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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Hackfruchtbau.
spannung von zwei Pferden erfordert, wogegen jene leichte Pferdehacke auch
auf sehr schwerem Boden nur eines Pferdes bedarf.

§. 172.

Manche Gewächse verlangen aber eine Bearbeitung, bevor sie angehäuftLeichte Pflüge
mit einem
Streichbrette.

werden können; nicht bloß zur Zerstörung des Unkrauts, sondern um die nach-
her anzuhäufende Erde zu pulvern, zu lüften, und ihre darin enthaltenen Nah-
rungstheile auflösbar zu machen. Man pflügt zu dem Ende die Erde zuwei-
len mit einem leichten, räderlosen Pfluge von den Pflanzen ab, so daß der
Pflug mit seiner geraden Seite möglichst nahe an der Pflanzenreihe, jedoch
ohne die Wurzeln erheblich zu beschädigen, herstreiche, und die abgestrichene
Erde ungefähr in die Mitte des Zwischenraums lege. Um die Pflanzen nicht
zu sehr zu entblößen, pflegt man sie zuerst nur von einer Seite abzustreichen,
und 5 bis 6 Tage später von der andren. Es bildet sich dann ein Kamm
von lockerer Erde in der Mitte des Zwischenraums. Dieser Kamm wird, nach-
dem er eine Weile so gelegen, durch den doppelten Streichbrettspflug wieder
gespalten und an die Pflanzenreihen hinangebracht, die nun ihre Wurzeln in
diese frisch gelockerte Erde hineinschlagen können. Der leichte Pflug, womit
man dies am bequemsten vollführt, ist im ersten Hefte meiner Beschreibung
der Ackerwerkzeuge Taf. VI, VII, VIII, in allen seinen einzelnen Theilen ab-
gebildet; doch kann man sich auch bei weiteren Entfernungen jedes räderlosen
Pfluges, insbesondere des Baileyschen, dazu bedienen.

So wirksam diese Operation ist, wenn sie gehörig gemacht wird, so ist doch
nicht zu leugnen, daß sie ihre Schwierigkeiten habe: daß besonders geschickte
Arbeiter dazu erfordert werden, und daß man sehr genau den gerechten Zeit-
punkt wahrnehmen müsse; was bei ungünstiger Witterung Schwierigkeiten hat,
vorzüglich auf gebundenem und feuchterem Boden, und daher neben vieler
Aufmerksamkeit auch ein gewisses praktisches Gefühl voraussetzt. Ohne dies
kann diese Operation leicht nachtheilig werden. Auch findet sie fast nur statt,
wo die Pflanzenreihen mindestens auf 21/2 Fuß Entfernung stehen. Da das Ab-
streichen von beiden Seiten der Pflanzenreihen geschehen muß, so erfordert es
auch doppelt so viele Arbeit als das einfache Anstreichen.


S 2

Hackfruchtbau.
ſpannung von zwei Pferden erfordert, wogegen jene leichte Pferdehacke auch
auf ſehr ſchwerem Boden nur eines Pferdes bedarf.

§. 172.

Manche Gewaͤchſe verlangen aber eine Bearbeitung, bevor ſie angehaͤuftLeichte Pfluͤge
mit einem
Streichbrette.

werden koͤnnen; nicht bloß zur Zerſtoͤrung des Unkrauts, ſondern um die nach-
her anzuhaͤufende Erde zu pulvern, zu luͤften, und ihre darin enthaltenen Nah-
rungstheile aufloͤsbar zu machen. Man pfluͤgt zu dem Ende die Erde zuwei-
len mit einem leichten, raͤderloſen Pfluge von den Pflanzen ab, ſo daß der
Pflug mit ſeiner geraden Seite moͤglichſt nahe an der Pflanzenreihe, jedoch
ohne die Wurzeln erheblich zu beſchaͤdigen, herſtreiche, und die abgeſtrichene
Erde ungefaͤhr in die Mitte des Zwiſchenraums lege. Um die Pflanzen nicht
zu ſehr zu entbloͤßen, pflegt man ſie zuerſt nur von einer Seite abzuſtreichen,
und 5 bis 6 Tage ſpaͤter von der andren. Es bildet ſich dann ein Kamm
von lockerer Erde in der Mitte des Zwiſchenraums. Dieſer Kamm wird, nach-
dem er eine Weile ſo gelegen, durch den doppelten Streichbrettspflug wieder
geſpalten und an die Pflanzenreihen hinangebracht, die nun ihre Wurzeln in
dieſe friſch gelockerte Erde hineinſchlagen koͤnnen. Der leichte Pflug, womit
man dies am bequemſten vollfuͤhrt, iſt im erſten Hefte meiner Beſchreibung
der Ackerwerkzeuge Taf. VI, VII, VIII, in allen ſeinen einzelnen Theilen ab-
gebildet; doch kann man ſich auch bei weiteren Entfernungen jedes raͤderloſen
Pfluges, insbeſondere des Baileyſchen, dazu bedienen.

