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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Nahrung durch die Wurzeln aus dem Boden,
und ein anderer Theil durch die Blätter aus der
Atmosphäre; aber das Verhältniß, worin sie sich
ihren Nahrungsstoff auf die eine oder die andere
Weise aneignen, ist sehr verschieden. Einige
Pflanzen ziehen den beiweitem größten Theil aus
der Atmosphäre, und gedeihen daher auf dem
dürresten, magersten Boden, wie das Hauslauch
auf den Ziegeldächern; andere nehmen den größ-
ten Theil aus dem Boden, und zu diesen gehö-
ren die Gräser, vor allen die, welche um ihres
starken Saamens willen gebauet werden; wie
schon daraus abzunehmen ist, daß ihr Blatt-Or-
gan in Verhältniß dieses Saamens sehr klein
ist, und größtentheils verdorret, wenn der Saa-
men sich bildet und dazu am meisten Nahrungs-
stoff erfordert. Zu denen aber, welche ihre Nah-
rung auf beiden Wagen, vielleicht in gleicher
Stärke erhalten, gehören

Die Hülsen-Früchte. Sie tragen zwar
auch eine starke Masse von nahrhaftem Saamen,
aber ihr Blattorgan ist im Verhältniß zu dem-
selben auch stark, äußert sichtbarlich eine große
Thätigkeit, und erhält sich darin, bis die Saa-
men vollständig sind. Allerdings nehmen sie auch
nothwendige, integrirende Bestandtheile aus dem

Nahrung durch die Wurzeln aus dem Boden,
und ein anderer Theil durch die Blaͤtter aus der
Atmosphaͤre; aber das Verhaͤltniß, worin ſie ſich
ihren Nahrungsſtoff auf die eine oder die andere
Weiſe aneignen, iſt ſehr verſchieden. Einige
Pflanzen ziehen den beiweitem groͤßten Theil aus
der Atmosphaͤre, und gedeihen daher auf dem
duͤrreſten, magerſten Boden, wie das Hauslauch
auf den Ziegeldaͤchern; andere nehmen den groͤß-
ten Theil aus dem Boden, und zu dieſen gehoͤ-
ren die Graͤſer, vor allen die, welche um ihres
ſtarken Saamens willen gebauet werden; wie
ſchon daraus abzunehmen iſt, daß ihr Blatt-Or-
gan in Verhaͤltniß dieſes Saamens ſehr klein
iſt, und groͤßtentheils verdorret, wenn der Saa-
men ſich bildet und dazu am meiſten Nahrungs-
ſtoff erfordert. Zu denen aber, welche ihre Nah-
rung auf beiden Wagen, vielleicht in gleicher
Staͤrke erhalten, gehoͤren

Die Huͤlſen-Fruͤchte. Sie tragen zwar
auch eine ſtarke Maſſe von nahrhaftem Saamen,
aber ihr Blattorgan iſt im Verhaͤltniß zu dem-
ſelben auch ſtark, aͤußert ſichtbarlich eine große
Thaͤtigkeit, und erhaͤlt ſich darin, bis die Saa-
men vollſtaͤndig ſind. Allerdings nehmen ſie auch
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[267/0284] Nahrung durch die Wurzeln aus dem Boden, und ein anderer Theil durch die Blaͤtter aus der Atmosphaͤre; aber das Verhaͤltniß, worin ſie ſich ihren Nahrungsſtoff auf die eine oder die andere Weiſe aneignen, iſt ſehr verſchieden. Einige Pflanzen ziehen den beiweitem groͤßten Theil aus der Atmosphaͤre, und gedeihen daher auf dem duͤrreſten, magerſten Boden, wie das Hauslauch auf den Ziegeldaͤchern; andere nehmen den groͤß- ten Theil aus dem Boden, und zu dieſen gehoͤ- ren die Graͤſer, vor allen die, welche um ihres ſtarken Saamens willen gebauet werden; wie ſchon daraus abzunehmen iſt, daß ihr Blatt-Or- gan in Verhaͤltniß dieſes Saamens ſehr klein iſt, und groͤßtentheils verdorret, wenn der Saa- men ſich bildet und dazu am meiſten Nahrungs- ſtoff erfordert. Zu denen aber, welche ihre Nah- rung auf beiden Wagen, vielleicht in gleicher Staͤrke erhalten, gehoͤren Die Huͤlſen-Fruͤchte. Sie tragen zwar auch eine ſtarke Maſſe von nahrhaftem Saamen, aber ihr Blattorgan iſt im Verhaͤltniß zu dem- ſelben auch ſtark, aͤußert ſichtbarlich eine große Thaͤtigkeit, und erhaͤlt ſich darin, bis die Saa- men vollſtaͤndig ſind. Allerdings nehmen ſie auch nothwendige, integrirende Beſtandtheile aus dem

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/284>, abgerufen am 25.04.2024.