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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
allen widrigen Geruch, zerfällt und mischt sich zu einer kräftigen Erde, und kann
dann am vortheilhaftesten und wirksamsten als Ueberstreuungsmittel genutzt werden.
Es versteht sich, daß er mehrere Male durchgestochen werden müsse.

Wird er, wie es gewöhnlich geschieht, da wo man ihn nicht ganz umkom-
men läßt, auf den allgemeinen Misthaufen verbreitet, so kommt er bei weitem we-
niger zu Nutze, und vertheilt sich nicht genugsam.

Aus den Städten kann man ihn mehrentheils in beträchtlichen Massen haben.
Man erhält ihn daselbst an sich mehrentheils umsonst, aber dennoch ist seine Aus-
bringung und seine Ausfuhr oft kostspielig. Auf dem Lande, in den Höfen und
Dörfern seine Verwitterung zu verhindern, und ihn durch Anlegung von Abtrit-
ten zu sammeln, ist immer eine sehr nützliche Vorkehrung. Man kann ihn da so-
gleich mit Rasenerde auffangen, und mit Kalk vermischen, wodurch zugleich das
Widrige seines Anblicks an Gebäuden und Zäunen vermieden wird.

Bei Paris existirt eine beträchtliche Fabrik, in welcher ein sehr wirksames
und sehr gesuchtes Düngerpulver unter dem Namen Poudrette daraus fabrizirt
wird. Man bringt diesen Mist auf eine abhängige, mit Steinplatten belegte
Fläche, so hoch, daß er sich erhitzen, dann noch mehr verbreitet, austrocknen
kann. Man durchzieht ihn dann mit Eggen, zertheilt ihn damit, und bringt ihn
darauf unter Schoppen, wo er sich mehrentheils aufs Neue erhitzt und völlig aus-
trocknet. Dann wird er völlig zu Pulver gemacht, welches braunen Schnupf-
taback gleich sieht, und wird nun besonders an die Gärtner verkauft, die nothwen-
dig eine große Wirkung von diesem Pulver verspüren müssen, indem sie es theuer
bezahlen.

Die Niederländer schätzen diesen Dünger ebenfalls sehr hoch, holen ihn selbst
im flüssigen breiartigen Zustande zur Are und zu Schiffe, des schrecklichen Gestan-
kes ungeachtet, weit her, und gebrauchen ihn entweder als Kompost oder mit vielen
Wasser verdünnt. So wird er auch in China und Japan sehr hoch geschätzt;
weswegen man ihn Japanesischen Dünger genannt hat.

§. 19.

Behandlung
des Stall-
mistes.
Wir kehren zu der Behandlung des Stallmistes zurück, dessen größter und
vorzüglichster Theil in der Regel der vom Rindviehe herrührt.


Der

Die Miſtduͤngung.
allen widrigen Geruch, zerfaͤllt und miſcht ſich zu einer kraͤftigen Erde, und kann
dann am vortheilhafteſten und wirkſamſten als Ueberſtreuungsmittel genutzt werden.
Es verſteht ſich, daß er mehrere Male durchgeſtochen werden muͤſſe.

Wird er, wie es gewoͤhnlich geſchieht, da wo man ihn nicht ganz umkom-
men laͤßt, auf den allgemeinen Miſthaufen verbreitet, ſo kommt er bei weitem we-
niger zu Nutze, und vertheilt ſich nicht genugſam.

Aus den Staͤdten kann man ihn mehrentheils in betraͤchtlichen Maſſen haben.
Man erhaͤlt ihn daſelbſt an ſich mehrentheils umſonſt, aber dennoch iſt ſeine Aus-
bringung und ſeine Ausfuhr oft koſtſpielig. Auf dem Lande, in den Hoͤfen und
Doͤrfern ſeine Verwitterung zu verhindern, und ihn durch Anlegung von Abtrit-
ten zu ſammeln, iſt immer eine ſehr nuͤtzliche Vorkehrung. Man kann ihn da ſo-
gleich mit Raſenerde auffangen, und mit Kalk vermiſchen, wodurch zugleich das
Widrige ſeines Anblicks an Gebaͤuden und Zaͤunen vermieden wird.

