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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 10. H. von dem Ehrgeitz
dern als eine Rach-verdienende Beschimpffung
an.

10. Zu geschweigen/ daß die Veränderung/
darinnen ein Ehr-Geitziger seine Ruhe suchet un-
endlich
ist. Es giebt alle Tage was neues zu
thun/
sich einen grossen Nahmen in der Welt
zu machen/ und wer allezeit viel Geschäffte zu-
gleich auf dem Halse hat/ auch da eines sich en-
det/ alsobald ein anders wieder anknüpfft/ der
darff sich nicht wundern/ daß dieselbe sich Zeit
seines Lebens nicht enden: So sind auch die Eh-
ren Staffeln
und der Ruhm/ darnach ein Ehr-
geitziger Mensch trachtet/ unendlich/ zum wenig-
sten in Ansehen seiner: Es darff niemand mit
Alexandro wünschen/ daß noch mehr Welte
wären/ damit er nach seines Vaters Tode seinen
Ehr-Geitz zu vergnügen etwas zu thun finden
möchte; Die grösten Monarchen und Helden
sind von Bezwingung der gantzen Welt iederzeit
noch so weit entfernet blieben/ daß das ehrgei-
tzigste Gemüthe noch allemahl mehr Arbeit und
Veränderung für sich findet/ als es jemahls aus-
zuführen vermögend ist.

11. So ist auch abermahls das Hertz eines
Ehr-Geitzigen so geartet/ daß er an einer end-
lichen Veränderung kein Vergnügen finden
kan.
Sein Verlangen st[e]het nach eitelen Din-
gen/ und das Gute/ das er darunter sucht/ beste-
het in blosser Einbildung: Die Einbildung der-
gleichen Dinge stellet uns allemahl ein Ding/

das

Das 10. H. von dem Ehrgeitz
dern als eine Rach-verdienende Beſchimpffung
an.

10. Zu geſchweigen/ daß die Veraͤnderung/
darinnen ein Ehr-Geitziger ſeine Ruhe ſuchet un-
endlich
iſt. Es giebt alle Tage was neues zu
thun/
ſich einen groſſen Nahmen in der Welt
zu machen/ und wer allezeit viel Geſchaͤffte zu-
gleich auf dem Halſe hat/ auch da eines ſich en-
det/ alſobald ein anders wieder anknuͤpfft/ der
darff ſich nicht wundern/ daß dieſelbe ſich Zeit
ſeines Lebens nicht enden: So ſind auch die Eh-
ren Staffeln
und der Ruhm/ darnach ein Ehr-
geitziger Menſch trachtet/ unendlich/ zum wenig-
ſten in Anſehen ſeiner: Es darff niemand mit
Alexandro wuͤnſchen/ daß noch mehr Welte
waͤren/ damit er nach ſeines Vaters Tode ſeinen
Ehr-Geitz zu vergnuͤgen etwas zu thun finden
moͤchte; Die groͤſten Monarchen und Helden
ſind von Bezwingung der gantzen Welt iederzeit
noch ſo weit entfernet blieben/ daß das ehrgei-
tzigſte Gemuͤthe noch allemahl mehr Arbeit und
Veraͤnderung fuͤr ſich findet/ als es jemahls aus-
zufuͤhren vermoͤgend iſt.

11. So iſt auch abermahls das Hertz eines
Ehr-Geitzigen ſo geartet/ daß er an einer end-
lichen Veraͤnderung kein Vergnuͤgen finden
kan.
Sein Verlangen ſt[e]het nach eitelen Din-
gen/ und das Gute/ das er darunter ſucht/ beſte-
het in bloſſer Einbildung: Die Einbildung der-
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[226/0238] Das 10. H. von dem Ehrgeitz dern als eine Rach-verdienende Beſchimpffung an. 10. Zu geſchweigen/ daß die Veraͤnderung/ darinnen ein Ehr-Geitziger ſeine Ruhe ſuchet un- endlich iſt. Es giebt alle Tage was neues zu thun/ ſich einen groſſen Nahmen in der Welt zu machen/ und wer allezeit viel Geſchaͤffte zu- gleich auf dem Halſe hat/ auch da eines ſich en- det/ alſobald ein anders wieder anknuͤpfft/ der darff ſich nicht wundern/ daß dieſelbe ſich Zeit ſeines Lebens nicht enden: So ſind auch die Eh- ren Staffeln und der Ruhm/ darnach ein Ehr- geitziger Menſch trachtet/ unendlich/ zum wenig- ſten in Anſehen ſeiner: Es darff niemand mit Alexandro wuͤnſchen/ daß noch mehr Welte waͤren/ damit er nach ſeines Vaters Tode ſeinen Ehr-Geitz zu vergnuͤgen etwas zu thun finden moͤchte; Die groͤſten Monarchen und Helden ſind von Bezwingung der gantzen Welt iederzeit noch ſo weit entfernet blieben/ daß das ehrgei- tzigſte Gemuͤthe noch allemahl mehr Arbeit und Veraͤnderung fuͤr ſich findet/ als es jemahls aus- zufuͤhren vermoͤgend iſt. 11. So iſt auch abermahls das Hertz eines Ehr-Geitzigen ſo geartet/ daß er an einer end- lichen Veraͤnderung kein Vergnuͤgen finden kan. Sein Verlangen ſtehet nach eitelen Din- gen/ und das Gute/ das er darunter ſucht/ beſte- het in bloſſer Einbildung: Die Einbildung der- gleichen Dinge ſtellet uns allemahl ein Ding/ das

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/238>, abgerufen am 20.04.2024.