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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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vernünfftigen Liebe überhaupt.
halben dergleichen Dienste nicht an und für sich
knechtisch seyn/ sondern wenn sie der andere uns
anbefehlen/ und uns nach Gelegenheit darzu
zwingen kan.

42.

Dannenhero verbinden auch die Regeln
der Liebe den/ dem wir solche leisten/ daß er aus
dergleichen Gefälligkeiten keine Gerechtig-
keit mache/
ja dieselbigen nicht einmahl ohne
Bezeigung einer kleinen Verhinderung
an-
nehme/ damit er auch seines Orts-bezeige/ er be-
trachte dieselbigen nicht als knechtische sondern
als Liebes-Dienste/ die ihren Werth aus der
blossen Freywilligkeit her haben.

43.

Und machen sich solchergestalt der gesuch-
ten Liebe diejenigen unwürdig/ die wenn man ih-
nen einmahl in solchen Dingen gefällig gewesen
ist/ sich nicht scheuen/ sie wieder von uns zu be-
gehren/
oder die dieselbigen/ ohne geringste
Weigerung geschehen lassen/
oder nach dem
solche geschehen/ kein Zeichen von sich geben/
daß sie uns deswegen verpflichtet seyn/
oder
sie mit gleicher Sorgfältigkeit zu erwiedern
trachten.

44.

Denn ob wir schon zuvor erwehnet/ daß
sie der so sie leistet/ dem andern nicht anrechnen
könne/ so kan er doch wohl ohne Verletzung der
gesunden Vernunfft dieselbige künfftig unter-
wegeu lassen/
weil der andere durch dieses sein
Verfahren sattsam bezeuget/ daß unsere Liebe
ihm nicht angenehme sey/ und wir uns also sehr

betro-
S 2

vernuͤnfftigen Liebe uͤberhaupt.
halben dergleichen Dienſte nicht an und fuͤr ſich
knechtiſch ſeyn/ ſondern wenn ſie der andere uns
anbefehlen/ und uns nach Gelegenheit darzu
zwingen kan.

42.

Dannenhero verbinden auch die Regeln
der Liebe den/ dem wir ſolche leiſten/ daß er aus
dergleichen Gefaͤlligkeiten keine Gerechtig-
keit mache/
ja dieſelbigen nicht einmahl ohne
Bezeigung einer kleinen Verhinderung
an-
nehme/ damit er auch ſeines Orts-bezeige/ er be-
trachte dieſelbigen nicht als knechtiſche ſondern
als Liebes-Dienſte/ die ihren Werth aus der
bloſſen Freywilligkeit her haben.

43.

Und machen ſich ſolchergeſtalt der geſuch-
ten Liebe diejenigen unwuͤrdig/ die wenn man ih-
nen einmahl in ſolchen Dingen gefaͤllig geweſen
iſt/ ſich nicht ſcheuen/ ſie wieder von uns zu be-
gehren/
oder die dieſelbigen/ ohne geringſte
Weigerung geſchehen laſſen/
oder nach dem
ſolche geſchehen/ kein Zeichen von ſich geben/
daß ſie uns deswegen verpflichtet ſeyn/
oder
ſie mit gleicher Sorgfaͤltigkeit zu erwiedern
trachten.

44.

Denn ob wir ſchon zuvor erwehnet/ daß
ſie der ſo ſie leiſtet/ dem andern nicht anrechnen
koͤnne/ ſo kan er doch wohl ohne Verletzung der
geſunden Vernunfft dieſelbige kuͤnfftig unter-
wegeu laſſen/
weil der andere durch dieſes ſein
Verfahren ſattſam bezeuget/ daß unſere Liebe
ihm nicht angenehme ſey/ und wir uns alſo ſehr

betro-
S 2
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[279[275]/0307] vernuͤnfftigen Liebe uͤberhaupt. halben dergleichen Dienſte nicht an und fuͤr ſich knechtiſch ſeyn/ ſondern wenn ſie der andere uns anbefehlen/ und uns nach Gelegenheit darzu zwingen kan. 42. Dannenhero verbinden auch die Regeln der Liebe den/ dem wir ſolche leiſten/ daß er aus dergleichen Gefaͤlligkeiten keine Gerechtig- keit mache/ ja dieſelbigen nicht einmahl ohne Bezeigung einer kleinen Verhinderung an- nehme/ damit er auch ſeines Orts-bezeige/ er be- trachte dieſelbigen nicht als knechtiſche ſondern als Liebes-Dienſte/ die ihren Werth aus der bloſſen Freywilligkeit her haben. 43. Und machen ſich ſolchergeſtalt der geſuch- ten Liebe diejenigen unwuͤrdig/ die wenn man ih- nen einmahl in ſolchen Dingen gefaͤllig geweſen iſt/ ſich nicht ſcheuen/ ſie wieder von uns zu be- gehren/ oder die dieſelbigen/ ohne geringſte Weigerung geſchehen laſſen/ oder nach dem ſolche geſchehen/ kein Zeichen von ſich geben/ daß ſie uns deswegen verpflichtet ſeyn/ oder ſie mit gleicher Sorgfaͤltigkeit zu erwiedern trachten. 44. Denn ob wir ſchon zuvor erwehnet/ daß ſie der ſo ſie leiſtet/ dem andern nicht anrechnen koͤnne/ ſo kan er doch wohl ohne Verletzung der geſunden Vernunfft dieſelbige kuͤnfftig unter- wegeu laſſen/ weil der andere durch dieſes ſein Verfahren ſattſam bezeuget/ daß unſere Liebe ihm nicht angenehme ſey/ und wir uns alſo ſehr betro- S 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 279[275]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/307>, abgerufen am 29.03.2024.