Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schweinezucht.

Das zur Mast bestimmte heißt Leibschwein, und wenn es wirklich auf die
Mast gesetzt wird, Mastschwein.

§. 81.

Bei der Zuzucht kommt es auf eine gute Auswahl der Race und der Indivi-Auswahl bei
der Zuzucht.

duen eben so sehr, wie bei anderen Vieharten, an. Bei den Sauen muß man
vor allen dahin trachten, solche zu erhalten, die viele Ferkel werfen, und sie dann
bei guter Fütterung auch aufzusäugen vermögen. Man hat solche Säue, die in
der Regel 10, 12 ja 15 Ferkel werfen; 8 bis 9 Ferkel ist aber das gewöhnliche,
und die, welche weniger bringen, sind tadelhaft. Wahrscheinlich hängt aber diese
Fruchtbarkeit auch zum Theil vom Eber ab, und man muß daher auch bei diesem
darauf sehen, daß er von einer fruchtbaren Familie sey.

Da in den meisten Fällen solche Faselschweine, die sich zu Speckschweinen
schicken, gesucht werden, so muß man mehrentheils eine Race zu erhalten suchen,
die sich dazu paßt, die recht lang, tiefleibig und kurzbeinig ist. Große herab-
hängende Ohren sind gewöhnlich damit verbunden, und ziehen die Käufer an.
Will man indessen, wie bei großen Molkereien und Brauereien oft rathsam seyn
kann, Schweine zu jeder Jahreszeit unmittelbar an die Schlächter verkaufen,
so muß man mehrere Rücksicht auf Schnellwüchsigkeit und starken Fleischansatz
nehmen, so daß sie noch unter einem Jahre völlig ausgewachsen und schlachtbar
sind. Hierzu ist vor allen die afrikanische und chinesische Race geeignet; doch
trifft man unter unsern gewöhnlichen Schweinen auch zuweilen einen Schlag,
welcher sich hierzu besser als zum Speck- und Flomenansatz paßt.

Der Eber muß also besonders von einer Race, die vorgedachten Zwecken
entspricht, gewählt werden. Er muß gesund seyn und keine Fehler an sich ha-
ben, die forterben könnten. Er muß abgesperrt werden, bis er ein Jahr alt
und genugsam ausgewachsen ist, er fängt sonst schon sehr früh zu reiten an. In
der Regel läßt man ihn nicht über drei Jahr alt werden, bevor man ihn verschnei-
det, weil sonst sein Fleisch unbrauchbar wird. Wäre er indessen von einer vor-
züglichen Race, die man noch nicht ersetzen könnte, so kann es rathsam seyn,
sein Fleisch aufzuopfern und ihn einige Jahre länger zu brauchen.

Auf freier Weide und Umgang mit den Schweinen würde ein Eber wohl für
30 bis 40 Säue hinreichend seyn; da er aber in der Regel abgesperrt und nur zu

Vierter Theil. B b b
Die Schweinezucht.

Das zur Maſt beſtimmte heißt Leibſchwein, und wenn es wirklich auf die
Maſt geſetzt wird, Maſtſchwein.

§. 81.

Bei der Zuzucht kommt es auf eine gute Auswahl der Raçe und der Indivi-Auswahl bei
der Zuzucht.

duen eben ſo ſehr, wie bei anderen Vieharten, an. Bei den Sauen muß man
vor allen dahin trachten, ſolche zu erhalten, die viele Ferkel werfen, und ſie dann
bei guter Fuͤtterung auch aufzuſaͤugen vermoͤgen. Man hat ſolche Saͤue, die in
der Regel 10, 12 ja 15 Ferkel werfen; 8 bis 9 Ferkel iſt aber das gewoͤhnliche,
und die, welche weniger bringen, ſind tadelhaft. Wahrſcheinlich haͤngt aber dieſe
Fruchtbarkeit auch zum Theil vom Eber ab, und man muß daher auch bei dieſem
darauf ſehen, daß er von einer fruchtbaren Familie ſey.

Da in den meiſten Faͤllen ſolche Faſelſchweine, die ſich zu Speckſchweinen
ſchicken, geſucht werden, ſo muß man mehrentheils eine Raçe zu erhalten ſuchen,
die ſich dazu paßt, die recht lang, tiefleibig und kurzbeinig iſt. Große herab-
haͤngende Ohren ſind gewoͤhnlich damit verbunden, und ziehen die Kaͤufer an.
Will man indeſſen, wie bei großen Molkereien und Brauereien oft rathſam ſeyn
kann, Schweine zu jeder Jahreszeit unmittelbar an die Schlaͤchter verkaufen,
ſo muß man mehrere Ruͤckſicht auf Schnellwuͤchſigkeit und ſtarken Fleiſchanſatz
nehmen, ſo daß ſie noch unter einem Jahre voͤllig ausgewachſen und ſchlachtbar
ſind. Hierzu iſt vor allen die afrikaniſche und chineſiſche Raçe geeignet; doch
trifft man unter unſern gewoͤhnlichen Schweinen auch zuweilen einen Schlag,
welcher ſich hierzu beſſer als zum Speck- und Flomenanſatz paßt.

