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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.

Sie werden entweder auf der Stelle gesäet, wo sie bleiben sollen, oder auf
dem Saamenbeete erzogen und dann verpflanzt, welches sie sehr gut ertragen.
Ueber beide Methoden verweise ich auf §. 179 und 181.

Im ersteren Falle geschiehet die Aussaat von der Mitte des Mais bis zur
Mitte, allenfalls bis zu Ende Juni. Sie früher zu säen, ist nicht rathsam,
weil sie sonst im Herbst in Saamen zu schießen Neigung haben und danach so-
gleich stockig werden. Will man sie aber verpflanzen, so ist es rathsam sie schon
im April zu säen, weil sie durch die Versetzung sehr zurückgehalten werden. Mit
besonders gutem Erfolge werden sie nach der §. 182. beschriebenen Methode auf hohe
Rücken gesäet und gepflanzt, wobei aber die Unterdrückung des Unkrauts etwas
mühsamer ist. Sonst werden sie geschaufelt, spät wohl etwas, doch wenig auge-
häuft, weil man dadurch sonst ihre Blätter mit Erde überschütten würde.

Von der Mitte des Septembers an kann man ihnen die größeren Blätter
nehmen, wodurch sie ein beträchtliches Viehfutter gewähren.

§. 310.

Durchwinte-
rung.
Diese Rüben, und vor allen die Rotabaga, sind die härtesten gegen den
Frost, und die sicherste Art sie aufzubewahren, wäre: sie auf dem abgewässerten
Acker stehen zu lassen, wenn sie nicht im freien Felde dem Angriffe der Menschen,
der zahmen und wilden Thiere, so sehr ausgesetzt wären, indem sie aus der Erde
hervorragen. Bei der Aufbewahrung im Hause oder in Feimen hat man mehr
zu besorgen, daß sie sich erhitzen und dann faulen, als daß sie erfrieren. Der
Frost zerstört sie wenigstens so bald nicht, sondern sie sind nach dem Aufthauen
noch recht gut; obwohl er sie in dem Zustande mehr ergreift, als wenn sie mit
ihren Wurzeln in der Erde befestiget und gewissermaßen fortvegetirend stehen.
In Gruben oder Kellern zusammengepackt verfaulen sie sehr leicht.

Was man nicht vor Neujahr verbraucht, schichtet man am besten zwischen
Stroh auf in irgend einer Scheuer oder Schoppen, und man braucht dann
nicht besorgt gegen das Eindringen des Frostes zu seyn.

§. 311.

Ertrag.Der Ertrag der Steckrüben und besonders der sogenannten Rotabaga ist,
wenn sie kein Unfall trifft, unter allen ähnlichen Gewächsen vielleicht der stärkste.
Ich habe selbst auf noch nicht in volle Kraft gesetzten Boden 10 Winspel ge-

Futtergewaͤchſe.

Sie werden entweder auf der Stelle geſaͤet, wo ſie bleiben ſollen, oder auf
dem Saamenbeete erzogen und dann verpflanzt, welches ſie ſehr gut ertragen.
Ueber beide Methoden verweiſe ich auf §. 179 und 181.

Im erſteren Falle geſchiehet die Ausſaat von der Mitte des Mais bis zur
Mitte, allenfalls bis zu Ende Juni. Sie fruͤher zu ſaͤen, iſt nicht rathſam,
weil ſie ſonſt im Herbſt in Saamen zu ſchießen Neigung haben und danach ſo-
gleich ſtockig werden. Will man ſie aber verpflanzen, ſo iſt es rathſam ſie ſchon
im April zu ſaͤen, weil ſie durch die Verſetzung ſehr zuruͤckgehalten werden. Mit
beſonders gutem Erfolge werden ſie nach der §. 182. beſchriebenen Methode auf hohe
Ruͤcken geſaͤet und gepflanzt, wobei aber die Unterdruͤckung des Unkrauts etwas
muͤhſamer iſt. Sonſt werden ſie geſchaufelt, ſpaͤt wohl etwas, doch wenig auge-
haͤuft, weil man dadurch ſonſt ihre Blaͤtter mit Erde uͤberſchuͤtten wuͤrde.

Von der Mitte des Septembers an kann man ihnen die groͤßeren Blaͤtter
nehmen, wodurch ſie ein betraͤchtliches Viehfutter gewaͤhren.

§. 310.

