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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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das Gute und Böse zu erkennen überh.
114.

Nach diesem zweyerley Zustande ist auch
das Gute und Böse unterschieden/ davon wir
jenes das ordentliche/ dieses aber das ausser-
ordentliche Gute
und Böse nennen wollen.

115.

Jenes Gute erhält und befördert des
Menschen seinen ordentlichen Zustand/ oder es
befördert das natürliche Gute; Dieses benimmt
ihn den aufferordentlichen/ oder das angewöhnte
Böse.

116.

Das ordentliche Böse setzet den Men-
schen aus dem ordentlichen in den ausserordentli-
chen Zustand; aber das ausserordentliche Böse
ist dasjenige/ wenn man den Menschen aus den
Bösen oder ausserordentlichen Stand/ durch
eine ausserordentliche Weise wider in den guten
Stand setzen wil.

117.

Denn hierinnen kommen beyderley Art
von dem Guten
überein/ daß bey beyden eine
gewisse proportion und Masse nebst einer allmäh-
ligen Veränderung beobachtet werden muß. Und
hierinnen kömmt beyderley Böses miteinander
überein/ daß bey beyden selbige Masse über-
schritten/ und eine allzuschleunige Veränderung
vorgenommen wird.

118.

Wie was steiget/ so fället es auch. Und
wie dannenhero der Mensch sein natürlich Gu-
tes Stuffen-weise gleichsam erhält/ also muß er
sich auch Stuffen-weise das Böse wieder
abgewöhnen.
Man vertreibet eine Kranck-

heit
das Gute und Boͤſe zu erkennen uͤberh.
114.

Nach dieſem zweyerley Zuſtande iſt auch
das Gute und Boͤſe unterſchieden/ davon wir
jenes das ordentliche/ dieſes aber das auſſer-
ordentliche Gute
und Boͤſe nennen wollen.

115.

Jenes Gute erhaͤlt und befoͤrdert des
Menſchen ſeinen ordentlichen Zuſtand/ oder es
befoͤrdert das natuͤrliche Gute; Dieſes benimmt
ihn den aufferordentlichen/ oder das angewoͤhnte
Boͤſe.

116.

Das ordentliche Boͤſe ſetzet den Men-
ſchen aus dem ordentlichen in den auſſerordentli-
chen Zuſtand; aber das auſſerordentliche Boͤſe
iſt dasjenige/ wenn man den Menſchen aus den
Boͤſen oder auſſerordentlichen Stand/ durch
eine auſſerordentliche Weiſe wider in den guten
Stand ſetzen wil.

117.

Denn hierinnen kommen beyderley Art
von dem Guten
uͤberein/ daß bey beyden eine
gewiſſe proportion und Maſſe nebſt eineꝛ allmaͤh-
ligen Veraͤnderung beobachtet werden muß. Und
hierinnen koͤmmt beyderley Boͤſes miteinander
uͤberein/ daß bey beyden ſelbige Maſſe uͤber-
ſchritten/ und eine allzuſchleunige Veraͤnderung
vorgenommen wird.

118.

Wie was ſteiget/ ſo faͤllet es auch. Und
wie dannenhero der Menſch ſein natuͤrlich Gu-
tes Stuffen-weiſe gleichſam erhaͤlt/ alſo muß er
ſich auch Stuffen-weiſe das Boͤſe wieder
abgewoͤhnen.
Man vertreibet eine Kranck-

heit
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[43/0075] das Gute und Boͤſe zu erkennen uͤberh. 114. Nach dieſem zweyerley Zuſtande iſt auch das Gute und Boͤſe unterſchieden/ davon wir jenes das ordentliche/ dieſes aber das auſſer- ordentliche Gute und Boͤſe nennen wollen. 115. Jenes Gute erhaͤlt und befoͤrdert des Menſchen ſeinen ordentlichen Zuſtand/ oder es befoͤrdert das natuͤrliche Gute; Dieſes benimmt ihn den aufferordentlichen/ oder das angewoͤhnte Boͤſe. 116. Das ordentliche Boͤſe ſetzet den Men- ſchen aus dem ordentlichen in den auſſerordentli- chen Zuſtand; aber das auſſerordentliche Boͤſe iſt dasjenige/ wenn man den Menſchen aus den Boͤſen oder auſſerordentlichen Stand/ durch eine auſſerordentliche Weiſe wider in den guten Stand ſetzen wil. 117. Denn hierinnen kommen beyderley Art von dem Guten uͤberein/ daß bey beyden eine gewiſſe proportion und Maſſe nebſt eineꝛ allmaͤh- ligen Veraͤnderung beobachtet werden muß. Und hierinnen koͤmmt beyderley Boͤſes miteinander uͤberein/ daß bey beyden ſelbige Maſſe uͤber- ſchritten/ und eine allzuſchleunige Veraͤnderung vorgenommen wird. 118. Wie was ſteiget/ ſo faͤllet es auch. Und wie dannenhero der Menſch ſein natuͤrlich Gu- tes Stuffen-weiſe gleichſam erhaͤlt/ alſo muß er ſich auch Stuffen-weiſe das Boͤſe wieder abgewoͤhnen. Man vertreibet eine Kranck- heit

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/75>, abgerufen am 16.04.2024.