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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Schweinezucht.

Im Anfange der Mast fressen sie viel, wenn sie fett sind, wenig. Es ist
daher die Regel, das stärkste und konzentrirteste Futter bis zuletzt aufzusparen.
Indessen sind einige, besonders die Engländer dafür, ihnen gleich zu Anfange
recht kräftiges Futter zu geben, um ihre Lebensthätigkeit aufzureizen, dann all-
mählig leichteres, aber mehreres, und zuletzt wieder das schwerste.

Sehr nützlich hat man es allgemein gefunden, den Schweinen von Zeit zu
Zeit ein Loth gepulvertes Spießglanz, etweder auf das Futter, oder mit saurer
Milch zu geben. Es erhält nicht nur Freßlust, befördert die Verdauung, son-
dern schützt sie auch für Finnen. Man kann es alle 8, oder alle 14 Tage ge-
ben, und besonders dann, wenn die Schweine nicht recht freßlustig und munter
zu seyn scheinen.

Der Stallraum kann ziemlich enge seyn, sie werden verträglicher darin und
liegen ruhiger. Ist aber ein schwaches, krankes Schwein darunter, was von den
andern gebissen wird, so muß man es schnell wegnehmen; denn sonst machen es
die andern todt. Hungern die Schweine, so beißen sie sich leicht; bei zureichen-
dem Futter aber sind sie verträglich. Rathsam ist es indessen, die Tröge durch
ein vorgeschlagenes, eingeschnittenes Brett so abzutheilen, daß jedes Schwein sei-
nen Kopf nur eben durchstecken kann.

Genaue Beobachtung der Futterzeit ist auch bei den Schweinen sehr nöthig.

Die möglichste Erhaltung der Reinlichkeit, und ein trocknes Lager ist sehr
wichtig. Das Schwemmen der Schweine wöchentlich ein paar Mal befördert die
Mastung sehr, und macht die Schweine ruhig.

§. 98.

Waldmast.Endlich erwähne ich noch der Waldmast. Sie macht nie im höchsten Grade
fett; aber die Eichelmast giebt ein sehr festes Fleisch und Speck, die Buchmast
hingegen giebt loses Fleisch und Speck, welches, wenn es warm wird, ausläuft.

Die Schweine müssen Tag und Nacht im Walde bleiben und Schoppen
darin haben. Werden sie Abends eingetrieben, oder können frei nach Hause lau-
fen, so erhitzen sie sich, und laufen so viel wieder ab, als sie ansetzen. Die Wald-
mast ist freilich unter allen die wohlfeilste, aber nicht alle Jahre ist sie genugsam
vorhanden. Wenn sie sich nicht schnell darin bis zu einem gewissen Grade fett

Die Schweinezucht.

Im Anfange der Maſt freſſen ſie viel, wenn ſie fett ſind, wenig. Es iſt
daher die Regel, das ſtaͤrkſte und konzentrirteſte Futter bis zuletzt aufzuſparen.
Indeſſen ſind einige, beſonders die Englaͤnder dafuͤr, ihnen gleich zu Anfange
recht kraͤftiges Futter zu geben, um ihre Lebensthaͤtigkeit aufzureizen, dann all-
maͤhlig leichteres, aber mehreres, und zuletzt wieder das ſchwerſte.

Sehr nuͤtzlich hat man es allgemein gefunden, den Schweinen von Zeit zu
Zeit ein Loth gepulvertes Spießglanz, etweder auf das Futter, oder mit ſaurer
Milch zu geben. Es erhaͤlt nicht nur Freßluſt, befoͤrdert die Verdauung, ſon-
dern ſchuͤtzt ſie auch fuͤr Finnen. Man kann es alle 8, oder alle 14 Tage ge-
ben, und beſonders dann, wenn die Schweine nicht recht freßluſtig und munter
zu ſeyn ſcheinen.

Der Stallraum kann ziemlich enge ſeyn, ſie werden vertraͤglicher darin und
liegen ruhiger. Iſt aber ein ſchwaches, krankes Schwein darunter, was von den
andern gebiſſen wird, ſo muß man es ſchnell wegnehmen; denn ſonſt machen es
die andern todt. Hungern die Schweine, ſo beißen ſie ſich leicht; bei zureichen-
dem Futter aber ſind ſie vertraͤglich. Rathſam iſt es indeſſen, die Troͤge durch
ein vorgeſchlagenes, eingeſchnittenes Brett ſo abzutheilen, daß jedes Schwein ſei-
nen Kopf nur eben durchſtecken kann.

