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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Heuernte.
den zu können. Versuche und Erfahrungen über die Wirkung des einen oder des an-
dern können allein einen Ausschlag geben.

§. 355.

Man hat, um die Handarbeit des Heumachens auf großen Flächen zu erleich-Erleichterung
der Heuarbeit
durch Pferde-
werkzeuge.

tern, verschiedene Werkzeuge erfunden, vermittelst welcher sie zum Theil durch Pferde
verrichtet wird.

Zum Wenden und Luften des Heues bedient man sich einer Egge, die Bloys
von Treslong
in den Schriften der Rotterdammer Societät, Vol. II., 88. be-
schreibt. Sie besteht aus zwei neun Fuß langen Balken, deren jeder sieben lange
hölzerne oder eiserne Zinken hat, und die mit drei Querbalken verbunden und vier
Fuß vier Zoll von einander entfernt sind. Es wird ein Pferd vorgespannt, worauf
der Führer reitet, und so nach bestimmten Zügen die Wiese überegget, und das
Gras in Bewegung setzt und wendet. Es versteht sich, daß ein gutes, trockenes und
windiges Wetter dazu erforderlich sey, und man kann der Versicherung wohl Glauben
beimessen, daß es dann mit großer Ersparung der Wendearbeit schnell trockne. Je-
doch wird wohl noch ein Mensch erforderlich seyn, welcher der Egge folgt, um sie auf-
zuheben, falls sich das Gras davor oder dazwischen anhäufte.

Das Zusammenziehen des Heues in Kämme kann durch den gewöhnlichen
Pferderechen, dessen man sich zum Nachharken der Getreidestoppel bedient, verrichtet
werden, und zum Zusammenbringen des Heues in Haufen bedient man sich auf ebnen
Wiesen häufig eines Heubaums, an dessen beiden Seiten man einen Strang oder
Kette befestigt, die man dann in einer ziemlichen Länge am Ende zusammenknüpft,
und ein Paar Pferde davorhängt. Auf jeder Seite des Baums tritt ein Mensch,
welcher sich an einem Stricke, das an jedem Zugstrange befestigt ist, hält, indem er
sich etwas rückwärts überlehnt. Das Pferd wird nun angetrieben, und das Heu
häuft sich vor dem Baume hoch an, so daß bei einer ebenen Wiese wenig auf dem Boden
zurückbleibt. Wenn sich's hoch genug aufgethürmt hat, so springen die Leute vom
Baume ab, halten aber das Strick einen Augenblick an, wo sich dann der Baum
hebt und über den Heuhaufen herübergleitet. Es gehören aber zu dieser Operation
geübte Leute.


Dritter Theil. L l

Die Heuernte.
den zu koͤnnen. Verſuche und Erfahrungen uͤber die Wirkung des einen oder des an-
dern koͤnnen allein einen Ausſchlag geben.

§. 355.

Man hat, um die Handarbeit des Heumachens auf großen Flaͤchen zu erleich-Erleichterung
der Heuarbeit
durch Pferde-
werkzeuge.

tern, verſchiedene Werkzeuge erfunden, vermittelſt welcher ſie zum Theil durch Pferde
verrichtet wird.

Zum Wenden und Luften des Heues bedient man ſich einer Egge, die Bloys
von Treslong
in den Schriften der Rotterdammer Societaͤt, Vol. II., 88. be-
ſchreibt. Sie beſteht aus zwei neun Fuß langen Balken, deren jeder ſieben lange
hoͤlzerne oder eiſerne Zinken hat, und die mit drei Querbalken verbunden und vier
Fuß vier Zoll von einander entfernt ſind. Es wird ein Pferd vorgeſpannt, worauf
der Fuͤhrer reitet, und ſo nach beſtimmten Zuͤgen die Wieſe uͤberegget, und das
Gras in Bewegung ſetzt und wendet. Es verſteht ſich, daß ein gutes, trockenes und
windiges Wetter dazu erforderlich ſey, und man kann der Verſicherung wohl Glauben
beimeſſen, daß es dann mit großer Erſparung der Wendearbeit ſchnell trockne. Je-
doch wird wohl noch ein Menſch erforderlich ſeyn, welcher der Egge folgt, um ſie auf-
zuheben, falls ſich das Gras davor oder dazwiſchen anhaͤufte.

