam.

§. 121.

Verschieden-
heit des durch
Fäulniß und
durch Verwit-
terung ent-
standenen Hu-
mus.
Auch scheint bei frisch entstandenem Humus ein erheblicher Unterschied obzuwal-
ten, zwischen den, der der Rückstand einer vollkommnen Fäulniß ist, und den, der
nur vermoderte, weil ihm die Bedingungen der Fäulniß, Wärme und Feuchtigkeit
fehlten, wo aber ein desto freierer Zutritt der Luft statt fand. Genau ist diese Ver-
schiedenheit noch nicht untersucht. Indessen scheint jener offenbar weniger Kohle zu
enthalten, und glimmt nur, wenn er entzündet wird; dieser ist schwärzer, hat mehr
Kohle, brennet deshalb lebhafter, und macht mehr Wärmestoff frei. Die meisten
Versuche, welche insbesondere Saussure mit dem Humus anstellte, sind mit je-
nem vorgenommen, indem man ihn aus Weiden und andern modernden Bäumen
am bequemsten und reinsten sammeln konnte. Man findet oft in vormaligen Brüchern,
welche abgewässert worden, einen dem vermoderten Holze sehr ähnlichen Humus, der
den Hauptbestandtheil des Bodens bis zu einer Tiefe von 11/2 bis 2 Fuß ausmacht.
Ein solcher an Nahrungsstoff so reicher Boden ist dennoch beim Ackerbau sehr miß-
lich, und insbesondere für die Cerealien wenig geeignet. Ob dieses allein von der zu
großen Losigkeit des Bodens, oder von einer besonderen Qualität des Humus her-
rühre, ist mir noch zweifelhaft, und wir stellen gegenwärtig Versuche darüber an.
Seine Aehnlichkeit mit dem Moder der Weidenbäume bestätigt uns auf die Bemer-
kung, daß das Cerastium vulgatum solche Stellen vor allen andern Pflanzen
überzieht.

§. 122.

Thierischer
und vegetabi-
lischer Hu-
mus.
Endlich unterscheidet sich der Humus, insbesondere der frischere, je nachdem er
mehr aus der Fäulniß vegetabilischer oder thierischer Körper entstanden ist, sehr merk-
lich. Der letztere hat mehr Azot, mehr Schwefel und Phosphorstoff beigemischt,
welches man bei dem Verbrennen aus dem Geruche, der dem verbrannter thierischer
Körper gleich kommt, schon sehr deutlich bemerken kann.


Beſtandtheile des Bodens.
Auch das Brennen leiſtet einige Dienſte; nur kann das Feuer ſelten ſtark genug
unterhalten werden.

Ein aͤhnlicher Humus entſteht aus dem Laube einiger Baͤume, beſonders der
Eichen, wenn er bei ſeiner Faulung nicht mit kraͤftigen thieriſchen Miſt oder Kalk und
Alkalien verſetzt wird. Allmaͤhlig verliert dieſer Humus jedoch ſeine ſchaͤdliche Eigen-
ſchaft an der Luft, und wird endlich zu milden Humus, aber ſpaͤter wirkſam.

§. 121.

Verſchieden-
heit des durch
Faͤulniß und
durch Verwit-
terung ent-
ſtandenen Hu-
mus.
Auch ſcheint bei friſch entſtandenem Humus ein erheblicher Unterſchied obzuwal-
ten, zwiſchen den, der der Ruͤckſtand einer vollkommnen Faͤulniß iſt, und den, der
nur vermoderte, weil ihm die Bedingungen der Faͤulniß, Waͤrme und Feuchtigkeit
fehlten, wo aber ein deſto freierer Zutritt der Luft ſtatt fand. Genau iſt dieſe Ver-
ſchiedenheit noch nicht unterſucht. Indeſſen ſcheint jener offenbar weniger Kohle zu
enthalten, und glimmt nur, wenn er entzuͤndet wird; dieſer iſt ſchwaͤrzer, hat mehr
Kohle, brennet deshalb lebhafter, und macht mehr Waͤrmeſtoff frei. Die meiſten
Verſuche, welche insbeſondere Sauſſure mit dem Humus anſtellte, ſind mit je-
nem vorgenommen, indem man ihn aus Weiden und andern modernden Baͤumen
am bequemſten und reinſten ſammeln konnte. Man findet oft in vormaligen Bruͤchern,
welche abgewaͤſſert worden, einen dem vermoderten Holze ſehr aͤhnlichen Humus, der
den Hauptbeſtandtheil des Bodens bis zu einer Tiefe von 1½ bis 2 Fuß ausmacht.
Ein ſolcher an Nahrungsſtoff ſo reicher Boden iſt dennoch beim Ackerbau ſehr miß-
lich, und insbeſondere fuͤr die Cerealien wenig geeignet. Ob dieſes allein von der zu
großen Loſigkeit des Bodens, oder von einer beſonderen Qualitaͤt des Humus her-
ruͤhre, iſt mir noch zweifelhaft, und wir ſtellen gegenwaͤrtig Verſuche daruͤber an.
Seine Aehnlichkeit mit dem Moder der Weidenbaͤume beſtaͤtigt uns auf die Bemer-
kung, daß das Cerastium vulgatum ſolche Stellen vor allen andern Pflanzen
uͤberzieht.

