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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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Die XXIII. Anmerckung. (gg)
sen zu lauffen, wenn man in Feindes-Län-
dern, sein aus dem Vater-Lande gezogenes
Geld verzehren wolte, und hat man zur
Beobachtung seines Gewissens nicht nöthig,
das Landes-herrliche Verboth oder die Avo-
catoria
abzuwarten, weil man auch ohne die-
selben, dem Feinde keinen Nutzen, weder di-
recte
noch indirecte, zu schaffen, und seinem
Ober-Herrn keinen, auch nicht den gering-
sten Schaden zu thun verbunden ist. Und
ich weiß gar wohl daß in dem letzten Kriege,
einige, die entweder unter frembden Nahmen
nach Franckreich zu gehen sich unterstanden,
und daselbst einige Monathe gelebet, oder
auch in Krieges-Diensten sich engagi-
ret hatten, bey ihrer Retour, und nachdem
ihre Verwegenheit an den Tag gekommen
war, die ersten mit Arrest und Geld-Stra-
fe beleget, die andern aber, die als Militairen
in feindlichen Diensten gestanden, wohl
gar mit ewiger Gefängniß, und denen Um-
ständen nach, am Leben gestrafet worden
sind. Welches gewiß nicht würde gesche-
hen seyn, wenn dergleichen That erlaubet
gewesen wäre. Dahero thut man wohlam sicher-
sten die
Reisen vor-
nehmen;

am allerbesten, man qvittiret des Feindes
Land, oder wenn man erst zu reisen willens
ist, so setze man die Reise dahin so lange
aus, biß der Friede erfolget ist; die Troup-
p
en aus einander gegangen; das räuberi-
sche Gesindel eingebracht, und die Wege
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Die XXIII. Anmerckung. (gg)
ſen zu lauffen, wenn man in Feindes-Laͤn-
dern, ſein aus dem Vater-Lande gezogenes
Geld verzehren wolte, und hat man zur
Beobachtung ſeines Gewiſſens nicht noͤthig,
das Landes-herrliche Verboth oder die Avo-
catoria
abzuwarten, weil man auch ohne die-
ſelben, dem Feinde keinen Nutzen, weder di-
recte
noch indirecte, zu ſchaffen, und ſeinem
Ober-Herrn keinen, auch nicht den gering-
ſten Schaden zu thun verbunden iſt. Und
ich weiß gar wohl daß in dem letzten Kriege,
einige, die entweder unter frembden Nahmen
nach Franckreich zu gehen ſich unterſtanden,
und daſelbſt einige Monathe gelebet, oder
auch in Krieges-Dienſten ſich engagi-
ret hatten, bey ihrer Retour, und nachdem
ihre Verwegenheit an den Tag gekommen
war, die erſten mit Arreſt und Geld-Stra-
fe beleget, die andern aber, die als Militairen
in feindlichen Dienſten geſtanden, wohl
gar mit ewiger Gefaͤngniß, und denen Um-
ſtaͤnden nach, am Leben geſtrafet worden
ſind. Welches gewiß nicht wuͤrde geſche-
hen ſeyn, wenn dergleichen That erlaubet
geweſen waͤre. Dahero thut man wohlam ſicher-
ſten die
Reiſen vor-
nehmen;

am allerbeſten, man qvittiret des Feindes
Land, oder wenn man erſt zu reiſen willens
iſt, ſo ſetze man die Reiſe dahin ſo lange
aus, biß der Friede erfolget iſt; die Troup-
p
en aus einander gegangen; das raͤuberi-
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[169/0191] Die XXIII. Anmerckung. (gg) ⁽gg⁾ ſen zu lauffen, wenn man in Feindes-Laͤn- dern, ſein aus dem Vater-Lande gezogenes Geld verzehren wolte, und hat man zur Beobachtung ſeines Gewiſſens nicht noͤthig, das Landes-herrliche Verboth oder die Avo- catoria abzuwarten, weil man auch ohne die- ſelben, dem Feinde keinen Nutzen, weder di- recte noch indirecte, zu ſchaffen, und ſeinem Ober-Herrn keinen, auch nicht den gering- ſten Schaden zu thun verbunden iſt. Und ich weiß gar wohl daß in dem letzten Kriege, einige, die entweder unter frembden Nahmen nach Franckreich zu gehen ſich unterſtanden, und daſelbſt einige Monathe gelebet, oder auch in Krieges-Dienſten ſich engagi- ret hatten, bey ihrer Retour, und nachdem ihre Verwegenheit an den Tag gekommen war, die erſten mit Arreſt und Geld-Stra- fe beleget, die andern aber, die als Militairen in feindlichen Dienſten geſtanden, wohl gar mit ewiger Gefaͤngniß, und denen Um- ſtaͤnden nach, am Leben geſtrafet worden ſind. Welches gewiß nicht wuͤrde geſche- hen ſeyn, wenn dergleichen That erlaubet geweſen waͤre. Dahero thut man wohl am allerbeſten, man qvittiret des Feindes Land, oder wenn man erſt zu reiſen willens iſt, ſo ſetze man die Reiſe dahin ſo lange aus, biß der Friede erfolget iſt; die Troup- pen aus einander gegangen; das raͤuberi- ſche Geſindel eingebracht, und die Wege voll- L 5

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/191>, abgerufen am 19.04.2024.