Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
von den Generibus der Verse.
II. Die sieben- und achtsylbigen, so Archilogische ge-
nennet werden. z. e.
Was mich befriedigen kan,
Stehet mir allezeit an.

Jngleichen:

Jrdische Schätze vergehen,
Himmlische Güter bestehen.
III. Die zehnsylbigen, welche auch Alckamannische ge-
nennet werden. z. e.
Meine Vergnügung bestehet hierinn,
Daß ich, mein Werther, dein Eigeuthum bin.
IV. Die eilffsylbigen, welche bey den Lateinern Jtisal-
lische heissen. z. e.
Freue dich Jüngling, doch dencke darneben,
Endlich muß jedermann Rechenschafft geben.

Sonsten lässet man nicht gerne gleich-lautende Worte
im Anfange oder in der Mitten zusammen kommen, in
den Dactylischen Versen aber hält man solches vor eine
Zierath. z. e.

Jugend und Tugend sind selten beysammen.
8. Jst sonst nichts mehr bey den Dactylischen
Versen zu mercken?

Es ist nur noch dieses einzige dabey zu behalten, daß
zu den Dactylischen Versen die Anapaestischen gerech-
net werden, und sind sie einander in allen Stücken
gantz gleich, ausser daß bey den Anapaestischen im An-
fange eine Sylbe mehr ist. z. e.

Dieser ist Dactylisch:

Freuet euch alle mit frölichem Schalle.

Dieser Anapaestisch:

Nun freuet euch alle mit frölichem Schalle.
9. Be-
D 2
von den Generibus der Verſe.
II. Die ſieben- und achtſylbigen, ſo Archilogiſche ge-
nennet werden. z. e.
Was mich befriedigen kan,
Stehet mir allezeit an.

Jngleichen:

Jrdiſche Schaͤtze vergehen,
Himmliſche Guͤter beſtehen.
III. Die zehnſylbigen, welche auch Alckamanniſche ge-
nennet werden. z. e.
Meine Vergnuͤgung beſtehet hierinn,
Daß ich, mein Werther, dein Eigeuthum bin.
IV. Die eilffſylbigen, welche bey den Lateinern Jtiſal-
liſche heiſſen. z. e.
Freue dich Juͤngling, doch dencke darneben,
Endlich muß jedermann Rechenſchafft geben.

Sonſten laͤſſet man nicht gerne gleich-lautende Worte
im Anfange oder in der Mitten zuſammen kommen, in
den Dactyliſchen Verſen aber haͤlt man ſolches vor eine
Zierath. z. e.

Jugend und Tugend ſind ſelten beyſammen.
8. Jſt ſonſt nichts mehr bey den Dactyliſchen
Verſen zu mercken?

Es iſt nur noch dieſes einzige dabey zu behalten, daß
zu den Dactyliſchen Verſen die Anapæſtiſchen gerech-
net werden, und ſind ſie einander in allen Stuͤcken
gantz gleich, auſſer daß bey den Anapæſtiſchen im An-
fange eine Sylbe mehr iſt. z. e.

Dieſer iſt Dactyliſch:

Freuet euch alle mit froͤlichem Schalle.

Dieſer Anapæſtiſch:

Nun freuet euch alle mit froͤlichem Schalle.
9. Be-
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0053" n="49"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den <hi rendition="#aq">Generibus</hi> der Ver&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">II.</hi> Die &#x017F;ieben- und acht&#x017F;ylbigen, &#x017F;o <hi rendition="#aq">Archilogi</hi>&#x017F;che ge-<lb/>
nennet werden. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Was mich befriedigen kan,</l><lb/>
            <l>Stehet mir allezeit an.</l>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Jngleichen:</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jrdi&#x017F;che Scha&#x0364;tze vergehen,</l><lb/>
            <l>Himmli&#x017F;che Gu&#x0364;ter be&#x017F;tehen.</l>
          </lg><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">III.</hi> Die zehn&#x017F;ylbigen, welche auch <hi rendition="#aq">Alckamanni</hi>&#x017F;che ge-<lb/>
nennet werden. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Meine Vergnu&#x0364;gung be&#x017F;tehet hierinn,</l><lb/>
            <l>Daß ich, mein Werther, dein Eigeuthum bin.</l>
          </lg><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">IV.</hi> Die eilff&#x017F;ylbigen, welche bey den Lateinern Jti&#x017F;al-<lb/>
li&#x017F;che hei&#x017F;&#x017F;en. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Freue dich Ju&#x0364;ngling, doch dencke darneben,</l><lb/>
            <l>Endlich muß jedermann Rechen&#x017F;chafft geben.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Son&#x017F;ten la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man nicht gerne gleich-lautende Worte<lb/>
im Anfange oder in der Mitten zu&#x017F;ammen kommen, in<lb/>
den <hi rendition="#aq">Dactyli</hi>&#x017F;chen Ver&#x017F;en aber ha&#x0364;lt man &#x017F;olches vor eine<lb/>
Zierath. z. e.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jugend und Tugend &#x017F;ind &#x017F;elten bey&#x017F;ammen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">8. J&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t nichts mehr bey den <hi rendition="#aq">Dactyli</hi>&#x017F;chen<lb/>
Ver&#x017F;en zu mercken?</hi> </head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t nur noch die&#x017F;es einzige dabey zu behalten, daß<lb/>
zu den <hi rendition="#aq">Dactyli</hi>&#x017F;chen Ver&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Anapæ&#x017F;ti</hi>&#x017F;chen gerech-<lb/>
net werden, und &#x017F;ind &#x017F;ie einander in allen Stu&#x0364;cken<lb/>
gantz gleich, au&#x017F;&#x017F;er daß bey den <hi rendition="#aq">Anapæ&#x017F;ti</hi>&#x017F;chen im An-<lb/>
fange eine Sylbe mehr i&#x017F;t. z. e.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Dactyli</hi>&#x017F;ch:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Freuet euch alle mit fro&#x0364;lichem Schalle.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Anapæ&#x017F;ti</hi>&#x017F;ch:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Nun freuet euch alle mit fro&#x0364;lichem Schalle.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">9. Be-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0053] von den Generibus der Verſe. II. Die ſieben- und achtſylbigen, ſo Archilogiſche ge- nennet werden. z. e. Was mich befriedigen kan, Stehet mir allezeit an. Jngleichen: Jrdiſche Schaͤtze vergehen, Himmliſche Guͤter beſtehen. III. Die zehnſylbigen, welche auch Alckamanniſche ge- nennet werden. z. e. Meine Vergnuͤgung beſtehet hierinn, Daß ich, mein Werther, dein Eigeuthum bin. IV. Die eilffſylbigen, welche bey den Lateinern Jtiſal- liſche heiſſen. z. e. Freue dich Juͤngling, doch dencke darneben, Endlich muß jedermann Rechenſchafft geben. Sonſten laͤſſet man nicht gerne gleich-lautende Worte im Anfange oder in der Mitten zuſammen kommen, in den Dactyliſchen Verſen aber haͤlt man ſolches vor eine Zierath. z. e. Jugend und Tugend ſind ſelten beyſammen. 8. Jſt ſonſt nichts mehr bey den Dactyliſchen Verſen zu mercken? Es iſt nur noch dieſes einzige dabey zu behalten, daß zu den Dactyliſchen Verſen die Anapæſtiſchen gerech- net werden, und ſind ſie einander in allen Stuͤcken gantz gleich, auſſer daß bey den Anapæſtiſchen im An- fange eine Sylbe mehr iſt. z. e. Dieſer iſt Dactyliſch: Freuet euch alle mit froͤlichem Schalle. Dieſer Anapæſtiſch: Nun freuet euch alle mit froͤlichem Schalle. 9. Be- D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/53
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/53>, abgerufen am 29.03.2024.