Bei Paris exiſtirt eine betraͤchtliche Fabrik, in welcher ein ſehr wirkſames
und ſehr geſuchtes Duͤngerpulver unter dem Namen Poudrette daraus fabrizirt
wird. Man bringt dieſen Miſt auf eine abhaͤngige, mit Steinplatten belegte
Flaͤche, ſo hoch, daß er ſich erhitzen, dann noch mehr verbreitet, austrocknen
kann. Man durchzieht ihn dann mit Eggen, zertheilt ihn damit, und bringt ihn
darauf unter Schoppen, wo er ſich mehrentheils aufs Neue erhitzt und voͤllig aus-
trocknet. Dann wird er voͤllig zu Pulver gemacht, welches braunen Schnupf-
taback gleich ſieht, und wird nun beſonders an die Gaͤrtner verkauft, die nothwen-
dig eine große Wirkung von dieſem Pulver verſpuͤren muͤſſen, indem ſie es theuer
bezahlen.

Die Niederlaͤnder ſchaͤtzen dieſen Duͤnger ebenfalls ſehr hoch, holen ihn ſelbſt
im fluͤſſigen breiartigen Zuſtande zur Are und zu Schiffe, des ſchrecklichen Geſtan-
kes ungeachtet, weit her, und gebrauchen ihn entweder als Kompoſt oder mit vielen
Waſſer verduͤnnt. So wird er auch in China und Japan ſehr hoch geſchaͤtzt;
weswegen man ihn Japaneſiſchen Duͤnger genannt hat.

§. 19.

Behandlung
des Stall-
miſtes.
Wir kehren zu der Behandlung des Stallmiſtes zuruͤck, deſſen groͤßter und
vorzuͤglichſter Theil in der Regel der vom Rindviehe herruͤhrt.


Der
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[184/0232] Die Miſtduͤngung. allen widrigen Geruch, zerfaͤllt und miſcht ſich zu einer kraͤftigen Erde, und kann dann am vortheilhafteſten und wirkſamſten als Ueberſtreuungsmittel genutzt werden. Es verſteht ſich, daß er mehrere Male durchgeſtochen werden muͤſſe. Wird er, wie es gewoͤhnlich geſchieht, da wo man ihn nicht ganz umkom- men laͤßt, auf den allgemeinen Miſthaufen verbreitet, ſo kommt er bei weitem we- niger zu Nutze, und vertheilt ſich nicht genugſam. Aus den Staͤdten kann man ihn mehrentheils in betraͤchtlichen Maſſen haben. Man erhaͤlt ihn daſelbſt an ſich mehrentheils umſonſt, aber dennoch iſt ſeine Aus- bringung und ſeine Ausfuhr oft koſtſpielig. Auf dem Lande, in den Hoͤfen und Doͤrfern ſeine Verwitterung zu verhindern, und ihn durch Anlegung von Abtrit- ten zu ſammeln, iſt immer eine ſehr nuͤtzliche Vorkehrung. Man kann ihn da ſo- gleich mit Raſenerde auffangen, und mit Kalk vermiſchen, wodurch zugleich das Widrige ſeines Anblicks an Gebaͤuden und Zaͤunen vermieden wird. Bei Paris exiſtirt eine betraͤchtliche Fabrik, in welcher ein ſehr wirkſames und ſehr geſuchtes Duͤngerpulver unter dem Namen Poudrette daraus fabrizirt wird. Man bringt dieſen Miſt auf eine abhaͤngige, mit Steinplatten belegte Flaͤche, ſo hoch, daß er ſich erhitzen, dann noch mehr verbreitet, austrocknen kann. Man durchzieht ihn dann mit Eggen, zertheilt ihn damit, und bringt ihn darauf unter Schoppen, wo er ſich mehrentheils aufs Neue erhitzt und voͤllig aus- trocknet. Dann wird er voͤllig zu Pulver gemacht, welches braunen Schnupf- taback gleich ſieht, und wird nun beſonders an die Gaͤrtner verkauft, die nothwen- dig eine große Wirkung von dieſem Pulver verſpuͤren muͤſſen, indem ſie es theuer bezahlen. Die Niederlaͤnder ſchaͤtzen dieſen Duͤnger ebenfalls ſehr hoch, holen ihn ſelbſt im fluͤſſigen breiartigen Zuſtande zur Are und zu Schiffe, des ſchrecklichen Geſtan- kes ungeachtet, weit her, und gebrauchen ihn entweder als Kompoſt oder mit vielen Waſſer verduͤnnt. So wird er auch in China und Japan ſehr hoch geſchaͤtzt; weswegen man ihn Japaneſiſchen Duͤnger genannt hat. §. 19. Wir kehren zu der Behandlung des Stallmiſtes zuruͤck, deſſen groͤßter und vorzuͤglichſter Theil in der Regel der vom Rindviehe herruͤhrt. Behandlung des Stall- miſtes. Der

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/232>, abgerufen am 25.04.2024.