Der Eber muß alſo beſonders von einer Raçe, die vorgedachten Zwecken
entſpricht, gewaͤhlt werden. Er muß geſund ſeyn und keine Fehler an ſich ha-
ben, die forterben koͤnnten. Er muß abgeſperrt werden, bis er ein Jahr alt
und genugſam ausgewachſen iſt, er faͤngt ſonſt ſchon ſehr fruͤh zu reiten an. In
der Regel laͤßt man ihn nicht uͤber drei Jahr alt werden, bevor man ihn verſchnei-
det, weil ſonſt ſein Fleiſch unbrauchbar wird. Waͤre er indeſſen von einer vor-
zuͤglichen Raçe, die man noch nicht erſetzen koͤnnte, ſo kann es rathſam ſeyn,
ſein Fleiſch aufzuopfern und ihn einige Jahre laͤnger zu brauchen.

Auf freier Weide und Umgang mit den Schweinen wuͤrde ein Eber wohl fuͤr
30 bis 40 Saͤue hinreichend ſeyn; da er aber in der Regel abgeſperrt und nur zu

Vierter Theil. B b b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0401" n="377"/>
            <fw place="top" type="header">Die Schweinezucht.</fw><lb/>
            <p>Das zur Ma&#x017F;t be&#x017F;timmte heißt <hi rendition="#g">Leib&#x017F;chwein</hi>, und wenn es wirklich auf die<lb/>
Ma&#x017F;t ge&#x017F;etzt wird, <hi rendition="#g">Ma&#x017F;t&#x017F;chwein</hi>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 81.</head><lb/>
            <p>Bei der Zuzucht kommt es auf eine gute Auswahl der Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e und der Indivi-<note place="right">Auswahl bei<lb/>
der Zuzucht.</note><lb/>
duen eben &#x017F;o &#x017F;ehr, wie bei anderen Vieharten, an. Bei den Sauen muß man<lb/>
vor allen dahin trachten, &#x017F;olche zu erhalten, die viele Ferkel werfen, und &#x017F;ie dann<lb/>
bei guter Fu&#x0364;tterung auch aufzu&#x017F;a&#x0364;ugen vermo&#x0364;gen. Man hat &#x017F;olche Sa&#x0364;ue, die in<lb/>
der Regel 10, 12 ja 15 Ferkel werfen; 8 bis 9 Ferkel i&#x017F;t aber das gewo&#x0364;hnliche,<lb/>
und die, welche weniger bringen, &#x017F;ind tadelhaft. Wahr&#x017F;cheinlich ha&#x0364;ngt aber die&#x017F;e<lb/>
Fruchtbarkeit auch zum Theil vom Eber ab, und man muß daher auch bei die&#x017F;em<lb/>
darauf &#x017F;ehen, daß er von einer fruchtbaren Familie &#x017F;ey.</p><lb/>
            <p>Da in den mei&#x017F;ten Fa&#x0364;llen &#x017F;olche Fa&#x017F;el&#x017F;chweine, die &#x017F;ich zu Speck&#x017F;chweinen<lb/>
&#x017F;chicken, ge&#x017F;ucht werden, &#x017F;o muß man mehrentheils eine Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e zu erhalten &#x017F;uchen,<lb/>
die &#x017F;ich dazu paßt, die recht lang, tiefleibig und kurzbeinig i&#x017F;t. Große herab-<lb/>
ha&#x0364;ngende Ohren &#x017F;ind gewo&#x0364;hnlich damit verbunden, und ziehen die Ka&#x0364;ufer an.<lb/>
Will man inde&#x017F;&#x017F;en, wie bei großen Molkereien und Brauereien oft rath&#x017F;am &#x017F;eyn<lb/>
kann, Schweine zu jeder Jahreszeit unmittelbar an die Schla&#x0364;chter verkaufen,<lb/>
&#x017F;o muß man mehrere Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf Schnellwu&#x0364;ch&#x017F;igkeit und &#x017F;tarken Flei&#x017F;chan&#x017F;atz<lb/>
nehmen, &#x017F;o daß &#x017F;ie noch unter einem Jahre vo&#x0364;llig ausgewach&#x017F;en und &#x017F;chlachtbar<lb/>
&#x017F;ind. Hierzu i&#x017F;t vor allen die afrikani&#x017F;che und chine&#x017F;i&#x017F;che Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e geeignet; doch<lb/>
trifft man unter un&#x017F;ern gewo&#x0364;hnlichen Schweinen auch zuweilen einen Schlag,<lb/>
welcher &#x017F;ich hierzu be&#x017F;&#x017F;er als zum Speck- und Flomenan&#x017F;atz paßt.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">Eber</hi> muß al&#x017F;o be&#x017F;onders von einer Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e, die vorgedachten Zwecken<lb/>
ent&#x017F;pricht, gewa&#x0364;hlt werden. Er muß ge&#x017F;und &#x017F;eyn und keine Fehler an &#x017F;ich ha-<lb/>
