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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Unt.
und tuht es in diesen Stück den Geldgeitzigen
bey weiten nicht gleich. Denn er übt sein Ge-
dächtniß nicht so sehr als der Geldgeitzige/ der mit
Rechnung in seinen Kopffe Tag und Nacht umb-
gehet: da ein Ehrgeitziger so viel mit dem Gegen-
wärtigen zu thun hat/ daß er auf die vergange-
nen Dinge und derer Ordnung nicht eben so
offte dencken kan.

31. Hieraus kan man nun leichtlich schlies-
sen wie das studieren eines Ehrgeitzigen be-
schaffen sey.
Wir haben in vorhergehenden
Capitel allbereit erinnert/ daß das studieren an
sich selbst weder zur Wohllust noch Ehrgeitz/ noch
Geldgeitz gehöre/ sondern daß es bey allen Din-
gen seyn könne. Also ist es nun nicht eben nöthig/
daß ein Ehrgeitziger studiere/ oder an den
studieren für andern Geschäfften seine Freu-
de suche: sondern nach dem die Gelegenheit
sich ereignet/ oder er aufferzogen wird/ fürnem-
lich aber/ nach dem er siehet/ daß die Leute/ bey
denen er sich für andern zu insinuiren suchet/ das
studieren aestimiren/ nachdem legt er sich auff
das studieren/ denn man kan so wohl in Kriege/
als bey Hofe auch ohne studieren seinen Ehr-
geitz zu vergnügen Gelegenheit bekommen. De-
rowegen achtet ein Ehrgeitziger niemahls das
studieren an sich selbsten/ das ist er studieret
nicht zur Lust/
sondern braucht es allemahl als
ein Mittel durch welches er seinen Ehrgeitz
zu vergnügen trachtet.

32. Wenn
Q

und denen daher ruͤhrenden Unt.
und tuht es in dieſen Stuͤck den Geldgeitzigen
bey weiten nicht gleich. Denn er uͤbt ſein Ge-
daͤchtniß nicht ſo ſehr als der Geldgeitzige/ der mit
Rechnung in ſeinen Kopffe Tag und Nacht umb-
gehet: da ein Ehrgeitziger ſo viel mit dem Gegen-
waͤrtigen zu thun hat/ daß er auf die vergange-
nen Dinge und derer Ordnung nicht eben ſo
offte dencken kan.

31. Hieraus kan man nun leichtlich ſchlieſ-
ſen wie das ſtudieren eines Ehrgeitzigen be-
ſchaffen ſey.
Wir haben in vorhergehenden
Capitel allbereit erinnert/ daß das ſtudieren an
ſich ſelbſt weder zur Wohlluſt noch Ehrgeitz/ noch
Geldgeitz gehoͤre/ ſondern daß es bey allen Din-
gen ſeyn koͤnne. Alſo iſt es nun nicht eben noͤthig/
daß ein Ehrgeitziger ſtudiere/ oder an den
ſtudieren fuͤr andern Geſchaͤfften ſeine Freu-
de ſuche: ſondern nach dem die Gelegenheit
ſich ereignet/ oder er aufferzogen wird/ fuͤrnem-
lich aber/ nach dem er ſiehet/ daß die Leute/ bey
denen er ſich fuͤr andern zu inſinuiren ſuchet/ das
ſtudieren æſtimiren/ nachdem legt er ſich auff
das ſtudieren/ denn man kan ſo wohl in Kriege/
als bey Hofe auch ohne ſtudieren ſeinen Ehr-
geitz zu vergnuͤgen Gelegenheit bekommen. De-
rowegen achtet ein Ehrgeitziger niemahls das
ſtudieren an ſich ſelbſten/ das iſt er ſtudieret
nicht zur Luſt/
ſondern braucht es allemahl als
ein Mittel durch welches er ſeinen Ehrgeitz
zu vergnuͤgen trachtet.

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Q
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[241/0253] und denen daher ruͤhrenden Unt. und tuht es in dieſen Stuͤck den Geldgeitzigen bey weiten nicht gleich. Denn er uͤbt ſein Ge- daͤchtniß nicht ſo ſehr als der Geldgeitzige/ der mit Rechnung in ſeinen Kopffe Tag und Nacht umb- gehet: da ein Ehrgeitziger ſo viel mit dem Gegen- waͤrtigen zu thun hat/ daß er auf die vergange- nen Dinge und derer Ordnung nicht eben ſo offte dencken kan. 31. Hieraus kan man nun leichtlich ſchlieſ- ſen wie das ſtudieren eines Ehrgeitzigen be- ſchaffen ſey. Wir haben in vorhergehenden Capitel allbereit erinnert/ daß das ſtudieren an ſich ſelbſt weder zur Wohlluſt noch Ehrgeitz/ noch Geldgeitz gehoͤre/ ſondern daß es bey allen Din- gen ſeyn koͤnne. Alſo iſt es nun nicht eben noͤthig/ daß ein Ehrgeitziger ſtudiere/ oder an den ſtudieren fuͤr andern Geſchaͤfften ſeine Freu- de ſuche: ſondern nach dem die Gelegenheit ſich ereignet/ oder er aufferzogen wird/ fuͤrnem- lich aber/ nach dem er ſiehet/ daß die Leute/ bey denen er ſich fuͤr andern zu inſinuiren ſuchet/ das ſtudieren æſtimiren/ nachdem legt er ſich auff das ſtudieren/ denn man kan ſo wohl in Kriege/ als bey Hofe auch ohne ſtudieren ſeinen Ehr- geitz zu vergnuͤgen Gelegenheit bekommen. De- rowegen achtet ein Ehrgeitziger niemahls das ſtudieren an ſich ſelbſten/ das iſt er ſtudieret nicht zur Luſt/ ſondern braucht es allemahl als ein Mittel durch welches er ſeinen Ehrgeitz zu vergnuͤgen trachtet. 32. Wenn Q

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/253>, abgerufen am 28.03.2024.