Durchwinte-
rung.
Dieſe Ruͤben, und vor allen die Rotabaga, ſind die haͤrteſten gegen den
Froſt, und die ſicherſte Art ſie aufzubewahren, waͤre: ſie auf dem abgewaͤſſerten
Acker ſtehen zu laſſen, wenn ſie nicht im freien Felde dem Angriffe der Menſchen,
der zahmen und wilden Thiere, ſo ſehr ausgeſetzt waͤren, indem ſie aus der Erde
hervorragen. Bei der Aufbewahrung im Hauſe oder in Feimen hat man mehr
zu beſorgen, daß ſie ſich erhitzen und dann faulen, als daß ſie erfrieren. Der
Froſt zerſtoͤrt ſie wenigſtens ſo bald nicht, ſondern ſie ſind nach dem Aufthauen
noch recht gut; obwohl er ſie in dem Zuſtande mehr ergreift, als wenn ſie mit
ihren Wurzeln in der Erde befeſtiget und gewiſſermaßen fortvegetirend ſtehen.
In Gruben oder Kellern zuſammengepackt verfaulen ſie ſehr leicht.

Was man nicht vor Neujahr verbraucht, ſchichtet man am beſten zwiſchen
Stroh auf in irgend einer Scheuer oder Schoppen, und man braucht dann
nicht beſorgt gegen das Eindringen des Froſtes zu ſeyn.

§. 311.

Ertrag.Der Ertrag der Steckruͤben und beſonders der ſogenannten Rotabaga iſt,
wenn ſie kein Unfall trifft, unter allen aͤhnlichen Gewaͤchſen vielleicht der ſtaͤrkſte.
Ich habe ſelbſt auf noch nicht in volle Kraft geſetzten Boden 10 Winſpel ge-

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[238/0262] Futtergewaͤchſe. Sie werden entweder auf der Stelle geſaͤet, wo ſie bleiben ſollen, oder auf dem Saamenbeete erzogen und dann verpflanzt, welches ſie ſehr gut ertragen. Ueber beide Methoden verweiſe ich auf §. 179 und 181. Im erſteren Falle geſchiehet die Ausſaat von der Mitte des Mais bis zur Mitte, allenfalls bis zu Ende Juni. Sie fruͤher zu ſaͤen, iſt nicht rathſam, weil ſie ſonſt im Herbſt in Saamen zu ſchießen Neigung haben und danach ſo- gleich ſtockig werden. Will man ſie aber verpflanzen, ſo iſt es rathſam ſie ſchon im April zu ſaͤen, weil ſie durch die Verſetzung ſehr zuruͤckgehalten werden. Mit beſonders gutem Erfolge werden ſie nach der §. 182. beſchriebenen Methode auf hohe Ruͤcken geſaͤet und gepflanzt, wobei aber die Unterdruͤckung des Unkrauts etwas muͤhſamer iſt. Sonſt werden ſie geſchaufelt, ſpaͤt wohl etwas, doch wenig auge- haͤuft, weil man dadurch ſonſt ihre Blaͤtter mit Erde uͤberſchuͤtten wuͤrde. Von der Mitte des Septembers an kann man ihnen die groͤßeren Blaͤtter nehmen, wodurch ſie ein betraͤchtliches Viehfutter gewaͤhren. §. 310. Dieſe Ruͤben, und vor allen die Rotabaga, ſind die haͤrteſten gegen den Froſt, und die ſicherſte Art ſie aufzubewahren, waͤre: ſie auf dem abgewaͤſſerten Acker ſtehen zu laſſen, wenn ſie nicht im freien Felde dem Angriffe der Menſchen, der zahmen und wilden Thiere, ſo ſehr ausgeſetzt waͤren, indem ſie aus der Erde hervorragen. Bei der Aufbewahrung im Hauſe oder in Feimen hat man mehr zu beſorgen, daß ſie ſich erhitzen und dann faulen, als daß ſie erfrieren. Der Froſt zerſtoͤrt ſie wenigſtens ſo bald nicht, ſondern ſie ſind nach dem Aufthauen noch recht gut; obwohl er ſie in dem Zuſtande mehr ergreift, als wenn ſie mit ihren Wurzeln in der Erde befeſtiget und gewiſſermaßen fortvegetirend ſtehen. In Gruben oder Kellern zuſammengepackt verfaulen ſie ſehr leicht. Durchwinte- rung. Was man nicht vor Neujahr verbraucht, ſchichtet man am beſten zwiſchen Stroh auf in irgend einer Scheuer oder Schoppen, und man braucht dann nicht beſorgt gegen das Eindringen des Froſtes zu ſeyn. §. 311. Der Ertrag der Steckruͤben und beſonders der ſogenannten Rotabaga iſt, wenn ſie kein Unfall trifft, unter allen aͤhnlichen Gewaͤchſen vielleicht der ſtaͤrkſte. Ich habe ſelbſt auf noch nicht in volle Kraft geſetzten Boden 10 Winſpel ge- Ertrag.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/262>, abgerufen am 29.03.2024.