Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Capitul
Wort (welches ein reines Echo heisset) widerholet,
oder ein gleichlautendes nach gesetzet wird, (welch es ein
unreines Echo heisset.) Am besten scheinet es wohl
zu seyn, wenn nicht das gantze Wort, sondern nur
etwas davon, welches jedoch einen rechten Verstand
haben muß, widerholet wird, weil ein Echo eben solchen
Gebrauch hat. Wir wollen Exempel von jeder Gat-
tung ansehen:

Exempel eines unreinen Echo:

Was bringet doch das Hertzen?
Echo: Schmertzen.
Was machen eitle Freuden?
E. Leyden.

Exempel eines reinen Echo:

Bistu ein Barbar oder Christ?
E. Christ.
Bistu ein Feind? Bistu ein Freund?
E. Freund.

Exempel eines noch reinern Echo:

Bistu ein Jesuita?
E. Ita.
Wo wird man dich denn loben?
E. Oben.

Siehe das Musen-Cabinet p. 1236. 1278.

36. Was folgt auf das Echo?

Die Cabbalistischen Verse, welche auch Para-
grammata
genennet werden, da man einige Wörter
nach unterschiedener Cabbala ausrechnet, was vor
eine Zahl aus deren Buchstaben heraus kommet, und
hernach andere Worte zusammen suchet, welche
eben eine solche Zahl ausmachen, doch hat man die

Frey-

Das IV. Capitul
Wort (welches ein reines Echo heiſſet) widerholet,
oder ein gleichlautendes nach geſetzet wird, (welch es ein
unreines Echo heiſſet.) Am beſten ſcheinet es wohl
zu ſeyn, wenn nicht das gantze Wort, ſondern nur
etwas davon, welches jedoch einen rechten Verſtand
haben muß, widerholet wird, weil ein Echo eben ſolchen
Gebrauch hat. Wir wollen Exempel von jeder Gat-
tung anſehen:

Exempel eines unreinen Echo:

Was bringet doch das Hertzen?
Echo: Schmertzen.
Was machen eitle Freuden?
E. Leyden.

Exempel eines reinen Echo:

Biſtu ein Barbar oder Chriſt?
E. Chriſt.
Biſtu ein Feind? Biſtu ein Freund?
E. Freund.

Exempel eines noch reinern Echo:

Biſtu ein Jeſuita?
E. Ita.
Wo wird man dich denn loben?
E. Oben.

Siehe das Muſen-Cabinet p. 1236. 1278.

36. Was folgt auf das Echo?

Die Cabbaliſtiſchen Verſe, welche auch Para-
grammata
genennet werden, da man einige Woͤrter
nach unterſchiedener Cabbala ausrechnet, was vor
eine Zahl aus deren Buchſtaben heraus kommet, und
hernach andere Worte zuſammen ſuchet, welche
eben eine ſolche Zahl ausmachen, doch hat man die

Frey-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitul</hi></fw><lb/>
Wort (welches ein reines <hi rendition="#aq">Echo</hi> hei&#x017F;&#x017F;et) widerholet,<lb/>
oder ein gleichlautendes nach ge&#x017F;etzet wird, (welch es ein<lb/>
unreines <hi rendition="#aq">Echo</hi> hei&#x017F;&#x017F;et.) Am be&#x017F;ten &#x017F;cheinet es wohl<lb/>
zu &#x017F;eyn, wenn nicht das gantze Wort, &#x017F;ondern nur<lb/>
etwas davon, welches jedoch einen rechten Ver&#x017F;tand<lb/>
haben muß, widerholet wird, weil ein <hi rendition="#aq">Echo</hi> eben &#x017F;olchen<lb/>
Gebrauch hat. Wir wollen Exempel von jeder Gat-<lb/>
tung an&#x017F;ehen:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Exempel eines unreinen</hi> <hi rendition="#aq">Echo:</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Was bringet doch das Hertzen?</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Echo</hi>: Schmertzen.</l><lb/>
            <l>Was machen eitle Freuden?</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">E.</hi> Leyden.</l>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Exempel eines reinen</hi> <hi rendition="#aq">Echo:</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Bi&#x017F;tu ein Barbar oder Chri&#x017F;t?</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">E.</hi> Chri&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Bi&#x017F;tu ein Feind? Bi&#x017F;tu ein Freund?</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">E.</hi> Freund.</l>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Exempel eines noch reinern</hi> <hi rendition="#aq">Echo:</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Bi&#x017F;tu ein <hi rendition="#aq">Je&#x017F;uita?</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">E. Ita.</hi> </l><lb/>
            <l>Wo wird man dich denn loben?</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">E.</hi> Oben.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Siehe das Mu&#x017F;en-Cabinet <hi rendition="#aq">p.</hi> 1236. 1278.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">36. Was folgt auf das <hi rendition="#aq">Echo</hi>?</hi> </head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cabbali&#x017F;ti</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;chen Ver&#x017F;e,</hi> welche auch <hi rendition="#aq">Para-<lb/>
grammata</hi> genennet werden, da man einige Wo&#x0364;rter<lb/>
nach unter&#x017F;chiedener <hi rendition="#aq">Cabbala</hi> ausrechnet, was vor<lb/>
eine Zahl aus deren Buch&#x017F;taben heraus kommet, und<lb/>
hernach andere Worte zu&#x017F;ammen &#x017F;uchet, welche<lb/>
eben eine &#x017F;olche Zahl ausmachen, doch hat man die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Frey-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0098] Das IV. Capitul Wort (welches ein reines Echo heiſſet) widerholet, oder ein gleichlautendes nach geſetzet wird, (welch es ein unreines Echo heiſſet.) Am beſten ſcheinet es wohl zu ſeyn, wenn nicht das gantze Wort, ſondern nur etwas davon, welches jedoch einen rechten Verſtand haben muß, widerholet wird, weil ein Echo eben ſolchen Gebrauch hat. Wir wollen Exempel von jeder Gat- tung anſehen: Exempel eines unreinen Echo: Was bringet doch das Hertzen? Echo: Schmertzen. Was machen eitle Freuden? E. Leyden. Exempel eines reinen Echo: Biſtu ein Barbar oder Chriſt? E. Chriſt. Biſtu ein Feind? Biſtu ein Freund? E. Freund. Exempel eines noch reinern Echo: Biſtu ein Jeſuita? E. Ita. Wo wird man dich denn loben? E. Oben. Siehe das Muſen-Cabinet p. 1236. 1278. 36. Was folgt auf das Echo? Die Cabbaliſtiſchen Verſe, welche auch Para- grammata genennet werden, da man einige Woͤrter nach unterſchiedener Cabbala ausrechnet, was vor eine Zahl aus deren Buchſtaben heraus kommet, und hernach andere Worte zuſammen ſuchet, welche eben eine ſolche Zahl ausmachen, doch hat man die Frey-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/98
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/98>, abgerufen am 28.03.2024.