Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Untersuchung wird also die Zerlegung des Preises
der Waaren in die drei Bestandtheile: Arbeitslohn,
Kapitalgewinn und Landrente, nothwendig.
2) Von der Größe des Markts oder des Absatzes hängt
der Umfang und die Ausdehnung die eine Fabrik an
einem Orte erlangen kann ab, und von der Größe
der Unternehmung ist wiederum der Grad, bis zu
welchem die Vertheilung der Arbeit und die Ersetzung
der menschlichen Kräfte durch Maschinen getrieben wer-
den kann, abhängig. Dieses hat aber, wie Adam
Smith überzeugend dargethan hat, auf den Preis
zu welchem eine Waare geliefert werden kann, den
entscheidendsten Einfluß.

Aus diesen beiden Ursachen werden manche Fabriken,
die dem ärmern Lande anzugehören scheinen, weil das
rohe Material daselbst erzeugt wird, doch mit größerm
Vortheil in dem reichern Lande betrieben werden können,
und das ärmere Land wird diese Waaren von dort zu
einem niedrigern Preis, als was sie demselben bei der
eigenen Fabrikation kosten würde, beziehen können.

§. 33.
Ueber die Beschränkung der Handelsfreiheit.

Wie wird es auf den Reichthum des isolirten Staats
wirken, wenn durch gewaltsame Verfügungen der Regie-
rung der Flachsbau und die Leinwandfabrikation nach ei-
ner der Stadt nähern Gegend verpflanzt werden?

Um uns einen solchen Fall nur als möglich zu den-
ken, müssen wir annehmen, daß der isolirte Staat in
zwei verschiedene Staaten gespalten werde.

Wir wollen nun, um die Folgen einer solchen Spal-
tung untersuchen zu können, folgende Voraussetzungen
machen:

1) die Zentralstadt mit einem Kreis um die Stadt
Unterſuchung wird alſo die Zerlegung des Preiſes
der Waaren in die drei Beſtandtheile: Arbeitslohn,
Kapitalgewinn und Landrente, nothwendig.
2) Von der Groͤße des Markts oder des Abſatzes haͤngt
der Umfang und die Ausdehnung die eine Fabrik an
einem Orte erlangen kann ab, und von der Groͤße
der Unternehmung iſt wiederum der Grad, bis zu
welchem die Vertheilung der Arbeit und die Erſetzung
der menſchlichen Kraͤfte durch Maſchinen getrieben wer-
den kann, abhaͤngig. Dieſes hat aber, wie Adam
Smith uͤberzeugend dargethan hat, auf den Preis
zu welchem eine Waare geliefert werden kann, den
entſcheidendſten Einfluß.

Aus dieſen beiden Urſachen werden manche Fabriken,
die dem aͤrmern Lande anzugehoͤren ſcheinen, weil das
rohe Material daſelbſt erzeugt wird, doch mit groͤßerm
Vortheil in dem reichern Lande betrieben werden koͤnnen,
und das aͤrmere Land wird dieſe Waaren von dort zu
einem niedrigern Preis, als was ſie demſelben bei der
eigenen Fabrikation koſten wuͤrde, beziehen koͤnnen.

§. 33.
Ueber die Beſchraͤnkung der Handelsfreiheit.

Wie wird es auf den Reichthum des iſolirten Staats
wirken, wenn durch gewaltſame Verfuͤgungen der Regie-
rung der Flachsbau und die Leinwandfabrikation nach ei-
ner der Stadt naͤhern Gegend verpflanzt werden?

Um uns einen ſolchen Fall nur als moͤglich zu den-
ken, muͤſſen wir annehmen, daß der iſolirte Staat in
zwei verſchiedene Staaten geſpalten werde.

Wir wollen nun, um die Folgen einer ſolchen Spal-
tung unterſuchen zu koͤnnen, folgende Vorausſetzungen
machen:

1) die Zentralſtadt mit einem Kreis um die Stadt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0261" n="247"/>
Unter&#x017F;uchung wird al&#x017F;o die Zerlegung des Prei&#x017F;es<lb/>
der Waaren in die drei Be&#x017F;tandtheile: Arbeitslohn,<lb/>
Kapitalgewinn und Landrente, nothwendig.</item><lb/>
            <item>2) Von der Gro&#x0364;ße des Markts oder des Ab&#x017F;atzes ha&#x0364;ngt<lb/>
der Umfang und die Ausdehnung die eine Fabrik an<lb/>
einem Orte erlangen kann ab, und von der Gro&#x0364;ße<lb/>
der Unternehmung i&#x017F;t wiederum der Grad, bis zu<lb/>
welchem die Vertheilung der Arbeit und die Er&#x017F;etzung<lb/>
der men&#x017F;chlichen Kra&#x0364;fte durch Ma&#x017F;chinen getrieben wer-<lb/>
den kann, abha&#x0364;ngig. Die&#x017F;es hat aber, wie Adam<lb/>
Smith u&#x0364;berzeugend dargethan hat, auf den Preis<lb/>
zu welchem eine Waare geliefert werden kann, den<lb/>
ent&#x017F;cheidend&#x017F;ten Einfluß.</item>
          </list><lb/>
          <p>Aus die&#x017F;en beiden Ur&#x017F;achen werden manche Fabriken,<lb/>
die dem a&#x0364;rmern Lande anzugeho&#x0364;ren &#x017F;cheinen, weil das<lb/>
rohe Material da&#x017F;elb&#x017F;t erzeugt wird, doch mit gro&#x0364;ßerm<lb/>
Vortheil in dem reichern Lande betrieben werden ko&#x0364;nnen,<lb/>
und das a&#x0364;rmere Land wird die&#x017F;e Waaren von dort zu<lb/>
einem niedrigern Preis, als was &#x017F;ie dem&#x017F;elben bei der<lb/>
eigenen Fabrikation ko&#x017F;ten wu&#x0364;rde, beziehen ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 33.<lb/>
Ueber die Be&#x017F;chra&#x0364;nkung der Handelsfreiheit.</head><lb/>
          <p>Wie wird es auf den Reichthum des i&#x017F;olirten Staats<lb/>
wirken, wenn durch gewalt&#x017F;ame Verfu&#x0364;gungen der Regie-<lb/>
rung der Flachsbau und die Leinwandfabrikation nach ei-<lb/>
ner der Stadt na&#x0364;hern Gegend verpflanzt werden?</p><lb/>
          <p>Um uns einen &#x017F;olchen Fall nur als mo&#x0364;glich zu den-<lb/>
ken, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir annehmen, daß der i&#x017F;olirte Staat in<lb/>
zwei ver&#x017F;chiedene Staaten ge&#x017F;palten werde.</p><lb/>
          <p>Wir wollen nun, um die Folgen einer &#x017F;olchen Spal-<lb/>
tung unter&#x017F;uchen zu ko&#x0364;nnen, folgende Voraus&#x017F;etzungen<lb/>
machen:</p><lb/>
          <list>
            <item>1) die Zentral&#x017F;tadt mit einem Kreis um die Stadt<lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0261] Unterſuchung wird alſo die Zerlegung des Preiſes der Waaren in die drei Beſtandtheile: Arbeitslohn, Kapitalgewinn und Landrente, nothwendig. 2) Von der Groͤße des Markts oder des Abſatzes haͤngt der Umfang und die Ausdehnung die eine Fabrik an einem Orte erlangen kann ab, und von der Groͤße der Unternehmung iſt wiederum der Grad, bis zu welchem die Vertheilung der Arbeit und die Erſetzung der menſchlichen Kraͤfte durch Maſchinen getrieben wer- den kann, abhaͤngig. Dieſes hat aber, wie Adam Smith uͤberzeugend dargethan hat, auf den Preis zu welchem eine Waare geliefert werden kann, den entſcheidendſten Einfluß. Aus dieſen beiden Urſachen werden manche Fabriken, die dem aͤrmern Lande anzugehoͤren ſcheinen, weil das rohe Material daſelbſt erzeugt wird, doch mit groͤßerm Vortheil in dem reichern Lande betrieben werden koͤnnen, und das aͤrmere Land wird dieſe Waaren von dort zu einem niedrigern Preis, als was ſie demſelben bei der eigenen Fabrikation koſten wuͤrde, beziehen koͤnnen. §. 33. Ueber die Beſchraͤnkung der Handelsfreiheit. Wie wird es auf den Reichthum des iſolirten Staats wirken, wenn durch gewaltſame Verfuͤgungen der Regie- rung der Flachsbau und die Leinwandfabrikation nach ei- ner der Stadt naͤhern Gegend verpflanzt werden? Um uns einen ſolchen Fall nur als moͤglich zu den- ken, muͤſſen wir annehmen, daß der iſolirte Staat in zwei verſchiedene Staaten geſpalten werde. Wir wollen nun, um die Folgen einer ſolchen Spal- tung unterſuchen zu koͤnnen, folgende Vorausſetzungen machen: 1) die Zentralſtadt mit einem Kreis um die Stadt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/261
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/261>, abgerufen am 20.04.2024.