§. 122.

Thieriſcher
und vegetabi-
liſcher Hu-
mus.
Endlich unterſcheidet ſich der Humus, insbeſondere der friſchere, je nachdem er
mehr aus der Faͤulniß vegetabiliſcher oder thieriſcher Koͤrper entſtanden iſt, ſehr merk-
lich. Der letztere hat mehr Azot, mehr Schwefel und Phosphorſtoff beigemiſcht,
welches man bei dem Verbrennen aus dem Geruche, der dem verbrannter thieriſcher
Koͤrper gleich kommt, ſchon ſehr deutlich bemerken kann.


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[116/0160] Beſtandtheile des Bodens. Auch das Brennen leiſtet einige Dienſte; nur kann das Feuer ſelten ſtark genug unterhalten werden. Ein aͤhnlicher Humus entſteht aus dem Laube einiger Baͤume, beſonders der Eichen, wenn er bei ſeiner Faulung nicht mit kraͤftigen thieriſchen Miſt oder Kalk und Alkalien verſetzt wird. Allmaͤhlig verliert dieſer Humus jedoch ſeine ſchaͤdliche Eigen- ſchaft an der Luft, und wird endlich zu milden Humus, aber ſpaͤter wirkſam. §. 121. Auch ſcheint bei friſch entſtandenem Humus ein erheblicher Unterſchied obzuwal- ten, zwiſchen den, der der Ruͤckſtand einer vollkommnen Faͤulniß iſt, und den, der nur vermoderte, weil ihm die Bedingungen der Faͤulniß, Waͤrme und Feuchtigkeit fehlten, wo aber ein deſto freierer Zutritt der Luft ſtatt fand. Genau iſt dieſe Ver- ſchiedenheit noch nicht unterſucht. Indeſſen ſcheint jener offenbar weniger Kohle zu enthalten, und glimmt nur, wenn er entzuͤndet wird; dieſer iſt ſchwaͤrzer, hat mehr Kohle, brennet deshalb lebhafter, und macht mehr Waͤrmeſtoff frei. Die meiſten Verſuche, welche insbeſondere Sauſſure mit dem Humus anſtellte, ſind mit je- nem vorgenommen, indem man ihn aus Weiden und andern modernden Baͤumen am bequemſten und reinſten ſammeln konnte. Man findet oft in vormaligen Bruͤchern, welche abgewaͤſſert worden, einen dem vermoderten Holze ſehr aͤhnlichen Humus, der den Hauptbeſtandtheil des Bodens bis zu einer Tiefe von 1½ bis 2 Fuß ausmacht. Ein ſolcher an Nahrungsſtoff ſo reicher Boden iſt dennoch beim Ackerbau ſehr miß- lich, und insbeſondere fuͤr die Cerealien wenig geeignet. Ob dieſes allein von der zu großen Loſigkeit des Bodens, oder von einer beſonderen Qualitaͤt des Humus her- ruͤhre, iſt mir noch zweifelhaft, und wir ſtellen gegenwaͤrtig Verſuche daruͤber an. Seine Aehnlichkeit mit dem Moder der Weidenbaͤume beſtaͤtigt uns auf die Bemer- kung, daß das Cerastium vulgatum ſolche Stellen vor allen andern Pflanzen uͤberzieht. Verſchieden- heit des durch Faͤulniß und durch Verwit- terung ent- ſtandenen Hu- mus. §. 122. Endlich unterſcheidet ſich der Humus, insbeſondere der friſchere, je nachdem er mehr aus der Faͤulniß vegetabiliſcher oder thieriſcher Koͤrper entſtanden iſt, ſehr merk- lich. Der letztere hat mehr Azot, mehr Schwefel und Phosphorſtoff beigemiſcht, welches man bei dem Verbrennen aus dem Geruche, der dem verbrannter thieriſcher Koͤrper gleich kommt, ſchon ſehr deutlich bemerken kann. Thieriſcher und vegetabi- liſcher Hu- mus.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/160>, abgerufen am 20.04.2024.