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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Mastung des Rindviehes.
brächte, etwas mehr erhalten, so würde man sich doch zu einer anderen Zeit in
Verlegenheit gesetzt finden. Da solche Handelsleute den Viehhandel am besten
kennen, und die Zeit und Verhältnisse, wo Vieh von verschiedenen Graden der
Feistigkeit hier oder da am meisten gesucht wird, so kann der Landwirth in man-
chen Fällen seine Mastung danach einrichten, und das Vieh früher oder später auf-
stallen, schneller oder langsamer die Mastung bis auf den beliebten Grad vollführen.

§. 77.

Ein außerordentlicher und künstlich erzwungener Grad der Mastung, wo-
bei das Vieh eine Schwere erreicht, die um 1/3 größer ist, als die gewöhnliche,
kann nur unter seltenen Fällen, und wo man auf die Sonderbarkeit einen Preis
setzt, vortheilhaft seyn. Jedes Pfund Fleisch, was über das natürliche Gewicht
angesetzt wird, kostet vielleicht 1/3 mehr als jedes Pfund des gewöhnlichen Mast-
fleisches, und müßte also auch danach bezahlt werden, worauf man aber in der
Regel, und ohne daß mit Fleisch ein gewisser Luxus getrieben werde, nicht
rechnen darf.

Ueber die Qualitäten und die Aufzucht der Zugochsen ist im 1sten Bande S. 120
u. f., so wie über ihre Unterhaltung S. 124 u. f. das Besondere gesagt worden.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich der Gebrauch der Kühe zum Ackerbau
mehr bewähren und verbreiten werde, wodurch die Haltung derselben um vieles vor-
theilhafter werden könnte. Vergl. neue Annalen Bd. III. St. 1. S. 181 u. f.

Die Schweinezucht.
§. 78.

Die Haltung der Schweine ist in jeder größeren oder kleineren Wirth-
schaft ein fast nothwendiges Erforderniß, indem die mancherlei Abfälle, welche
außer der Molkerei auch aus der Küche und dem Garten erfolgen, kaum an-
ders benutzt werden können. Hiervon aber ist die Schweinezucht zu unter-Wann und wo
sie vortheil-
haft sey.

scheiden. Von dieser kann man nicht im Allgemeinen bestimmen, ob sie vor-
theilhaft sey oder nicht, sondern muß die Verhältnisse genau erwägen, unter
welchen sie es seyn und nicht seyn könne.

Die Aufzucht wird sich bei genauer Berechnung selten vortheilhaft zeigen,
wo man die Winterfütterung durch gute Körner bewirken muß, oder auch wo

Maſtung des Rindviehes.
braͤchte, etwas mehr erhalten, ſo wuͤrde man ſich doch zu einer anderen Zeit in
Verlegenheit geſetzt finden. Da ſolche Handelsleute den Viehhandel am beſten
kennen, und die Zeit und Verhaͤltniſſe, wo Vieh von verſchiedenen Graden der
Feiſtigkeit hier oder da am meiſten geſucht wird, ſo kann der Landwirth in man-
chen Faͤllen ſeine Maſtung danach einrichten, und das Vieh fruͤher oder ſpaͤter auf-
ſtallen, ſchneller oder langſamer die Maſtung bis auf den beliebten Grad vollfuͤhren.

§. 77.

Ein außerordentlicher und kuͤnſtlich erzwungener Grad der Maſtung, wo-
bei das Vieh eine Schwere erreicht, die um ⅓ groͤßer iſt, als die gewoͤhnliche,
kann nur unter ſeltenen Faͤllen, und wo man auf die Sonderbarkeit einen Preis
ſetzt, vortheilhaft ſeyn. Jedes Pfund Fleiſch, was uͤber das natuͤrliche Gewicht
angeſetzt wird, koſtet vielleicht ⅓ mehr als jedes Pfund des gewoͤhnlichen Maſt-
fleiſches, und muͤßte alſo auch danach bezahlt werden, worauf man aber in der
Regel, und ohne daß mit Fleiſch ein gewiſſer Luxus getrieben werde, nicht
rechnen darf.

Ueber die Qualitaͤten und die Aufzucht der Zugochſen iſt im 1ſten Bande S. 120
u. f., ſo wie uͤber ihre Unterhaltung S. 124 u. f. das Beſondere geſagt worden.

Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ſich der Gebrauch der Kuͤhe zum Ackerbau
mehr bewaͤhren und verbreiten werde, wodurch die Haltung derſelben um vieles vor-
theilhafter werden koͤnnte. Vergl. neue Annalen Bd. III. St. 1. S. 181 u. f.

Die Schweinezucht.
§. 78.

Die Haltung der Schweine iſt in jeder groͤßeren oder kleineren Wirth-
ſchaft ein faſt nothwendiges Erforderniß, indem die mancherlei Abfaͤlle, welche
außer der Molkerei auch aus der Kuͤche und dem Garten erfolgen, kaum an-
ders benutzt werden koͤnnen. Hiervon aber iſt die Schweinezucht zu unter-Wann und wo
ſie vortheil-
haft ſey.

ſcheiden. Von dieſer kann man nicht im Allgemeinen beſtimmen, ob ſie vor-
theilhaft ſey oder nicht, ſondern muß die Verhaͤltniſſe genau erwaͤgen, unter
welchen ſie es ſeyn und nicht ſeyn koͤnne.

Die Aufzucht wird ſich bei genauer Berechnung ſelten vortheilhaft zeigen,
wo man die Winterfuͤtterung durch gute Koͤrner bewirken muß, oder auch wo

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[373/0397] Maſtung des Rindviehes. braͤchte, etwas mehr erhalten, ſo wuͤrde man ſich doch zu einer anderen Zeit in Verlegenheit geſetzt finden. Da ſolche Handelsleute den Viehhandel am beſten kennen, und die Zeit und Verhaͤltniſſe, wo Vieh von verſchiedenen Graden der Feiſtigkeit hier oder da am meiſten geſucht wird, ſo kann der Landwirth in man- chen Faͤllen ſeine Maſtung danach einrichten, und das Vieh fruͤher oder ſpaͤter auf- ſtallen, ſchneller oder langſamer die Maſtung bis auf den beliebten Grad vollfuͤhren. §. 77. Ein außerordentlicher und kuͤnſtlich erzwungener Grad der Maſtung, wo- bei das Vieh eine Schwere erreicht, die um ⅓ groͤßer iſt, als die gewoͤhnliche, kann nur unter ſeltenen Faͤllen, und wo man auf die Sonderbarkeit einen Preis ſetzt, vortheilhaft ſeyn. Jedes Pfund Fleiſch, was uͤber das natuͤrliche Gewicht angeſetzt wird, koſtet vielleicht ⅓ mehr als jedes Pfund des gewoͤhnlichen Maſt- fleiſches, und muͤßte alſo auch danach bezahlt werden, worauf man aber in der Regel, und ohne daß mit Fleiſch ein gewiſſer Luxus getrieben werde, nicht rechnen darf. Ueber die Qualitaͤten und die Aufzucht der Zugochſen iſt im 1ſten Bande S. 120 u. f., ſo wie uͤber ihre Unterhaltung S. 124 u. f. das Beſondere geſagt worden. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ſich der Gebrauch der Kuͤhe zum Ackerbau mehr bewaͤhren und verbreiten werde, wodurch die Haltung derſelben um vieles vor- theilhafter werden koͤnnte. Vergl. neue Annalen Bd. III. St. 1. S. 181 u. f. Die Schweinezucht. §. 78. Die Haltung der Schweine iſt in jeder groͤßeren oder kleineren Wirth- ſchaft ein faſt nothwendiges Erforderniß, indem die mancherlei Abfaͤlle, welche außer der Molkerei auch aus der Kuͤche und dem Garten erfolgen, kaum an- ders benutzt werden koͤnnen. Hiervon aber iſt die Schweinezucht zu unter- ſcheiden. Von dieſer kann man nicht im Allgemeinen beſtimmen, ob ſie vor- theilhaft ſey oder nicht, ſondern muß die Verhaͤltniſſe genau erwaͤgen, unter welchen ſie es ſeyn und nicht ſeyn koͤnne. Wann und wo ſie vortheil- haft ſey. Die Aufzucht wird ſich bei genauer Berechnung ſelten vortheilhaft zeigen, wo man die Winterfuͤtterung durch gute Koͤrner bewirken muß, oder auch wo

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/397>, abgerufen am 18.04.2024.