Memoiren eines preußischen Offiziers. Herausge¬ geben von C. Herloßsohn. Leipzig, 1833. Zwei Theile. 12.
Der Herausgeber deutet in dem Vorworte mit ver¬ ständiger Einsicht den nicht zu verkennenden Werth sol¬ cher Denkschriften an, welche auf untern Stufen des Lebens und der Bildung dennoch ein eignes und in seiner ächten Wirklichkeit stets betrachtungswürdiges Da¬ sein abspiegeln, und selbst den größeren Geschichtsereig¬ nissen im Widerscheine der persönlichen und örtlichen Einzelheiten oft eine ganz neue und überraschende Fär¬ bung leihen, die den Gang und Gehalt des Geschehenen nicht selten besser einsehen läßt, als manches weitaus¬ holende Darlegen und Erklären in's Allgemeine hin. Aus diesem Gesichtspunkte zeigen wir dieses kleine Buch gern als eine Vermehrung der schon bekannten Familie der Feldjäger, des Deutschen Gil-Blas u. s. w. an, um welche sich Goethe fast zuerst ein so großes Ver¬ dienst erworben.
An der Aechtheit dieser Memoiren haben wir keinen Zweifel; als Dichtung wären sie das größte Beispiel von Enthaltsamkeit, das ein Autor je geben könnte, denn überall herrscht darin das Wirkliche nur als solches, und verschmäht jeden Zusatz von Abentheuerlichem und
Memoiren eines preußiſchen Offiziers. Herausge¬ geben von C. Herloßſohn. Leipzig, 1833. Zwei Theile. 12.
Der Herausgeber deutet in dem Vorworte mit ver¬ ſtaͤndiger Einſicht den nicht zu verkennenden Werth ſol¬ cher Denkſchriften an, welche auf untern Stufen des Lebens und der Bildung dennoch ein eignes und in ſeiner aͤchten Wirklichkeit ſtets betrachtungswuͤrdiges Da¬ ſein abſpiegeln, und ſelbſt den groͤßeren Geſchichtsereig¬ niſſen im Widerſcheine der perſoͤnlichen und oͤrtlichen Einzelheiten oft eine ganz neue und uͤberraſchende Faͤr¬ bung leihen, die den Gang und Gehalt des Geſchehenen nicht ſelten beſſer einſehen laͤßt, als manches weitaus¬ holende Darlegen und Erklaͤren in's Allgemeine hin. Aus dieſem Geſichtspunkte zeigen wir dieſes kleine Buch gern als eine Vermehrung der ſchon bekannten Familie der Feldjaͤger, des Deutſchen Gil-Blas u. ſ. w. an, um welche ſich Goethe faſt zuerſt ein ſo großes Ver¬ dienſt erworben.
An der Aechtheit dieſer Memoiren haben wir keinen Zweifel; als Dichtung waͤren ſie das groͤßte Beiſpiel von Enthaltſamkeit, das ein Autor je geben koͤnnte, denn uͤberall herrſcht darin das Wirkliche nur als ſolches, und verſchmaͤht jeden Zuſatz von Abentheuerlichem und
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Memoiren eines preußiſchen Offiziers. Herausge¬
geben von C. Herloßſohn. Leipzig, 1833.
Zwei Theile. 12.
Der Herausgeber deutet in dem Vorworte mit ver¬
ſtaͤndiger Einſicht den nicht zu verkennenden Werth ſol¬
cher Denkſchriften an, welche auf untern Stufen des
Lebens und der Bildung dennoch ein eignes und in
ſeiner aͤchten Wirklichkeit ſtets betrachtungswuͤrdiges Da¬
ſein abſpiegeln, und ſelbſt den groͤßeren Geſchichtsereig¬
niſſen im Widerſcheine der perſoͤnlichen und oͤrtlichen
Einzelheiten oft eine ganz neue und uͤberraſchende Faͤr¬
bung leihen, die den Gang und Gehalt des Geſchehenen
nicht ſelten beſſer einſehen laͤßt, als manches weitaus¬
holende Darlegen und Erklaͤren in's Allgemeine hin.
Aus dieſem Geſichtspunkte zeigen wir dieſes kleine Buch
gern als eine Vermehrung der ſchon bekannten Familie
der Feldjaͤger, des Deutſchen Gil-Blas u. ſ. w. an,
um welche ſich Goethe faſt zuerſt ein ſo großes Ver¬
dienſt erworben.
An der Aechtheit dieſer Memoiren haben wir keinen
Zweifel; als Dichtung waͤren ſie das groͤßte Beiſpiel
von Enthaltſamkeit, das ein Autor je geben koͤnnte, denn
uͤberall herrſcht darin das Wirkliche nur als ſolches,
und verſchmaͤht jeden Zuſatz von Abentheuerlichem und
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/410>, abgerufen am 29.03.2024.
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