So wirkſam dieſe Operation iſt, wenn ſie gehoͤrig gemacht wird, ſo iſt doch
nicht zu leugnen, daß ſie ihre Schwierigkeiten habe: daß beſonders geſchickte
Arbeiter dazu erfordert werden, und daß man ſehr genau den gerechten Zeit-
punkt wahrnehmen muͤſſe; was bei unguͤnſtiger Witterung Schwierigkeiten hat,
vorzuͤglich auf gebundenem und feuchterem Boden, und daher neben vieler
Aufmerkſamkeit auch ein gewiſſes praktiſches Gefuͤhl vorausſetzt. Ohne dies
kann dieſe Operation leicht nachtheilig werden. Auch findet ſie faſt nur ſtatt,
wo die Pflanzenreihen mindeſtens auf 2½ Fuß Entfernung ſtehen. Da das Ab-
ſtreichen von beiden Seiten der Pflanzenreihen geſchehen muß, ſo erfordert es
auch doppelt ſo viele Arbeit als das einfache Anſtreichen.


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[139/0163] Hackfruchtbau. ſpannung von zwei Pferden erfordert, wogegen jene leichte Pferdehacke auch auf ſehr ſchwerem Boden nur eines Pferdes bedarf. §. 172. Manche Gewaͤchſe verlangen aber eine Bearbeitung, bevor ſie angehaͤuft werden koͤnnen; nicht bloß zur Zerſtoͤrung des Unkrauts, ſondern um die nach- her anzuhaͤufende Erde zu pulvern, zu luͤften, und ihre darin enthaltenen Nah- rungstheile aufloͤsbar zu machen. Man pfluͤgt zu dem Ende die Erde zuwei- len mit einem leichten, raͤderloſen Pfluge von den Pflanzen ab, ſo daß der Pflug mit ſeiner geraden Seite moͤglichſt nahe an der Pflanzenreihe, jedoch ohne die Wurzeln erheblich zu beſchaͤdigen, herſtreiche, und die abgeſtrichene Erde ungefaͤhr in die Mitte des Zwiſchenraums lege. Um die Pflanzen nicht zu ſehr zu entbloͤßen, pflegt man ſie zuerſt nur von einer Seite abzuſtreichen, und 5 bis 6 Tage ſpaͤter von der andren. Es bildet ſich dann ein Kamm von lockerer Erde in der Mitte des Zwiſchenraums. Dieſer Kamm wird, nach- dem er eine Weile ſo gelegen, durch den doppelten Streichbrettspflug wieder geſpalten und an die Pflanzenreihen hinangebracht, die nun ihre Wurzeln in dieſe friſch gelockerte Erde hineinſchlagen koͤnnen. Der leichte Pflug, womit man dies am bequemſten vollfuͤhrt, iſt im erſten Hefte meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VI, VII, VIII, in allen ſeinen einzelnen Theilen ab- gebildet; doch kann man ſich auch bei weiteren Entfernungen jedes raͤderloſen Pfluges, insbeſondere des Baileyſchen, dazu bedienen. Leichte Pfluͤge mit einem Streichbrette. So wirkſam dieſe Operation iſt, wenn ſie gehoͤrig gemacht wird, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß ſie ihre Schwierigkeiten habe: daß beſonders geſchickte Arbeiter dazu erfordert werden, und daß man ſehr genau den gerechten Zeit- punkt wahrnehmen muͤſſe; was bei unguͤnſtiger Witterung Schwierigkeiten hat, vorzuͤglich auf gebundenem und feuchterem Boden, und daher neben vieler Aufmerkſamkeit auch ein gewiſſes praktiſches Gefuͤhl vorausſetzt. Ohne dies kann dieſe Operation leicht nachtheilig werden. Auch findet ſie faſt nur ſtatt, wo die Pflanzenreihen mindeſtens auf 2½ Fuß Entfernung ſtehen. Da das Ab- ſtreichen von beiden Seiten der Pflanzenreihen geſchehen muß, ſo erfordert es auch doppelt ſo viele Arbeit als das einfache Anſtreichen. S 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/163>, abgerufen am 25.04.2024.