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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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§. 6.
Das Verschlucken der Speisen. Der Speichel.

Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet
in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken
der letztern durch einen sehr zusammengesetzten
Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha-
rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver-
schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von
den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren
Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den
Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem
Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu-
rückführen; auf drey, durch welche der Schlund-
kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum
Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan-
ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren
gehen ausserdem noch die longitudinalen und
kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den
Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus-
kulöse Haut h). Diesen Muskeln wird die ge-
käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die
letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer
und oben hohl wird; sie fasst in dieser Höhlung
den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und
macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser
wird in dem nehmlichen Augenblick durch das
Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben

dient,
h) Cuvier Lecons d'Anat. comp. T. 3. p. 286.
§. 6.
Das Verschlucken der Speisen. Der Speichel.

Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet
in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken
der letztern durch einen sehr zusammengesetzten
Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha-
rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver-
schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von
den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren
Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den
Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem
Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu-
rückführen; auf drey, durch welche der Schlund-
kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum
Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan-
ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren
gehen ausserdem noch die longitudinalen und
kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den
Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus-
kulöse Haut h). Diesen Muskeln wird die ge-
käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die
letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer
und oben hohl wird; sie faſst in dieser Höhlung
den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und
macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser
wird in dem nehmlichen Augenblick durch das
Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben

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h) Cuvier Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 286.
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[319/0335] §. 6. Das Verschlucken der Speisen. Der Speichel. Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken der letztern durch einen sehr zusammengesetzten Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha- rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver- schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu- rückführen; auf drey, durch welche der Schlund- kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan- ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren gehen ausserdem noch die longitudinalen und kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus- kulöse Haut h). Diesen Muskeln wird die ge- käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer und oben hohl wird; sie faſst in dieser Höhlung den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser wird in dem nehmlichen Augenblick durch das Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben dient, h) Cuvier Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 286.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/335>, abgerufen am 28.03.2024.