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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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setzungsverhältnisses und in den Details von dem eben beschriebenen Apparate
abweicht.

Wenngleich noch mannigfache Meß- und Registir-Apparate construirt wurden,
wie z. B. von Brush, Swan u. s. w., so begnügen wir uns doch mit obigen
Beschreibungen, da die hierin getroffene Auswahl ein hinlänglich vollständiges
Bild der gegenwärtigen Entwicklung dieser Instrumente giebt, und wenden uns
nunmehr den praktischen Anwendungen der Elektricität zu.

III. Die praktischen Anwendungen der Elektrirität.
1. Das elektrische Licht.

Vor einer kurzen Reihe von Jahren noch von Wenigen gekannt, als brillantes
Experiment in den physikalischen Laboratorien oder als besonderer Beleuchtungs-
effect auf großen Bühnen vorgeführt, betrachten wir gegenwärtig das elektrische
Licht schon als etwas Alltägliches. Wie kommt es, daß nun im Verlaufe weniger
Jahre das früher unbeachtete elektrische Licht auf einmal als gefährlicher Concurrent
jeder anderen Beleuchtungsart auftritt? Als kleines Fünkchen zur Beleuchtung der
inneren Leibeshöhlungen, als mächtige Sonne auf dem sturmumbrausten Leucht-
thurme? Ist das elektrische Licht etwa erst in jüngster Zeit entdeckt worden?
Durchaus nicht; aber zahlreich und mannigfach waren die Schwierigkeiten, die nach
der Entdeckung des elektrischen Lichtes erst bewältigt werden mußten, bevor man
an eine ausgedehnte praktische Anwendung desselben denken konnte. Einen Theil
derselben lernten wir bereits kennen, theils in der Geschichte der Elektricität, theils
in jener der Elektricitäts-Generatoren. Bisher unbekannt geblieben ist uns Alles,
was sich auf jene Vorrichtungen und Apparate bezieht, durch welche Elektricität
in Licht umgewandelt wird; die Beschäftigung hiermit bildet daher unsere nächste
Aufgabe.

Das elektrische Licht in seiner historischen Entwicklung.

Versteht man unter elektrischem Lichte jede Art Lichtes, hervorgerufen durch
Elektricität, so müssen wir unsere Bekanntschaft mit dem elektrischen Lichte eine
sehr alte nennen. Wann und wo elektrisches Licht oder Leuchten zum erstenmale
wahrgenommen wurde, läßt sich dann auch nicht annähernd angeben, da ja auch
der Blitzstrahl nur ein überaus mächtiger elektrischer Funke ist. Auch eine andere
Art elektrischen Leuchtens, nämlich das Elmsfeuer, war bereits den Culturvölkern
des Alterthums bekannt; wir erinnern uns aus der Geschichte der Elektricität der
diesbezüglichen Berichte von Cäsar und Plinius (Seite 7). Freilich wußte man
damals noch nicht, daß diese Erscheinungen durch dasselbe Agens hervorgerufen
werden, welches wir heute mit dem Namen Elektricität bezeichnen.

Sehen wir hingegen von den elektrischen Lichterscheinungen in der Natur ab,
so haben wir die erste Beobachtung künstlich hervorgerufenen elektrischen Leuchtens
Otto von Guericke im siebzehnten Jahrhunderte zuzuschreiben. Der schwache
Lichtschein auf der geriebenen Schwefelkugel des Magdeburger Bürgermeisters war
das Morgenroth des neuen Lichtes. Es ist dies ein elektrisches Licht, bewirkt
durch Ausströmung der Elektricität in die Luft. Wir lernten derartige Erscheinungen,
mit mächtigeren Mitteln hervorgerufen, bereits kennen (Seite 142).

ſetzungsverhältniſſes und in den Details von dem eben beſchriebenen Apparate
abweicht.

Wenngleich noch mannigfache Meß- und Regiſtir-Apparate conſtruirt wurden,
wie z. B. von Bruſh, Swan u. ſ. w., ſo begnügen wir uns doch mit obigen
Beſchreibungen, da die hierin getroffene Auswahl ein hinlänglich vollſtändiges
Bild der gegenwärtigen Entwicklung dieſer Inſtrumente giebt, und wenden uns
nunmehr den praktiſchen Anwendungen der Elektricität zu.

III. Die praktiſchen Anwendungen der Elektrirität.
1. Das elektriſche Licht.

Vor einer kurzen Reihe von Jahren noch von Wenigen gekannt, als brillantes
Experiment in den phyſikaliſchen Laboratorien oder als beſonderer Beleuchtungs-
effect auf großen Bühnen vorgeführt, betrachten wir gegenwärtig das elektriſche
Licht ſchon als etwas Alltägliches. Wie kommt es, daß nun im Verlaufe weniger
Jahre das früher unbeachtete elektriſche Licht auf einmal als gefährlicher Concurrent
jeder anderen Beleuchtungsart auftritt? Als kleines Fünkchen zur Beleuchtung der
inneren Leibeshöhlungen, als mächtige Sonne auf dem ſturmumbrauſten Leucht-
thurme? Iſt das elektriſche Licht etwa erſt in jüngſter Zeit entdeckt worden?
Durchaus nicht; aber zahlreich und mannigfach waren die Schwierigkeiten, die nach
der Entdeckung des elektriſchen Lichtes erſt bewältigt werden mußten, bevor man
an eine ausgedehnte praktiſche Anwendung desſelben denken konnte. Einen Theil
derſelben lernten wir bereits kennen, theils in der Geſchichte der Elektricität, theils
in jener der Elektricitäts-Generatoren. Bisher unbekannt geblieben iſt uns Alles,
was ſich auf jene Vorrichtungen und Apparate bezieht, durch welche Elektricität
in Licht umgewandelt wird; die Beſchäftigung hiermit bildet daher unſere nächſte
Aufgabe.

