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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
§. 30.

Die Ausfuhr des Mistes'ist unter den Wirthschaftsverrichtungen eine der wich-Ausfuhr des
Mistes.

tigsten, und erfordert daher eine besondere Aufmerksamkeit des Arbeitsaufsehers, da-
mit sie nicht nur mit Fleiß, sondern auch mit gehöriger Ordnung verrichtet werde.
Es ist deshalb rathsam so viel Gespann wie möglich, und eine diesem angemessene An-
zahl von Handarbeitern zusammen zu nehmen. Je nachdem das Feld, wohin er ge-
fahren werden soll, näher oder entfernter ist, muß auf drei oder zwei Gespann ein
Wechselwagen genommen werden, damit immerfort ein Wagen zum Aufladen auf
der Miststelle stehe. Es muß überhaupt das gehörige Zeitmaß beobachtet und erhal-
ten werden, so daß z. B. bei drei Gespannen sich das eine auf dem Hinwege, das an-
dere zum Abladen auf dem Felde, das dritte auf dem Herwege befinde, und keins län-
ger stille stehe, als zum Vorhängen der Pferde vor den geladenen Wagen erforder-
lich ist. Es muß daher die Zeit abgemessen werden, welche nach dem Verhältniß der
Entfernung für jedes Gespann zum Hinfahren und Zurückkommen erforderlich ist,
Die Anzahl der Lader muß dann so eingerichtet werden, daß sie zwar in beständiger
Beschäftigung sind, daß aber auch nie das Gespann auf die Vollendung einer Ladung
zu warten brauche. Da diese Arbeit nach dem Zustande, worin sich der Mist befin-
det, verschieden ist, so läßt sich die Zahl der Menschen, die dabei nöthig sind, nicht
allgemein bestimmen. Man rechnet gewöhnlich auf ein Gespann 11/2 Menschen oder
eine männliche und eine weibliche Person. Geht die Arbeit sehr schnell, und liegt
der Mist sehr fest, so reichen diese kaum.

Die Stärke der Düngung, die man einem Felde geben will, wird gewöhnlich
und besser nach der Entfernung, worin die Haufen von einander abgestoßen werden,
als nach der Große dieser Haufen bestimmt, weil die Leute besser die Entfernung der
Haufen als die Größe derselben abmessen können. Gewöhnlich habe ich gefunden,
daß von solchen Fudern, die mindestens 2000 Pfund und wohl etwas darüber halten,
9 Haufen abgestoßen werden, so daß man jeden Haufen zu 222 Pfund anschlagen
kann. Nach der Stärke der Düngung, die man geben will, läßt sich dann leicht
die Entfernung bestimmen, worin die Fuder in geraden Reihen und die Reihen neben-
einander kommen sollen. Jene bestimmt man am besten nach der einfachen oder dop-
pelten Länge des Wagens, nach der Entfernung der Vorderpferde oder der Hinter-
pferde vom Hintertheile des Wagens, die Entfernung der Reihen aber nach Schrit-

C c 2
Die Miſtduͤngung.
§. 30.

Die Ausfuhr des Miſtes’iſt unter den Wirthſchaftsverrichtungen eine der wich-Ausfuhr des
Miſtes.

tigſten, und erfordert daher eine beſondere Aufmerkſamkeit des Arbeitsaufſehers, da-
mit ſie nicht nur mit Fleiß, ſondern auch mit gehoͤriger Ordnung verrichtet werde.
Es iſt deshalb rathſam ſo viel Geſpann wie moͤglich, und eine dieſem angemeſſene An-
zahl von Handarbeitern zuſammen zu nehmen. Je nachdem das Feld, wohin er ge-
fahren werden ſoll, naͤher oder entfernter iſt, muß auf drei oder zwei Geſpann ein
Wechſelwagen genommen werden, damit immerfort ein Wagen zum Aufladen auf
der Miſtſtelle ſtehe. Es muß uͤberhaupt das gehoͤrige Zeitmaß beobachtet und erhal-
ten werden, ſo daß z. B. bei drei Geſpannen ſich das eine auf dem Hinwege, das an-
dere zum Abladen auf dem Felde, das dritte auf dem Herwege befinde, und keins laͤn-
ger ſtille ſtehe, als zum Vorhaͤngen der Pferde vor den geladenen Wagen erforder-
lich iſt. Es muß daher die Zeit abgemeſſen werden, welche nach dem Verhaͤltniß der
Entfernung fuͤr jedes Geſpann zum Hinfahren und Zuruͤckkommen erforderlich iſt,
Die Anzahl der Lader muß dann ſo eingerichtet werden, daß ſie zwar in beſtaͤndiger
Beſchaͤftigung ſind, daß aber auch nie das Geſpann auf die Vollendung einer Ladung
zu warten brauche. Da dieſe Arbeit nach dem Zuſtande, worin ſich der Miſt befin-
det, verſchieden iſt, ſo laͤßt ſich die Zahl der Menſchen, die dabei noͤthig ſind, nicht
allgemein beſtimmen. Man rechnet gewoͤhnlich auf ein Geſpann 1½ Menſchen oder
eine maͤnnliche und eine weibliche Perſon. Geht die Arbeit ſehr ſchnell, und liegt
der Miſt ſehr feſt, ſo reichen dieſe kaum.

