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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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den Uebergang von der einen zur andern Form bilden.

Da die gemischten Wirthschaften in unzähligen Ab-
stuffungen sich bald mehr bald minder dem Charakter der
reinen Wirthschaftssysteme nähern können, so ist es un-
möglich sie alle aufzuführen, viel weniger noch möglich sie
alle in der Theorie zu berücksichtigen. Es wird hier ge-
nügend seyn, in die Stuffenleiter der reinen Formen ei-
nige der Hauptmodificationen, die sie erleiden können, mit
aufzunehmen.

1) Reine Dreifelderwirthschaft.
2) Dreifelderwirthschaft, die ihre Weide von Zeit zu
Zeit, etwa alle 9 Jahre einmal aufbricht, ohne Dün-
gung ein paar Kornsaaten davon nimmt, und dann
wieder zur Weide niederlegt.

Diese Wirthschaft verwendet die Kosten der Dreesch-
bearbeitung -- die durch die Kornernten vielleicht nicht
bezahlt werden -- um durch das geerntete Stroh einen
Dungzuschuß für das eigentliche Ackerland zu erhalten,
und um die Weide zu verjüngen.

3) Koppelwirthschaften, die in einer Rotation neben der
Dreeschbrache noch eine Mürbebrache haben, und dann
das Land länger als drei Jahre zur Weide liegen
lassen. Eine solche Wirthschaft ist die 12 schlägige K.
W. mit folgender Fruchtfolge: 1) Dreeschbrache, 2)
Winterkorn, 3) Sommerkorn, 4) Mürbebrache, 5)
Winterkorn, 6) Sommerkorn, 7) Sommerkorn, 8) bis
12) Weide. Diese Wirthschaft trägt noch die Spu-
ren des Uebergangs aus der D. W. an sich, indem
sie die Mürbebrache beibehält und das Land so viele
Jahre hintereinander zur Weide liegen läßt. Sie
vermindert die Kosten der Dreeschbearbeitung, indem
sie diese auf den 12ten Theil des Feldes beschränkt,
und trägt dafür den Nachtheil, daß ihre 4 und 5
jährige Weide wenig Gras und Dung erzeugt.

den Uebergang von der einen zur andern Form bilden.

Da die gemiſchten Wirthſchaften in unzaͤhligen Ab-
ſtuffungen ſich bald mehr bald minder dem Charakter der
reinen Wirthſchaftsſyſteme naͤhern koͤnnen, ſo iſt es un-
moͤglich ſie alle aufzufuͤhren, viel weniger noch moͤglich ſie
alle in der Theorie zu beruͤckſichtigen. Es wird hier ge-
nuͤgend ſeyn, in die Stuffenleiter der reinen Formen ei-
nige der Hauptmodificationen, die ſie erleiden koͤnnen, mit
aufzunehmen.

1) Reine Dreifelderwirthſchaft.
2) Dreifelderwirthſchaft, die ihre Weide von Zeit zu
Zeit, etwa alle 9 Jahre einmal aufbricht, ohne Duͤn-
gung ein paar Kornſaaten davon nimmt, und dann
wieder zur Weide niederlegt.

Dieſe Wirthſchaft verwendet die Koſten der Dreeſch-
bearbeitung — die durch die Kornernten vielleicht nicht
bezahlt werden — um durch das geerntete Stroh einen
Dungzuſchuß fuͤr das eigentliche Ackerland zu erhalten,
und um die Weide zu verjuͤngen.

3) Koppelwirthſchaften, die in einer Rotation neben der
Dreeſchbrache noch eine Muͤrbebrache haben, und dann
das Land laͤnger als drei Jahre zur Weide liegen
laſſen. Eine ſolche Wirthſchaft iſt die 12 ſchlaͤgige K.
W. mit folgender Fruchtfolge: 1) Dreeſchbrache, 2)
Winterkorn, 3) Sommerkorn, 4) Muͤrbebrache, 5)
Winterkorn, 6) Sommerkorn, 7) Sommerkorn, 8) bis
12) Weide. Dieſe Wirthſchaft traͤgt noch die Spu-
ren des Uebergangs aus der D. W. an ſich, indem
ſie die Muͤrbebrache beibehaͤlt und das Land ſo viele
Jahre hintereinander zur Weide liegen laͤßt. Sie
vermindert die Koſten der Dreeſchbearbeitung, indem
ſie dieſe auf den 12ten Theil des Feldes beſchraͤnkt,
und traͤgt dafuͤr den Nachtheil, daß ihre 4 und 5
jaͤhrige Weide wenig Gras und Dung erzeugt.

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[122/0136] den Uebergang von der einen zur andern Form bilden. Da die gemiſchten Wirthſchaften in unzaͤhligen Ab- ſtuffungen ſich bald mehr bald minder dem Charakter der reinen Wirthſchaftsſyſteme naͤhern koͤnnen, ſo iſt es un- moͤglich ſie alle aufzufuͤhren, viel weniger noch moͤglich ſie alle in der Theorie zu beruͤckſichtigen. Es wird hier ge- nuͤgend ſeyn, in die Stuffenleiter der reinen Formen ei- nige der Hauptmodificationen, die ſie erleiden koͤnnen, mit aufzunehmen. 1) Reine Dreifelderwirthſchaft. 2) Dreifelderwirthſchaft, die ihre Weide von Zeit zu Zeit, etwa alle 9 Jahre einmal aufbricht, ohne Duͤn- gung ein paar Kornſaaten davon nimmt, und dann wieder zur Weide niederlegt. Dieſe Wirthſchaft verwendet die Koſten der Dreeſch- bearbeitung — die durch die Kornernten vielleicht nicht bezahlt werden — um durch das geerntete Stroh einen Dungzuſchuß fuͤr das eigentliche Ackerland zu erhalten, und um die Weide zu verjuͤngen. 3) Koppelwirthſchaften, die in einer Rotation neben der Dreeſchbrache noch eine Muͤrbebrache haben, und dann das Land laͤnger als drei Jahre zur Weide liegen laſſen. Eine ſolche Wirthſchaft iſt die 12 ſchlaͤgige K. W. mit folgender Fruchtfolge: 1) Dreeſchbrache, 2) Winterkorn, 3) Sommerkorn, 4) Muͤrbebrache, 5) Winterkorn, 6) Sommerkorn, 7) Sommerkorn, 8) bis 12) Weide. Dieſe Wirthſchaft traͤgt noch die Spu- ren des Uebergangs aus der D. W. an ſich, indem ſie die Muͤrbebrache beibehaͤlt und das Land ſo viele Jahre hintereinander zur Weide liegen laͤßt. Sie vermindert die Koſten der Dreeſchbearbeitung, indem ſie dieſe auf den 12ten Theil des Feldes beſchraͤnkt, und traͤgt dafuͤr den Nachtheil, daß ihre 4 und 5 jaͤhrige Weide wenig Gras und Dung erzeugt.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/136>, abgerufen am 28.03.2024.