Genaue Beobachtung der Futterzeit iſt auch bei den Schweinen ſehr noͤthig.

Die moͤglichſte Erhaltung der Reinlichkeit, und ein trocknes Lager iſt ſehr
wichtig. Das Schwemmen der Schweine woͤchentlich ein paar Mal befoͤrdert die
Maſtung ſehr, und macht die Schweine ruhig.

§. 98.

Waldmaſt.Endlich erwaͤhne ich noch der Waldmaſt. Sie macht nie im hoͤchſten Grade
fett; aber die Eichelmaſt giebt ein ſehr feſtes Fleiſch und Speck, die Buchmaſt
hingegen giebt loſes Fleiſch und Speck, welches, wenn es warm wird, auslaͤuft.

Die Schweine muͤſſen Tag und Nacht im Walde bleiben und Schoppen
darin haben. Werden ſie Abends eingetrieben, oder koͤnnen frei nach Hauſe lau-
fen, ſo erhitzen ſie ſich, und laufen ſo viel wieder ab, als ſie anſetzen. Die Wald-
maſt iſt freilich unter allen die wohlfeilſte, aber nicht alle Jahre iſt ſie genugſam
vorhanden. Wenn ſie ſich nicht ſchnell darin bis zu einem gewiſſen Grade fett

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[390/0414] Die Schweinezucht. Im Anfange der Maſt freſſen ſie viel, wenn ſie fett ſind, wenig. Es iſt daher die Regel, das ſtaͤrkſte und konzentrirteſte Futter bis zuletzt aufzuſparen. Indeſſen ſind einige, beſonders die Englaͤnder dafuͤr, ihnen gleich zu Anfange recht kraͤftiges Futter zu geben, um ihre Lebensthaͤtigkeit aufzureizen, dann all- maͤhlig leichteres, aber mehreres, und zuletzt wieder das ſchwerſte. Sehr nuͤtzlich hat man es allgemein gefunden, den Schweinen von Zeit zu Zeit ein Loth gepulvertes Spießglanz, etweder auf das Futter, oder mit ſaurer Milch zu geben. Es erhaͤlt nicht nur Freßluſt, befoͤrdert die Verdauung, ſon- dern ſchuͤtzt ſie auch fuͤr Finnen. Man kann es alle 8, oder alle 14 Tage ge- ben, und beſonders dann, wenn die Schweine nicht recht freßluſtig und munter zu ſeyn ſcheinen. Der Stallraum kann ziemlich enge ſeyn, ſie werden vertraͤglicher darin und liegen ruhiger. Iſt aber ein ſchwaches, krankes Schwein darunter, was von den andern gebiſſen wird, ſo muß man es ſchnell wegnehmen; denn ſonſt machen es die andern todt. Hungern die Schweine, ſo beißen ſie ſich leicht; bei zureichen- dem Futter aber ſind ſie vertraͤglich. Rathſam iſt es indeſſen, die Troͤge durch ein vorgeſchlagenes, eingeſchnittenes Brett ſo abzutheilen, daß jedes Schwein ſei- nen Kopf nur eben durchſtecken kann. Genaue Beobachtung der Futterzeit iſt auch bei den Schweinen ſehr noͤthig. Die moͤglichſte Erhaltung der Reinlichkeit, und ein trocknes Lager iſt ſehr wichtig. Das Schwemmen der Schweine woͤchentlich ein paar Mal befoͤrdert die Maſtung ſehr, und macht die Schweine ruhig. §. 98. Endlich erwaͤhne ich noch der Waldmaſt. Sie macht nie im hoͤchſten Grade fett; aber die Eichelmaſt giebt ein ſehr feſtes Fleiſch und Speck, die Buchmaſt hingegen giebt loſes Fleiſch und Speck, welches, wenn es warm wird, auslaͤuft. Waldmaſt. Die Schweine muͤſſen Tag und Nacht im Walde bleiben und Schoppen darin haben. Werden ſie Abends eingetrieben, oder koͤnnen frei nach Hauſe lau- fen, ſo erhitzen ſie ſich, und laufen ſo viel wieder ab, als ſie anſetzen. Die Wald- maſt iſt freilich unter allen die wohlfeilſte, aber nicht alle Jahre iſt ſie genugſam vorhanden. Wenn ſie ſich nicht ſchnell darin bis zu einem gewiſſen Grade fett

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/414>, abgerufen am 28.03.2024.