Die Staͤrke der Duͤngung, die man einem Felde geben will, wird gewoͤhnlich
und beſſer nach der Entfernung, worin die Haufen von einander abgeſtoßen werden,
als nach der Große dieſer Haufen beſtimmt, weil die Leute beſſer die Entfernung der
Haufen als die Groͤße derſelben abmeſſen koͤnnen. Gewoͤhnlich habe ich gefunden,
daß von ſolchen Fudern, die mindeſtens 2000 Pfund und wohl etwas daruͤber halten,
9 Haufen abgeſtoßen werden, ſo daß man jeden Haufen zu 222 Pfund anſchlagen
kann. Nach der Staͤrke der Duͤngung, die man geben will, laͤßt ſich dann leicht
die Entfernung beſtimmen, worin die Fuder in geraden Reihen und die Reihen neben-
einander kommen ſollen. Jene beſtimmt man am beſten nach der einfachen oder dop-
pelten Laͤnge des Wagens, nach der Entfernung der Vorderpferde oder der Hinter-
pferde vom Hintertheile des Wagens, die Entfernung der Reihen aber nach Schrit-

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[203/0251] Die Miſtduͤngung. §. 30. Die Ausfuhr des Miſtes’iſt unter den Wirthſchaftsverrichtungen eine der wich- tigſten, und erfordert daher eine beſondere Aufmerkſamkeit des Arbeitsaufſehers, da- mit ſie nicht nur mit Fleiß, ſondern auch mit gehoͤriger Ordnung verrichtet werde. Es iſt deshalb rathſam ſo viel Geſpann wie moͤglich, und eine dieſem angemeſſene An- zahl von Handarbeitern zuſammen zu nehmen. Je nachdem das Feld, wohin er ge- fahren werden ſoll, naͤher oder entfernter iſt, muß auf drei oder zwei Geſpann ein Wechſelwagen genommen werden, damit immerfort ein Wagen zum Aufladen auf der Miſtſtelle ſtehe. Es muß uͤberhaupt das gehoͤrige Zeitmaß beobachtet und erhal- ten werden, ſo daß z. B. bei drei Geſpannen ſich das eine auf dem Hinwege, das an- dere zum Abladen auf dem Felde, das dritte auf dem Herwege befinde, und keins laͤn- ger ſtille ſtehe, als zum Vorhaͤngen der Pferde vor den geladenen Wagen erforder- lich iſt. Es muß daher die Zeit abgemeſſen werden, welche nach dem Verhaͤltniß der Entfernung fuͤr jedes Geſpann zum Hinfahren und Zuruͤckkommen erforderlich iſt, Die Anzahl der Lader muß dann ſo eingerichtet werden, daß ſie zwar in beſtaͤndiger Beſchaͤftigung ſind, daß aber auch nie das Geſpann auf die Vollendung einer Ladung zu warten brauche. Da dieſe Arbeit nach dem Zuſtande, worin ſich der Miſt befin- det, verſchieden iſt, ſo laͤßt ſich die Zahl der Menſchen, die dabei noͤthig ſind, nicht allgemein beſtimmen. Man rechnet gewoͤhnlich auf ein Geſpann 1½ Menſchen oder eine maͤnnliche und eine weibliche Perſon. Geht die Arbeit ſehr ſchnell, und liegt der Miſt ſehr feſt, ſo reichen dieſe kaum. Ausfuhr des Miſtes. Die Staͤrke der Duͤngung, die man einem Felde geben will, wird gewoͤhnlich und beſſer nach der Entfernung, worin die Haufen von einander abgeſtoßen werden, als nach der Große dieſer Haufen beſtimmt, weil die Leute beſſer die Entfernung der Haufen als die Groͤße derſelben abmeſſen koͤnnen. Gewoͤhnlich habe ich gefunden, daß von ſolchen Fudern, die mindeſtens 2000 Pfund und wohl etwas daruͤber halten, 9 Haufen abgeſtoßen werden, ſo daß man jeden Haufen zu 222 Pfund anſchlagen kann. Nach der Staͤrke der Duͤngung, die man geben will, laͤßt ſich dann leicht die Entfernung beſtimmen, worin die Fuder in geraden Reihen und die Reihen neben- einander kommen ſollen. Jene beſtimmt man am beſten nach der einfachen oder dop- pelten Laͤnge des Wagens, nach der Entfernung der Vorderpferde oder der Hinter- pferde vom Hintertheile des Wagens, die Entfernung der Reihen aber nach Schrit- C c 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/251>, abgerufen am 25.04.2024.