ben, die forterben ko&#x0364;nnten. Er muß abge&#x017F;perrt werden, bis er ein Jahr alt<lb/>
und genug&#x017F;am ausgewach&#x017F;en i&#x017F;t, er fa&#x0364;ngt &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chon &#x017F;ehr fru&#x0364;h zu reiten an. In<lb/>
der Regel la&#x0364;ßt man ihn nicht u&#x0364;ber drei Jahr alt werden, bevor man ihn ver&#x017F;chnei-<lb/>
det, weil &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ein Flei&#x017F;ch unbrauchbar wird. Wa&#x0364;re er inde&#x017F;&#x017F;en von einer vor-<lb/>
zu&#x0364;glichen Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e, die man noch nicht er&#x017F;etzen ko&#x0364;nnte, &#x017F;o kann es rath&#x017F;am &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;ein Flei&#x017F;ch aufzuopfern und ihn einige Jahre la&#x0364;nger zu brauchen.</p><lb/>
            <p>Auf freier Weide und Umgang mit den Schweinen wu&#x0364;rde ein Eber wohl fu&#x0364;r<lb/>
30 bis 40 Sa&#x0364;ue hinreichend &#x017F;eyn; da er aber in der Regel abge&#x017F;perrt und nur zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. B b b</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0401] Die Schweinezucht. Das zur Maſt beſtimmte heißt Leibſchwein, und wenn es wirklich auf die Maſt geſetzt wird, Maſtſchwein. §. 81. Bei der Zuzucht kommt es auf eine gute Auswahl der Raçe und der Indivi- duen eben ſo ſehr, wie bei anderen Vieharten, an. Bei den Sauen muß man vor allen dahin trachten, ſolche zu erhalten, die viele Ferkel werfen, und ſie dann bei guter Fuͤtterung auch aufzuſaͤugen vermoͤgen. Man hat ſolche Saͤue, die in der Regel 10, 12 ja 15 Ferkel werfen; 8 bis 9 Ferkel iſt aber das gewoͤhnliche, und die, welche weniger bringen, ſind tadelhaft. Wahrſcheinlich haͤngt aber dieſe Fruchtbarkeit auch zum Theil vom Eber ab, und man muß daher auch bei dieſem darauf ſehen, daß er von einer fruchtbaren Familie ſey. Auswahl bei der Zuzucht. Da in den meiſten Faͤllen ſolche Faſelſchweine, die ſich zu Speckſchweinen ſchicken, geſucht werden, ſo muß man mehrentheils eine Raçe zu erhalten ſuchen, die ſich dazu paßt, die recht lang, tiefleibig und kurzbeinig iſt. Große herab- haͤngende Ohren ſind gewoͤhnlich damit verbunden, und ziehen die Kaͤufer an. Will man indeſſen, wie bei großen Molkereien und Brauereien oft rathſam ſeyn kann, Schweine zu jeder Jahreszeit unmittelbar an die Schlaͤchter verkaufen, ſo muß man mehrere Ruͤckſicht auf Schnellwuͤchſigkeit und ſtarken Fleiſchanſatz nehmen, ſo daß ſie noch unter einem Jahre voͤllig ausgewachſen und ſchlachtbar ſind. Hierzu iſt vor allen die afrikaniſche und chineſiſche Raçe geeignet; doch trifft man unter unſern gewoͤhnlichen Schweinen auch zuweilen einen Schlag, welcher ſich hierzu beſſer als zum Speck- und Flomenanſatz paßt. Der Eber muß alſo beſonders von einer Raçe, die vorgedachten Zwecken entſpricht, gewaͤhlt werden. Er muß geſund ſeyn und keine Fehler an ſich ha- ben, die forterben koͤnnten. Er muß abgeſperrt werden, bis er ein Jahr alt und genugſam ausgewachſen iſt, er faͤngt ſonſt ſchon ſehr fruͤh zu reiten an. In der Regel laͤßt man ihn nicht uͤber drei Jahr alt werden, bevor man ihn verſchnei- det, weil ſonſt ſein Fleiſch unbrauchbar wird. Waͤre er indeſſen von einer vor- zuͤglichen Raçe, die man noch nicht erſetzen koͤnnte, ſo kann es rathſam ſeyn, ſein Fleiſch aufzuopfern und ihn einige Jahre laͤnger zu brauchen. Auf freier Weide und Umgang mit den Schweinen wuͤrde ein Eber wohl fuͤr 30 bis 40 Saͤue hinreichend ſeyn; da er aber in der Regel abgeſperrt und nur zu Vierter Theil. B b b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/401
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/401>, abgerufen am 29.03.2024.