Das Zuſammenziehen des Heues in Kaͤmme kann durch den gewoͤhnlichen
Pferderechen, deſſen man ſich zum Nachharken der Getreideſtoppel bedient, verrichtet
werden, und zum Zuſammenbringen des Heues in Haufen bedient man ſich auf ebnen
Wieſen haͤufig eines Heubaums, an deſſen beiden Seiten man einen Strang oder
Kette befeſtigt, die man dann in einer ziemlichen Laͤnge am Ende zuſammenknuͤpft,
und ein Paar Pferde davorhaͤngt. Auf jeder Seite des Baums tritt ein Menſch,
welcher ſich an einem Stricke, das an jedem Zugſtrange befeſtigt iſt, haͤlt, indem er
ſich etwas ruͤckwaͤrts uͤberlehnt. Das Pferd wird nun angetrieben, und das Heu
haͤuft ſich vor dem Baume hoch an, ſo daß bei einer ebenen Wieſe wenig auf dem Boden
zuruͤckbleibt. Wenn ſich’s hoch genug aufgethuͤrmt hat, ſo ſpringen die Leute vom
Baume ab, halten aber das Strick einen Augenblick an, wo ſich dann der Baum
hebt und uͤber den Heuhaufen heruͤbergleitet. Es gehoͤren aber zu dieſer Operation
geuͤbte Leute.


Dritter Theil. L l
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[265/0287] Die Heuernte. den zu koͤnnen. Verſuche und Erfahrungen uͤber die Wirkung des einen oder des an- dern koͤnnen allein einen Ausſchlag geben. §. 355. Man hat, um die Handarbeit des Heumachens auf großen Flaͤchen zu erleich- tern, verſchiedene Werkzeuge erfunden, vermittelſt welcher ſie zum Theil durch Pferde verrichtet wird. Erleichterung der Heuarbeit durch Pferde- werkzeuge. Zum Wenden und Luften des Heues bedient man ſich einer Egge, die Bloys von Treslong in den Schriften der Rotterdammer Societaͤt, Vol. II., 88. be- ſchreibt. Sie beſteht aus zwei neun Fuß langen Balken, deren jeder ſieben lange hoͤlzerne oder eiſerne Zinken hat, und die mit drei Querbalken verbunden und vier Fuß vier Zoll von einander entfernt ſind. Es wird ein Pferd vorgeſpannt, worauf der Fuͤhrer reitet, und ſo nach beſtimmten Zuͤgen die Wieſe uͤberegget, und das Gras in Bewegung ſetzt und wendet. Es verſteht ſich, daß ein gutes, trockenes und windiges Wetter dazu erforderlich ſey, und man kann der Verſicherung wohl Glauben beimeſſen, daß es dann mit großer Erſparung der Wendearbeit ſchnell trockne. Je- doch wird wohl noch ein Menſch erforderlich ſeyn, welcher der Egge folgt, um ſie auf- zuheben, falls ſich das Gras davor oder dazwiſchen anhaͤufte. Das Zuſammenziehen des Heues in Kaͤmme kann durch den gewoͤhnlichen Pferderechen, deſſen man ſich zum Nachharken der Getreideſtoppel bedient, verrichtet werden, und zum Zuſammenbringen des Heues in Haufen bedient man ſich auf ebnen Wieſen haͤufig eines Heubaums, an deſſen beiden Seiten man einen Strang oder Kette befeſtigt, die man dann in einer ziemlichen Laͤnge am Ende zuſammenknuͤpft, und ein Paar Pferde davorhaͤngt. Auf jeder Seite des Baums tritt ein Menſch, welcher ſich an einem Stricke, das an jedem Zugſtrange befeſtigt iſt, haͤlt, indem er ſich etwas ruͤckwaͤrts uͤberlehnt. Das Pferd wird nun angetrieben, und das Heu haͤuft ſich vor dem Baume hoch an, ſo daß bei einer ebenen Wieſe wenig auf dem Boden zuruͤckbleibt. Wenn ſich’s hoch genug aufgethuͤrmt hat, ſo ſpringen die Leute vom Baume ab, halten aber das Strick einen Augenblick an, wo ſich dann der Baum hebt und uͤber den Heuhaufen heruͤbergleitet. Es gehoͤren aber zu dieſer Operation geuͤbte Leute. Dritter Theil. L l

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/287>, abgerufen am 19.04.2024.