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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Untugenden.
Rechnung zn bringen. Hat er alles beysammen/
so mangelt ihm doch noch etwan z. e. an denen
neuern Müntzen etwan ein Thaler von Schwei-
tzer Bund/ oder ein Mansfelder/ oder ein Got-
tes Freund der Pfaffen Feind/ oder ein Vica-
riats-
Thaler/ da Deo & Patriae bey des Pferdes
Schwantz anfähet u. s. w. zumahl da nicht leich-
te eine Zeit hingehet/ darinnen nicht neue Arten/
die man für merckwürdig hält/ herfür kommen.
Ja weil ein Geitziger auch auf alle Creaturen
ausser den Menschen fället/ als ist die Unendlich-
keit seiner Unruhe desto handgreifflicher. Wenn
Adam zu unsern Zeiten noch lebete/ und vom An-
fang biß hieher in der Welt herum gereiset wäre/
würde er nicht fertig worden seyn/ die unterschie-
dene Arten der Creaturen/ die nur über oder auf
dem Erdboden sind/ nur zu zehlen/ und ihre äus-
serliche Gestalt wohl zu betrachten/ schweige dann
die Geschöpffe unter der Erden/ im Wasser/ und
die in der gantzen Welt sind.

12. So kan auch ein Geitziger bey einer endli-
chen Veränderung kein Vergnügen finden. Der
Eckel
über die Sachen/ die wir besitzen/ ist bey einem
Geitzigen ja so natürlich als bey einem Wohllü-
stigen oder Ehr-Geitzigen: Die Raritaet eines
Dinges machet allen Sachen den Preiß. Was
wir im Uberfluß und täglich haben/ achten wir
nicht; und was ein Geitziger eigenthümlich hat/
das hat er täglich. Wir mögen noch so wenig
Geitz haben/ als wir wollen/ und mit unserer

Be-

und denen daher ruͤhrenden Untugenden.
Rechnung zn bringen. Hat er alles beyſammen/
ſo mangelt ihm doch noch etwan z. e. an denen
neuern Muͤntzen etwan ein Thaler von Schwei-
tzer Bund/ oder ein Mansfelder/ oder ein Got-
tes Freund der Pfaffen Feind/ oder ein Vica-
riats-
Thaler/ da Deo & Patriæ bey des Pferdes
Schwantz anfaͤhet u. ſ. w. zumahl da nicht leich-
te eine Zeit hingehet/ darinnen nicht neue Arten/
die man fuͤr merckwuͤrdig haͤlt/ herfuͤr kommen.
Ja weil ein Geitziger auch auf alle Creaturen
auſſer den Menſchen faͤllet/ als iſt die Unendlich-
keit ſeiner Unruhe deſto handgreifflicher. Wenn
Adam zu unſern Zeiten noch lebete/ und vom An-
fang biß hieher in der Welt herum gereiſet waͤre/
wuͤrde er nicht fertig worden ſeyn/ die unterſchie-
dene Arten der Creaturen/ die nur uͤber oder auf
dem Erdboden ſind/ nur zu zehlen/ und ihre aͤuſ-
ſerliche Geſtalt wohl zu betrachten/ ſchweige dann
die Geſchoͤpffe unter der Erden/ im Waſſer/ und
die in der gantzen Welt ſind.

12. So kan auch ein Geitzigeꝛ bey eineꝛ endli-
chen Veraͤnderung kein Veꝛgnuͤgẽ finden. Deꝛ
Eckel
uͤber die Sachẽ/ die wir beſitzẽ/ iſt bey einem
Geitzigen ja ſo natuͤrlich als bey einem Wohlluͤ-
ſtigen oder Ehr-Geitzigen: Die Raritæt eines
Dinges machet allen Sachen den Preiß. Was
wir im Uberfluß und taͤglich haben/ achten wir
nicht; und was ein Geitziger eigenthuͤmlich hat/
das hat er taͤglich. Wir moͤgen noch ſo wenig
Geitz haben/ als wir wollen/ und mit unſerer

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[267/0279] und denen daher ruͤhrenden Untugenden. Rechnung zn bringen. Hat er alles beyſammen/ ſo mangelt ihm doch noch etwan z. e. an denen neuern Muͤntzen etwan ein Thaler von Schwei- tzer Bund/ oder ein Mansfelder/ oder ein Got- tes Freund der Pfaffen Feind/ oder ein Vica- riats-Thaler/ da Deo & Patriæ bey des Pferdes Schwantz anfaͤhet u. ſ. w. zumahl da nicht leich- te eine Zeit hingehet/ darinnen nicht neue Arten/ die man fuͤr merckwuͤrdig haͤlt/ herfuͤr kommen. Ja weil ein Geitziger auch auf alle Creaturen auſſer den Menſchen faͤllet/ als iſt die Unendlich- keit ſeiner Unruhe deſto handgreifflicher. Wenn Adam zu unſern Zeiten noch lebete/ und vom An- fang biß hieher in der Welt herum gereiſet waͤre/ wuͤrde er nicht fertig worden ſeyn/ die unterſchie- dene Arten der Creaturen/ die nur uͤber oder auf dem Erdboden ſind/ nur zu zehlen/ und ihre aͤuſ- ſerliche Geſtalt wohl zu betrachten/ ſchweige dann die Geſchoͤpffe unter der Erden/ im Waſſer/ und die in der gantzen Welt ſind. 12. So kan auch ein Geitzigeꝛ bey eineꝛ endli- chen Veraͤnderung kein Veꝛgnuͤgẽ finden. Deꝛ Eckel uͤber die Sachẽ/ die wir beſitzẽ/ iſt bey einem Geitzigen ja ſo natuͤrlich als bey einem Wohlluͤ- ſtigen oder Ehr-Geitzigen: Die Raritæt eines Dinges machet allen Sachen den Preiß. Was wir im Uberfluß und taͤglich haben/ achten wir nicht; und was ein Geitziger eigenthuͤmlich hat/ das hat er taͤglich. Wir moͤgen noch ſo wenig Geitz haben/ als wir wollen/ und mit unſerer Be-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/279>, abgerufen am 29.03.2024.