Das elektriſche Licht in ſeiner hiſtoriſchen Entwicklung.

Verſteht man unter elektriſchem Lichte jede Art Lichtes, hervorgerufen durch
Elektricität, ſo müſſen wir unſere Bekanntſchaft mit dem elektriſchen Lichte eine
ſehr alte nennen. Wann und wo elektriſches Licht oder Leuchten zum erſtenmale
wahrgenommen wurde, läßt ſich dann auch nicht annähernd angeben, da ja auch
der Blitzſtrahl nur ein überaus mächtiger elektriſcher Funke iſt. Auch eine andere
Art elektriſchen Leuchtens, nämlich das Elmsfeuer, war bereits den Culturvölkern
des Alterthums bekannt; wir erinnern uns aus der Geſchichte der Elektricität der
diesbezüglichen Berichte von Cäſar und Plinius (Seite 7). Freilich wußte man
damals noch nicht, daß dieſe Erſcheinungen durch dasſelbe Agens hervorgerufen
werden, welches wir heute mit dem Namen Elektricität bezeichnen.

Sehen wir hingegen von den elektriſchen Lichterſcheinungen in der Natur ab,
ſo haben wir die erſte Beobachtung künſtlich hervorgerufenen elektriſchen Leuchtens
Otto von Guericke im ſiebzehnten Jahrhunderte zuzuſchreiben. Der ſchwache
Lichtſchein auf der geriebenen Schwefelkugel des Magdeburger Bürgermeiſters war
das Morgenroth des neuen Lichtes. Es iſt dies ein elektriſches Licht, bewirkt
durch Ausſtrömung der Elektricität in die Luft. Wir lernten derartige Erſcheinungen,
mit mächtigeren Mitteln hervorgerufen, bereits kennen (Seite 142).

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[596/0610] ſetzungsverhältniſſes und in den Details von dem eben beſchriebenen Apparate abweicht. Wenngleich noch mannigfache Meß- und Regiſtir-Apparate conſtruirt wurden, wie z. B. von Bruſh, Swan u. ſ. w., ſo begnügen wir uns doch mit obigen Beſchreibungen, da die hierin getroffene Auswahl ein hinlänglich vollſtändiges Bild der gegenwärtigen Entwicklung dieſer Inſtrumente giebt, und wenden uns nunmehr den praktiſchen Anwendungen der Elektricität zu. III. Die praktiſchen Anwendungen der Elektrirität. 1. Das elektriſche Licht. Vor einer kurzen Reihe von Jahren noch von Wenigen gekannt, als brillantes Experiment in den phyſikaliſchen Laboratorien oder als beſonderer Beleuchtungs- effect auf großen Bühnen vorgeführt, betrachten wir gegenwärtig das elektriſche Licht ſchon als etwas Alltägliches. Wie kommt es, daß nun im Verlaufe weniger Jahre das früher unbeachtete elektriſche Licht auf einmal als gefährlicher Concurrent jeder anderen Beleuchtungsart auftritt? Als kleines Fünkchen zur Beleuchtung der inneren Leibeshöhlungen, als mächtige Sonne auf dem ſturmumbrauſten Leucht- thurme? Iſt das elektriſche Licht etwa erſt in jüngſter Zeit entdeckt worden? Durchaus nicht; aber zahlreich und mannigfach waren die Schwierigkeiten, die nach der Entdeckung des elektriſchen Lichtes erſt bewältigt werden mußten, bevor man an eine ausgedehnte praktiſche Anwendung desſelben denken konnte. Einen Theil derſelben lernten wir bereits kennen, theils in der Geſchichte der Elektricität, theils in jener der Elektricitäts-Generatoren. Bisher unbekannt geblieben iſt uns Alles, was ſich auf jene Vorrichtungen und Apparate bezieht, durch welche Elektricität in Licht umgewandelt wird; die Beſchäftigung hiermit bildet daher unſere nächſte Aufgabe. Das elektriſche Licht in ſeiner hiſtoriſchen Entwicklung. Verſteht man unter elektriſchem Lichte jede Art Lichtes, hervorgerufen durch Elektricität, ſo müſſen wir unſere Bekanntſchaft mit dem elektriſchen Lichte eine ſehr alte nennen. Wann und wo elektriſches Licht oder Leuchten zum erſtenmale wahrgenommen wurde, läßt ſich dann auch nicht annähernd angeben, da ja auch der Blitzſtrahl nur ein überaus mächtiger elektriſcher Funke iſt. Auch eine andere Art elektriſchen Leuchtens, nämlich das Elmsfeuer, war bereits den Culturvölkern des Alterthums bekannt; wir erinnern uns aus der Geſchichte der Elektricität der diesbezüglichen Berichte von Cäſar und Plinius (Seite 7). Freilich wußte man damals noch nicht, daß dieſe Erſcheinungen durch dasſelbe Agens hervorgerufen werden, welches wir heute mit dem Namen Elektricität bezeichnen. Sehen wir hingegen von den elektriſchen Lichterſcheinungen in der Natur ab, ſo haben wir die erſte Beobachtung künſtlich hervorgerufenen elektriſchen Leuchtens Otto von Guericke im ſiebzehnten Jahrhunderte zuzuſchreiben. Der ſchwache Lichtſchein auf der geriebenen Schwefelkugel des Magdeburger Bürgermeiſters war das Morgenroth des neuen Lichtes. Es iſt dies ein elektriſches Licht, bewirkt durch Ausſtrömung der Elektricität in die Luft. Wir lernten derartige Erſcheinungen, mit mächtigeren Mitteln hervorgerufen, bereits kennen (Seite 142).

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/610>, abgerufen am 29.03.2024.