Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
8.
Wie heiß mir auch im Herzen brenne
Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit,
Ich dankbar doch und laut erkenne
Der ird'schen Tage Seligkeit.
9.
Hier grub man eine Jungfrau ein;
Ihr Geist stieg auf zum ew'gen Licht.
Da fühlte sich kein Engel rein,
Sie deckten zu ihr Angesicht.
10.
Tiefbrennend ist der Kinder Schmerz,
Wenn sie vereint der Aeltern Grab;
Denn schwer nur löset sich das Herz
Von seines Lebens Wurzeln ab.
Doch blutet heißer noch die Wunde,
Wenn theure Mitgeborne schwinden,
Wenn die Gefährten jeder Stunde
Sich nun auf Erden nicht mehr finden.
Was aber gleichet dessen Leiden,
Der holde Kinder überlebt,
Dem Gegenwart und Zukunft scheiden,
Der Glück und Hoffnung sich begräbt?
11.
Wo sich der Menschheit Räthsel lösen,
Wo Gutes scheidet rein vom Bösen,
8.
Wie heiß mir auch im Herzen brenne
Die Sehnſucht nach Unſterblichkeit,
Ich dankbar doch und laut erkenne
Der ird’ſchen Tage Seligkeit.
9.
Hier grub man eine Jungfrau ein;
Ihr Geiſt ſtieg auf zum ew’gen Licht.
Da fühlte ſich kein Engel rein,
Sie deckten zu ihr Angeſicht.
10.
Tiefbrennend iſt der Kinder Schmerz,
Wenn ſie vereint der Aeltern Grab;
Denn ſchwer nur löſet ſich das Herz
Von ſeines Lebens Wurzeln ab.
Doch blutet heißer noch die Wunde,
Wenn theure Mitgeborne ſchwinden,
Wenn die Gefährten jeder Stunde
Sich nun auf Erden nicht mehr finden.
Was aber gleichet deſſen Leiden,
Der holde Kinder überlebt,
Dem Gegenwart und Zukunft ſcheiden,
Der Glück und Hoffnung ſich begräbt?
11.
Wo ſich der Menſchheit Räthſel löſen,
Wo Gutes ſcheidet rein vom Böſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0398" n="384"/>
              </div>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#b">8</hi>.<lb/></head>
                <lg type="poem">
                  <l>Wie heiß mir auch im Herzen brenne</l><lb/>
                  <l>Die Sehn&#x017F;ucht nach Un&#x017F;terblichkeit,</l><lb/>
                  <l>Ich dankbar doch und laut erkenne</l><lb/>
                  <l>Der ird&#x2019;&#x017F;chen Tage Seligkeit.</l><lb/>
                </lg>
              </div>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#b">9</hi>.<lb/></head>
                <lg type="poem">
                  <l>Hier grub man eine Jungfrau ein;</l><lb/>
                  <l>Ihr Gei&#x017F;t &#x017F;tieg auf zum ew&#x2019;gen Licht.</l><lb/>
                  <l>Da fühlte &#x017F;ich kein Engel rein,</l><lb/>
                  <l>Sie deckten zu ihr Ange&#x017F;icht.</l><lb/>
                </lg>
              </div>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#b">10</hi>.<lb/></head>
                <lg type="poem">
                  <l>Tiefbrennend i&#x017F;t der Kinder Schmerz,</l><lb/>
                  <l>Wenn &#x017F;ie vereint der Aeltern Grab;</l><lb/>
                  <l>Denn &#x017F;chwer nur lö&#x017F;et &#x017F;ich das Herz</l><lb/>
                  <l>Von &#x017F;eines Lebens Wurzeln ab.</l><lb/>
                  <l>Doch blutet heißer noch die Wunde,</l><lb/>
                  <l>Wenn theure Mitgeborne &#x017F;chwinden,</l><lb/>
                  <l>Wenn die Gefährten jeder Stunde</l><lb/>
                  <l>Sich nun auf Erden nicht mehr finden.</l><lb/>
                  <l>Was aber gleichet de&#x017F;&#x017F;en Leiden,</l><lb/>
                  <l>Der holde Kinder überlebt,</l><lb/>
                  <l>Dem Gegenwart und Zukunft &#x017F;cheiden,</l><lb/>
                  <l>Der Glück und Hoffnung &#x017F;ich begräbt?</l><lb/>
                </lg>
              </div>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#b">11</hi>.<lb/></head>
                <lg type="poem">
                  <lg n="1">
                    <l>Wo &#x017F;ich der Men&#x017F;chheit Räth&#x017F;el lö&#x017F;en,</l><lb/>
                    <l>Wo Gutes &#x017F;cheidet rein vom Bö&#x017F;en,</l><lb/>
                  </lg>
                </lg>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0398] 8. Wie heiß mir auch im Herzen brenne Die Sehnſucht nach Unſterblichkeit, Ich dankbar doch und laut erkenne Der ird’ſchen Tage Seligkeit. 9. Hier grub man eine Jungfrau ein; Ihr Geiſt ſtieg auf zum ew’gen Licht. Da fühlte ſich kein Engel rein, Sie deckten zu ihr Angeſicht. 10. Tiefbrennend iſt der Kinder Schmerz, Wenn ſie vereint der Aeltern Grab; Denn ſchwer nur löſet ſich das Herz Von ſeines Lebens Wurzeln ab. Doch blutet heißer noch die Wunde, Wenn theure Mitgeborne ſchwinden, Wenn die Gefährten jeder Stunde Sich nun auf Erden nicht mehr finden. Was aber gleichet deſſen Leiden, Der holde Kinder überlebt, Dem Gegenwart und Zukunft ſcheiden, Der Glück und Hoffnung ſich begräbt? 11. Wo ſich der Menſchheit Räthſel löſen, Wo Gutes ſcheidet rein vom Böſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/398
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/398>, abgerufen am 29.03.2024.