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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
eine Ueberdüngung bewirken, wodurch nur zum Anfaulen des Klees wegen übermäßi-
ger Stärke und Dichtheit Veranlassung gegeben würde; weswegen man in solchem
Falle nicht gypsen muß.

§. 86.

Auf das Getreide hat der Gyps nach allen damit angestellten Versuchen eine un-
bedeutende direkte Wirkung, d. h, wenn man ihn unmittelbar auf dasselbe ausstreut.
Aber einstimmig ist man darüber, daß eine gegypste Kleestoppel weit üppigeres Ge-
treide, insbesondere Weizen, hervorbringe, als eine ungegypste. Dies bewirkt er
wahrscheinlich nur durch die Stärke der Kleewurzeln, Stoppeln und Abfälle, die der
gegypste Klee dem Boden hinterläßt; indem sich bekanntlich die Stärke des folgenden
Getreides nach der Stärke des Kleeschnittes richtet. Indirekte also kommt die Gyps-
düngung dem Getreidebau schon an Ort und Stelle zu statten. Noch mehr aber
wirkt sie auf diesen durch die Futter- und folglich Düngervermehrung, welche sie in
der Wirthschaft überhaupt hervorbringt.

Es ist also dieses Düngungsmaterial, welches man des geringeren Volumens
wegen, worin man es gebraucht, schon aus einer weitern Entfernung herholen kann,
allerdings von einer sehr großen Wichtigkeit. Nur wiederhole ich, daß man in einem
humusleeren Acker nichts davon erwarten, und diesen unmittelbar dadurch nicht be-
reichern könne.

§. 87.

Düngende
Kraft der
Salze.
Der Gyps führt uns auf die düngende Eigenschaft anderer Salze, die jedoch
außer den Salinenabfällen in der Praxis wenig vorkommen, weil diese Salze zu kost-
bar sind.

Die damit angestellten Versuche beschränken sich daher auch nur auf kleine Flä-
chen. Sie haben, namentlich in Ansehung des Küchensalzes, folgendes ergeben.
Eine starke Ueberstreuung damit hemmt vorerst alle Vegetation. Nachdem es aber
fortgespült, vielleicht zum Theil durch den Humus zersetzt ist, hat sich in den folgen-
den Jahren eine sehr üppige Vegetation darnach gezeigt. Eine schwache Ueberstreuung
hat auf reichem Boden eine merkliche aber nur kurz dauernde Wirkung gehabt; auf
armem Boden aber gar keine. Man hat sich also auch da, wo unreines Salz von
den Salinen wohlfeil verkauft wurde, dieses Düngungsmittels höchst selten bedient.


Von

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
eine Ueberduͤngung bewirken, wodurch nur zum Anfaulen des Klees wegen uͤbermaͤßi-
ger Staͤrke und Dichtheit Veranlaſſung gegeben wuͤrde; weswegen man in ſolchem
Falle nicht gypſen muß.

§. 86.

Auf das Getreide hat der Gyps nach allen damit angeſtellten Verſuchen eine un-
bedeutende direkte Wirkung, d. h, wenn man ihn unmittelbar auf daſſelbe ausſtreut.
Aber einſtimmig iſt man daruͤber, daß eine gegypſte Kleeſtoppel weit uͤppigeres Ge-
treide, insbeſondere Weizen, hervorbringe, als eine ungegypſte. Dies bewirkt er
wahrſcheinlich nur durch die Staͤrke der Kleewurzeln, Stoppeln und Abfaͤlle, die der
gegypste Klee dem Boden hinterlaͤßt; indem ſich bekanntlich die Staͤrke des folgenden
Getreides nach der Staͤrke des Kleeſchnittes richtet. Indirekte alſo kommt die Gyps-
duͤngung dem Getreidebau ſchon an Ort und Stelle zu ſtatten. Noch mehr aber
wirkt ſie auf dieſen durch die Futter- und folglich Duͤngervermehrung, welche ſie in
der Wirthſchaft uͤberhaupt hervorbringt.

Es iſt alſo dieſes Duͤngungsmaterial, welches man des geringeren Volumens
wegen, worin man es gebraucht, ſchon aus einer weitern Entfernung herholen kann,
allerdings von einer ſehr großen Wichtigkeit. Nur wiederhole ich, daß man in einem
humusleeren Acker nichts davon erwarten, und dieſen unmittelbar dadurch nicht be-
reichern koͤnne.

§. 87.

Duͤngende
Kraft der
Salze.
Der Gyps fuͤhrt uns auf die duͤngende Eigenſchaft anderer Salze, die jedoch
außer den Salinenabfaͤllen in der Praxis wenig vorkommen, weil dieſe Salze zu koſt-
bar ſind.

Die damit angeſtellten Verſuche beſchraͤnken ſich daher auch nur auf kleine Flaͤ-
chen. Sie haben, namentlich in Anſehung des Kuͤchenſalzes, folgendes ergeben.
Eine ſtarke Ueberſtreuung damit hemmt vorerſt alle Vegetation. Nachdem es aber
fortgeſpuͤlt, vielleicht zum Theil durch den Humus zerſetzt iſt, hat ſich in den folgen-
den Jahren eine ſehr uͤppige Vegetation darnach gezeigt. Eine ſchwache Ueberſtreuung
hat auf reichem Boden eine merkliche aber nur kurz dauernde Wirkung gehabt; auf
armem Boden aber gar keine. Man hat ſich alſo auch da, wo unreines Salz von
den Salinen wohlfeil verkauft wurde, dieſes Duͤngungsmittels hoͤchſt ſelten bedient.


Von
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[264/0312] Mineraliſche Duͤngungsmittel. eine Ueberduͤngung bewirken, wodurch nur zum Anfaulen des Klees wegen uͤbermaͤßi- ger Staͤrke und Dichtheit Veranlaſſung gegeben wuͤrde; weswegen man in ſolchem Falle nicht gypſen muß. §. 86. Auf das Getreide hat der Gyps nach allen damit angeſtellten Verſuchen eine un- bedeutende direkte Wirkung, d. h, wenn man ihn unmittelbar auf daſſelbe ausſtreut. Aber einſtimmig iſt man daruͤber, daß eine gegypſte Kleeſtoppel weit uͤppigeres Ge- treide, insbeſondere Weizen, hervorbringe, als eine ungegypſte. Dies bewirkt er wahrſcheinlich nur durch die Staͤrke der Kleewurzeln, Stoppeln und Abfaͤlle, die der gegypste Klee dem Boden hinterlaͤßt; indem ſich bekanntlich die Staͤrke des folgenden Getreides nach der Staͤrke des Kleeſchnittes richtet. Indirekte alſo kommt die Gyps- duͤngung dem Getreidebau ſchon an Ort und Stelle zu ſtatten. Noch mehr aber wirkt ſie auf dieſen durch die Futter- und folglich Duͤngervermehrung, welche ſie in der Wirthſchaft uͤberhaupt hervorbringt. Es iſt alſo dieſes Duͤngungsmaterial, welches man des geringeren Volumens wegen, worin man es gebraucht, ſchon aus einer weitern Entfernung herholen kann, allerdings von einer ſehr großen Wichtigkeit. Nur wiederhole ich, daß man in einem humusleeren Acker nichts davon erwarten, und dieſen unmittelbar dadurch nicht be- reichern koͤnne. §. 87. Der Gyps fuͤhrt uns auf die duͤngende Eigenſchaft anderer Salze, die jedoch außer den Salinenabfaͤllen in der Praxis wenig vorkommen, weil dieſe Salze zu koſt- bar ſind. Duͤngende Kraft der Salze. Die damit angeſtellten Verſuche beſchraͤnken ſich daher auch nur auf kleine Flaͤ- chen. Sie haben, namentlich in Anſehung des Kuͤchenſalzes, folgendes ergeben. Eine ſtarke Ueberſtreuung damit hemmt vorerſt alle Vegetation. Nachdem es aber fortgeſpuͤlt, vielleicht zum Theil durch den Humus zerſetzt iſt, hat ſich in den folgen- den Jahren eine ſehr uͤppige Vegetation darnach gezeigt. Eine ſchwache Ueberſtreuung hat auf reichem Boden eine merkliche aber nur kurz dauernde Wirkung gehabt; auf armem Boden aber gar keine. Man hat ſich alſo auch da, wo unreines Salz von den Salinen wohlfeil verkauft wurde, dieſes Duͤngungsmittels hoͤchſt ſelten bedient. Von

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/312>, abgerufen am 29.03.2024.